Eine Nummer zu groß

Paris · Die wundersame Reise des Tommy Haas bei den French Open endete im Viertelfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic. Lautstark hatte der 35-Jährige versucht, sich ins Spiel zu kämpfen.

Zwei Sätze lang schimpfte sich Tommy Haas durchs Match mit Novak Djokovic, er kämpfte bis zur Bauchlandung - und doch endete seine wundersame Reise bei den French Open im Viertelfinale. Der deutsche Routinier unterlag dem Weltranglistenersten aus Serbien nach 2:13 Stunden 3:6, 6:7 (5:7), 5:7 und verpasste es, nach vier Jahren Abstinenz zum fünften Mal ins Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers einzuziehen.

Dort steht Djokovic zum zwölften Mal in Serie. Der sechsmalige Champion, dem nur noch der Titel in Paris in seiner Grand-Slam-Kollektion fehlt, zeigte gegen Haas sein bestes Spiel im Turnier und revanchierte sich für die Niederlage im März in Miami. "Tommy ist immer ein sehr gefährlicher Gegner mit viel Qualität, sehr erfahren und sehr aggressiv", lobte Djokovic, der im Halbfinale morgen in der Neuauflage des Endspiels 2012 auf Sandplatzkönig Rafael Nadal (Spanien) trifft. Der Titelverteidiger deklassierte Stanislas Wawrinka (Schweiz) 6:2, 6:3, 6:1 und bleibt auch nach dem zehnten Duell ohne Satzverlust gegen den Schweizer. Im anderen Halbfinale stehen Roger-Federer-Bezwinger Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) und David Ferrer (Spanien).

Haas hatte sich viel vorgenommen, wollte unbedingt einen guten Start erwischen und Djokovic unter Druck setzen. Als sein neun Jahre jüngerer Kontrahent dies nicht zuließ und auch aus der Defensive oft die bessere Antwort besaß, fing Haas an zu meckern. Er schimpfte auf seine Schuhe, er schimpfte auf seine Nervosität, er schimpfte auf sich selbst. "Scheibenkleister" war Mitte des ersten Satzes noch der harmloseste Ausruf des gebürtigen Hamburgers.

Auch im zweiten Satz versuchte sich der 35-Jährige ins Spiel zu quatschen, landete nach einem Ausrutscher jedoch erst mal im Sand. "Das ist einfach schlecht", klagte er. Oftmals in seiner Karriere hatte er diese Ausbrüche in positive Energie verwandelt. Doch Djokovic mit der stoischen Ruhe konnte Haas diesmal nichts anhaben. Selbst dann nicht, als Haas im Tiebreak 4:2 führte und von der Mehrzahl der Zuschauer mit "Tommy, Tommy"-Rufen angefeuert wurde.

Die "Welle", die Haas in Roland Garros so "gerne weiter reiten" wollte, brach endgültig Ende des dritten Satzes, als er seinen Aufschlag zum dritten Mal in diesem Durchgang zum 5:6 verlor. Sein Widerstand war gebrochen. Eindruck hinterlassen hat er trotzdem, auch bei Wimbledonsieger Michael Stich, dessen Finaleinzug im Jahr 1996 der letzte deutsche Höhepunkt in Paris bleibt. "Ich traue ihm einen Wimbledonsieg zu", sagte Stich.

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