Steine voller Licht und Bewegung "Ich habe eine Vorliebe für den Detailbereich"

Beckingen. Irgendwie muten die Skulpturen von Livia Kubach und Michael Kropp architektonisch an. Das mag an der künstlerischen Vorgehensweise liegen, denn die beiden zersetzen ihre tiefschwarzen Granitsteine mit Bohrungen und Sägeschnitten, um die ausgehöhlten oder ausgeschnitten Teile dann wieder auf neue Weise in die Restform des Steines zu integrieren

 Livia Kubach und Michael Kropp mit einer ihrer Skulpturen. Foto: SZ

Livia Kubach und Michael Kropp mit einer ihrer Skulpturen. Foto: SZ

Beckingen. Irgendwie muten die Skulpturen von Livia Kubach und Michael Kropp architektonisch an. Das mag an der künstlerischen Vorgehensweise liegen, denn die beiden zersetzen ihre tiefschwarzen Granitsteine mit Bohrungen und Sägeschnitten, um die ausgehöhlten oder ausgeschnitten Teile dann wieder auf neue Weise in die Restform des Steines zu integrieren. Ein konstruktiver, rhythmischer Formaufbau, der in vielen Skulpturen die geometrische Außenform bewahrt. So sind ihre "Steine für das Licht" etwa systematisch durchlöcherte, teils kreisförmige Scheiben und Stelen im rechteckigen Stein-Rahmen. Sie öffnen sich zum Umfeld und lassen das Licht in unterschiedlichen Bündelungen und Richtungen einfallen, wodurch der Eindruck von Bewegung entsteht. Säuleninseln aus GranitUnd genau auf dieses Prinzip der Bewegung kommt es ihnen an. Es ist ihnen so wichtig, dass sie es bis zu tatsächlich beweglichen Steinskulpturen weitergeführt haben. Aus Kugelsegmenten aus schwarzem indischem Granit haben sie "Säuleninseln" gearbeitet, die auf Bohrkernen ruhen, die noch vor der Formgebung aus dem Steinblock herausgearbeitet wurden. Sie wurden in die bearbeitete halbrunde "Insel" zurück gebracht und sorgen nun dafür, dass sie sich bei Berührung sachte bewegen und dabei leise klingen. Damit besitzen diese mit großer handwerklicher Perfektion gefertigten Arbeiten ähnlichen Instrumentencharakter wie ihre "Klanginseln" aus dunkelbraunem belgischem Marmor. Auch hier haben sie mit einer ausgeklügelten Methode formschöne Steine geschaffen, die Klang durch Bewegung als künstlerischen Ausdruck der Zeit ins Werk integrieren. redFrau Kubach, Sie waren Meisterschülerin von Günther Uecker, der vor allem durch seine reliefartigen Nagelbilder international bekannt wurde. Welchen Einfluss hatte er auf Ihre künstlerische Entwicklung?Livia Kubach: Ich habe in einer Zeit der absoluten Freiheit studiert, als die Professoren nur anwesend waren, wenn man sie darum bat. Da meine Eltern bereits Künstler waren (das Künstlerpaar Kubach-Wilmsen) und ich von Anfang an wusste, was ich will, ließ mich Günther Uecker einfach machen. Es gibt wohl Ähnlichkeiten im Formalen, aber im Inhaltlichen sind wir ganz verschieden. Sie arbeiten ja als Künstlerpaar. Hat da jeder von Ihnen bestimmte Aufgaben? Wenn ja welche sind das? Kubach: Ähnlich der klassischen Geschlechtertrennung übernimmt Michael gerne die schweren Maschinenarbeiten, und ich habe eine Vorliebe für den Detailbereich und die Ideenfindung. Doch prinzipiell machen wir beide alles und es gibt in den Arbeitsbereichen keine Trennung.

Auf einen BlickZur Person: Livia Kubach ist Jahrgang 1966, Michael Kropp wurde 1960 geboren. Kubach studierte von 1987 bis 1994 Bildhauerei an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Tony Cragg und Günther Uecker. Michael Kropp studierte Sozialpädagogik bis 1991, ist zudem Musiker und als Künstler Autodidakt. Seit dem Jahr 1992 leben und arbeiten die beiden gemeinsam in Bad Münster am Stein. red

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