Zu viel Dioxin im Rindfleisch

Saarbrücken. Die SPD im Saar-Landtag wirft der Landesregierung vor, überhöhte Dioxinwerte im Rindfleisch vertuscht zu haben. Diese Feststellung traf gestern die verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion, Isolde Ries, nach der Lektüre der Regierungs-Antwort auf ihre parlamentarische Anfrage zum bundesweiten Dioxin-Skandal um die Jahreswende

Saarbrücken. Die SPD im Saar-Landtag wirft der Landesregierung vor, überhöhte Dioxinwerte im Rindfleisch vertuscht zu haben. Diese Feststellung traf gestern die verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion, Isolde Ries, nach der Lektüre der Regierungs-Antwort auf ihre parlamentarische Anfrage zum bundesweiten Dioxin-Skandal um die Jahreswende. Ries: "In zwei von zehn Rindfleisch-Proben wurden im Saarland die Höchstwerte für Dioxin oder dioxin-ähnliche PCBs überschritten." Bei diesen chemischen Verbindungen handelt es sich um giftige und krebsauslösende Stoffe.Ries wollte Ende Januar mit einer parlamentarischen Anfrage Klarheit über mögliche Auswirkungen von verunreinigten Futtermitteln auf das Saarland. Durch die über 80 Seiten umfassende Antwort sieht sich die Abgeordnete in ihrer Auffassung bestätigt, dass die Landesregierung "durch lange, verwirrende und bewusst missverständliche Erklärungen versucht hat, diese Tatsachen zu verschleiern". Ries bringt es auf den Punkt: "Informationspolitik als Vertuschungspolitik." Die SPD-Politikerin übt scharfe Kritik an Verbraucherschutzminister Georg Weisweiler (FDP), der der Bevölkerung in Sachen Dioxinbelastung stets eine Beruhigungspille verabreicht habe: Im Saarland sei alles in bester Ordnung.

Nach Darstellung von Ries sei während des bundesweiten Skandals im Jahr 2010 kein einziges Lebensmittel im Auftrag der Landesregierung auf Dioxin getestet worden. Auf unterschiedlichen Höfen im Saarland wurden lediglich zehn Proben gezogen, die ersten im Mai. Zur Analyse kamen sie jedoch erst Ende Januar 2011. "Was kann man nach solch langer Zeit zur Gefahrenabwehr überhaupt noch tun?", fragt Ries. Das Tierfutter sei längst verfüttert, und das Fleisch längst gegessen. Wie aus der Antwort der Landesregierung hervor geht, wurden in einer Probe 6,9 und in einer anderen 5,4 Picogramm (ein billionstell Gramm) Dioxin oder dioxin-ähnliche PCBs pro Gramm Fett gemessen. Der Höchstwert: 4,5 pg/g Fett. Die Überschreitung beim niedrigeren Wert liege nach Auffassung der Regierung im Bereich der Messunsicherheit. Ries winkt ab: "Da ist getrickst worden", wettert sie. "Jede Überschreitung gefährdet die Gesundheit." "Erst gemessen, dann gegessen", müsse es heißen.

Ministeriums-Sprecherin Nele Scharfenberg erklärte auf SZ-Anfrage, der Hof mit dem 6,9-Grenzwert stehe unter Kontrolle. Bevor das Fleisch zum Verkauf freigegeben werde, würden Proben gezogen. Scharfenberg sagte ergänzend, das Ministerium werde in diesem Jahr im Saarland über 50 Proben auf dioxin-ähnliche PCBs vornehmen.

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