Eine Medaille im Visier

Saarbrücken · Er weiß, was ihn erwartet. Und er weiß, dass er die Besten der Welt schlagen muss, um sein großes Ziel zu erreichen. Aber Badmintonspieler Marc Zwiebler vom BC Bischmisheim fühlt sich bereit. Rio kann kommen.

Aller guten Dinge sind drei. Auf dieses Sprichwort hofft auch Badminton-Profi Marc Zwiebler. Nachdem für ihn 2008 in Peking und 2012 in London jeweils im Achtelfinale Schluss war, startet er am Donnerstag mit erneut hohen Ambitionen zu seinen dritten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro - inklusive einer Premiere.

"Ich kann dieses Jahr erstmals an der Eröffnungsfeier teilnehmen", sagt der 32-jährige Einzelspezialist vom deutschen Mannschaftsmeister BC Bischmisheim: "Ich freue mich auf die Atmosphäre im Olympiastadion. Da merkt man, dass es endlich richtig los geht." Dass er sich im Qualifikationsjahr sogar einen Setzplatz für Rio de Janeiro erspielt hat, war lange nicht zu erwarten.

Frühes Duell mit Axelsen droht

Zwiebler hatte immer wieder mit Problemen an der Achillessehne zu kämpfen. "Bis auf eine Rückenverletzung vor über zehn Jahren habe ich mich nie schwerer verletzt. Das Jahr 2015 war aber zum In-die-Tonne-treten", erzählt er. Mitten in der Olympia-Qualifikation - vom 1. Juni 2015 bis zum 31. Mai konnten Ranglistenpunkte erspielt werden- musste er immer wieder Wettkampf- und Trainingspausen einlegen, weil sein Körper regelrecht streikte.

Doch das Quälen hat sich gelohnt. Er sei heute "körperlich fitter denn je". Mit Setzplatz zwölf wurde ihm am vergangenen Mittwoch als Gruppenkopf in der Vorrunde der Ire Scott Evans und der Brasilianer Ygor Coelho de Oliveira zugelost. Nur der Gewinner der Gruppe zieht dabei ins Achtelfinale ein. "Es hätte mich bei der Auslosung besser und schlimmer treffen können. Gegen Evans habe ich schon oft gespielt und noch nie verloren, er ist aber ein sehr unangenehmer Gegner", schätzt Zwiebler ein.

Sollte er sich in der Gruppe durchsetzen, wartet wahrscheinlich ein echter Brocken auf ihn: der amtierende Europameister Viktor Axelsen aus Dänemark. "Der hat eine richtig schwere Gruppe erwischt. Nachdem ich in diesem Jahr im EM-Halbfinale knapp gegen ihn verloren habe, hätte ich aber nichts gegen eine Revanche", erzählt der deutsche Rekordmeister und lacht.

Generell will Zwiebler in Rio Schritt für Schritt denken und besonders seine Vorrundengegner nicht unterschätzen. In den K.o.-Spielen ist ihm dann aber immer alles zuzutrauen. Es gibt weltweit nur wenige Spieler, die er noch nicht besiegen konnte. Daher ist er auch bei den Topspielern in Asien gefürchtet. Trotzdem hat es für den gebürtigen Bonner noch nie zu einer WM- oder Olympiamedaille gereicht. Das soll sich möglichst in Rio ändern. "Wenn nicht jetzt, wann dann? Eine Medaille muss für alle deutschen Badmintonspieler das Ziel sein", sagt er, ergänzt aber: "Sollte es nicht klappen, ist es auch kein Weltuntergang. Die Konkurrenz ist sehr stark." Es sei aber ein großer Traum, bei seinen vermutlich letzten Spielen auf dem Treppchen zu stehen. Das deutsche Team versuche alles, "damit wir Sportler bestens gewappnet in das Turnier gehen".

Zwiebler setzt auf Teamgeist

Obwohl Badminton ein Individualsport ist, spricht Zwiebler dem Mannschaftsgedanken eine große Rolle zu. "Wir trainieren alle miteinander. Man hilft und unterstützt sich - das ist schon sehr wichtig", sagt der Europameister von 2012 und verweist unter anderem auf seine Bischmisheimer Kollegen Michael Fuchs und Johannes Schöttler, die ebenfalls in Brasilien dabei sind. Er selbst wolle den jüngeren Sportlern auch durch seine Erfahrung helfen.

Doch auch für ihn selbst könnte die langjährige Erfahrung von Weltturnieren wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften eine wichtige Rolle spielen. Nach dem Testwettkampf im vergangenen Jahr in der Olympia-Halle, an dem Zwiebler selbst nicht teilnahm, wurde vom Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbands, Martin Kranitz, ein starker Wind von oben beschrieben. Auf diese schwierigen Bedingungen gilt es sich einzustellen. "Wir sind alle Profis und haben fünf Tage Zeit, uns zu akklimatisieren", wiegelt der Saarbrücker ab. Schließlich hat er bei seinem ersten Brasilien-Aufenthalt Großes vor. Aller guten Dinge sind nun mal drei.

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