Unsere Woche Solidarisch mit Katze Lotte

Zur Heiligen Nacht, so wird sich erzählt, sprechen die Tiere. In der Sprache der Menschen tragen sie  die Botschaft des Friedens in die Welt. Selbstverständlich verstehen nur diejenigen das Gesagte, die dafür auch offen sind.

 Thorsten Grim

Thorsten Grim

Foto: SZ/Robby Lorenz

Meinem Hund gegenüber bin ich besonders aufgeschlossen. Darum höre ich sie – Pancha ist eine feurige Spanierin, die ähnlich lispelt wie der gestiefelte Kater in Shrek 2 – auch das ganze Jahr über quatschen. Telepathisch hackt sie sich in meine Gedanken. Aber nicht nur, um mich dazu zu bringen, sie oft und reichlich mit „Geschnäks“ aus der stets gut gefüllten Leckerli-Schublade zu bescheren. Manchmal führen wir auch ernsthafte Unterhaltungen. So kamen wir neulich auf das Ansinnen niederländischer Juristen zu sprechen. Die nämlich wollen Katzen einsperren. Weil sie eine Gefahr für bedrohte Arten seien. Da könne sie nur lachen, meinte Pancha. „Nehmen wir zum Beispiel mal unsere Lotte“, meinte sie. Lotte ist, das muss dazu gesagt werden, Panchas Katze. Ein kleiner Wildfang. Ein Freigänger, den man nicht einsperren möchte. Zumindest dann nicht, wenn einem das eigene Leben und eine intakte Wohnungseinrichtung nicht völlig gleichgültig sind. „Wenn die mit ihrem dicken Bobbes es mal schafft, eine gefährdete Tierart zu fangen, dann gehört diese Spezies eh ausgestorben.“ Das ist etwas krass formuliert, aber es waren ihre Worte. Ich schwöre. Und dann schob sie klug hinterher, dass Katzen im Mittelalter schon einmal auf schwarzen Listen gelandet seien. Weil die listigen Tierchen angeblich mit dem Teufel im Bunde waren. Und tatsächlich: Vom 13. Jahrhundert bis zur Zeit der Reformation wurde nachdrücklich vor der Schädlichkeit der Katze gewarnt. Ein Ausbund an Lastern sei sie, Mord- und Beutegier wird ihr vorgeworfen, Hochmut, Falschheit, Putzsucht. „Und so“, führte Pancha weiter aus, „verschwanden die Katzen im Mittelalter nach und nach von der Bildfläche.“ Dafür haben sich dann Nager explosionsartig vermehrt, Ratten vor allem – was wiederum Flöhe freute, die sich im Wirtshaus Zur dicken Ratte besonders wohl fühlten. Leider übertrug der Rattenfloh die Pest auf den Menschen. Der Rest ist Geschichte. Wir beschließen daher: Sollten die Niederländer wirklich die Katzen einkerkern, werden wir uns ein anderes Urlaubsland suchen. Zum Eigenschutz – und aus Solidarität mit Lotte. Olé!

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