Bewunderung eines Rohdiamanten

Saarlouis · Tim Suton ist erst 17 Jahre alt geworden, aber schon Leistungsträger des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis über eine gesamte Saison hinweg. Das macht ihn zu einem Ausnahme-Talent.

 Christian Schwarzer. Foto: Ruppenthal

Christian Schwarzer. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Bundestrainer Martin Heuberger ist voll des Lobes: "Er ist das Ausnahmetalent des letzten Jahres." Heubergers Vorgänger Heiner Brand, 1978 Handball-Weltmeister als Spieler und 2007 als Bundestrainer, aktueller Manager für Nachwuchsförderung beim Deutschen Handballbund (DHB), sagt überschwänglich: "Wir hoffen, dass seine sensationelle Entwicklung so weitergeht." Und Christian Schwarzer, Weltmeister von 2007 und DHB-Jugendkoordinator, sagt: "Er erinnert mich an Nikola Karabatic." Und der war 2007 immerhin Welthandballer.

Die drei prominenten Handball-Größen äußern sich im Gespräch mit der SZ zu dem vielleicht größten Talent, das der deutsche Handball derzeit zu bieten. Zu einem Rohdiamanten, der seit dem 8. Mai gerade 17 Jahre alt ist. Zu Tim Suton. Rückraumspieler, Torjäger und Leistungsträger des Zweitligisten HG Saarlouis.

Seinen derzeitigen Status hat sich Suton durch die an diesem Samstag mit dem Heimspiel gegen den EHV Aue (19.30 Uhr, Stadtgartenhalle) endende Saison erarbeitet. In einer Mannschaft, die lange um den Klassenverbleib kämpfte, ragte er immer wieder heraus. Mit bisher 173 Toren ist er beste Schütze der HG und insgesamt der zwölftbeste der Liga. Kurios: Als Jugendspieler wird er bei der Handball-Bundesliga (HBL) in den offiziellen Statistiken gar nicht geführt. Weder im Kader der HG, noch in der Torjäger-Statistik.

"Ich bin sehr, sehr erstaunt darüber, dass er regelmäßig super Spiele abliefert", lobt der Niederwürzbacher Schwarzer: "Komischerweise kann er sich in unserer Junioren-Nationalmannschaft nicht so überragend durchsetzen. In der 2. Liga nutzt seine Unbekümmertheit." Dass er dort noch immer ein Überraschungsmoment für sich nutzen kann, obwohl ihn die gegnerischen Trainer und Spieler auf der Rechnung haben, steht für Tims Weiterentwicklung. "Es wäre vermessen zu sagen, dass ich so etwas erwartet hätte", sagt Vater und Vereinstrainer Goran Suton: "Erstaunlich ist, dass er sich rasant und vor allem konstant weiterentwickelt hat."

Dass Tim Suton ein richtig Großer werden kann, trauen ihm alle eingangs zitierten Experten zu. "Mir fällt im Augenblick niemand ein", antwortet Heiner Brand auf die Frage, ob es schon einmal einen wie Tim in Deutschland gab: "Es ist ohnehin schon selten, dass jemand im so jungen Alter auch körperlich schon so weit ist, dass er überhaupt die Möglichkeit hat, in der 2. Liga mitzuspielen. Er kann sicherlich noch viel erreichen." Dafür müsse man weiter hart an seiner Entwicklung arbeiten, was zumindest in der nächsten Saison noch in Saarlouis gemacht wird, wo er das Max-Planck-Gymnasium besucht. "Das Umfeld passt. Er ist dort schon noch ganz gut aufgehoben", sagt Martin Heuberger, den wie Brand und Schwarzer die körperlichen Voraussetzungen, aber auch die "handballerischen Qualitäten" beeindrucken: "An dem Jungen werden wir noch viel Spaß haben. In ihm steckt jede Menge Potenzial, aber er weiß auch, dass er noch einiges tun muss", sagt Heuberger: "Irgendwann hoffe ich, ihn in der A-Nationalmannschaft zu haben."

Die Chance ist da. Tim besitzt zwar wie sein Vater die Staatsangehörigkeiten von Bosnien-Herzegowina und von Kroatien. Als gebürtiger Deutscher (Kirchheim unter Teck) hat er aber auch die deutsche. Mit 18 Jahren muss er sich für eine entscheiden - wahrscheinlich für die deutsche. "Es ist für jeden Sportler eine Ehre, und mich freut die Aufmerksamkeit", sagt Suton: "Das ist ja eine Art der Bestätigung, und das freut mich." Und natürlich auch die HG Saarlouis, die ein frisches, junges Gesicht hat, das Identifikation schafft und zeigt, dass der Weg des Vereins nicht im Mittelfeld der 2. Bundesliga enden muss.

Bisher musste Tim Suton in der Schule noch keine Autogramme geben. Wenn er seine rasante Entwicklung fortsetzen kann und von Verletzungen verschont bleibt, wird sich das ändern. So war es auch bei Nikola Karabatic, der inzwischen beim FC Barcelona spielt. Und weil Suton ab der neuen Runde offiziell Vertragsspieler und kein Jugendspieler mehr ist, taucht er auch in den offiziellen Statistiken der Liga auf. Vermutlich weit vorne.

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