Eine Welt Laden braucht Unterstützung für neue Projekte

St. Wendel. Als die Vorsitzende des Eine Welt Ladens (EWL) der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel, Ursula Kugler, bemerkt, dass "die Geschäfte nicht mehr so gut laufen", beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Warum kauften und spendeten die St

 Das Team vom Eine Welt Laden St. Wendel. Foto: mat

Das Team vom Eine Welt Laden St. Wendel. Foto: mat

St. Wendel. Als die Vorsitzende des Eine Welt Ladens (EWL) der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel, Ursula Kugler, bemerkt, dass "die Geschäfte nicht mehr so gut laufen", beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Warum kauften und spendeten die St. Wendeler nicht mehr so reichlich wie bisher? Die unerwartete Bilanz: "Es kam immer zur Sprache, dass die Menschen dort nichts bräuchten", berichtet Kugler. Doch in Novo Hamburgo (übersetzt: Neu Hamburg), wo die Gelder aus St. Wendel hin fließen, ist es genau umgekehrt. Die 260000-Einwohner-Stadt hat durch das rasche Wachstum der Schuhindustrie viele Zuwanderer vom Land angezogen. Ohne Schul- und Ausbildung bekommen sie nur schlecht bezahlte Jobs und können daher ihre Familien nicht ernähren. Viele besuchen keine Schule und die, die eine Chance auf einen Bildungsabschluss haben, brechen oft ohne jegliches Ergebnis ab. Vor 40 Jahren wurde aus diesem Grund in Brasilien die Wohltätigkeitsorganisation ABEFI (Associacao Beneficente Evangelica da Floresta Imperial) gegründet. Sie unterhält vier Einrichtungen: eine Schule, einen Kinderhort, eine Begegnungs- und Ausbildungsstätte am Rande einer Favela, einem Armenviertel, sowie ein Kinderheim im Hinterland von Novo Hamburgo. Dort sind Kinder untergebracht, die auf Grund von Straftaten oder wegen drohender Verwahrlosung aus den Familien genommen wurden. Die ABEFI leiste so durch das vielfältige Ausbildungsangebot die Voraussetzungen für reelle Chancen auf dem Arbeitsmarkt und somit Hilfe zur Selbsthilfe. Die Partnerschaft mit St. Wendel begann vor einigen Jahren mit einem Studenten, der von seiner Reise nach Novo Hamburgo erzählte. Der damalige Pfarrer Jan Eckhof war überzeugt, die ABEFI muss unterstützt werden. Seitdem finden alle zwei Jahre abwechselnd Fahrten in das Partnerland statt. Dieses Mal war der Besuch der neun Brasilianer, Mitarbeiter und Angestellte der Wohltätigkeitsorganisation angesichts des falschen Lichts, in dem die Maßnahme steht, von großer Bedeutung. Beide Seiten mussten immer wieder erfahren, dass die Zusammenarbeit unter falschen Bildern und unter Kommunikationsproblemen leidet. Der Leitgedanke des dreiwöchigen Besuchs: "Armut und Benachteiligung - Ursachen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation der Menschen."Neues Projekt vorgestellt Speziell das Projekt "Açao Encontro" soll mit Spenden, Kollekten und Erlösen des EWL (Beethovenstraße 1) unterstützt werden. Dabei geht es um 160 Kinder und Jugendliche in einem sozialerzieherischen Nachhilfeprogramm. Carlos Bock, Leitender Direktor der ABEFI, hatte die Möglichkeit, seine Organisation Landrat, Bürgermeister, dem Ministerium sowie einigen öffentlichen Einrichtungen wie dem Wertstoffhof oder dem Wendelinushof vorzustellen. Wichtig war hier auch der gegenseitige Austausch. Kugler: "Uns ist es gelungen, wieder deutlich zu machen, dass die Hilfe notwendig ist." "Ich freue mich, dass wir hier bei allen Verantwortlichen spontan und offen empfangen wurden. Die Leute waren sehr interessiert und haben sich um unser Anliegen besorgt", sagt Bock. Darüber hinaus sei es spannend gewesen, das Alltagsleben in Deutschland kennen zu lernen. "Das erweitert den Horizont und gibt neue Anstöße für das Projekt", so der Direktor und weiter: "Wir haben hier gelernt, wie die St. Wendeler Tafel funktioniert oder der Wertstoffhof aufgebaut ist. Davor haben wir viel Respekt." Ursula Kugler fügt an: "Hier muss ich den Bürgermeister Klaus Bouillon loben, denn in Brasilien gibt es etwas solch gut organisiertes leider nicht." Um die Zusammenarbeit noch weiter zu vertiefen und um zu verhindern, dass das Projekt mehr und mehr in Vergessenheit gerät, soll die ökumenische Lernreise fortgeführt werden. In naher Zukunft plant der Verein des EWL einen Schüleraustausch mit Novo Hamburgo. mat

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