Mit Atemnot zum Youtube-Hit

Homburg · Im Original geht es um Liebesabenteuer, in ihrer Version besingen Assistenzärzte ihren Stress: Homburger Medizinstudenten ist mit dem Abklatsch eines Hits von Helene Fischer ein Hit auf Youtube gelungen. Das Musikvideo macht dem Original ernsthaft Konkurrenz.

 Lukas Speer und Antonia Wissing, die Macher des Internet-Hits. Foto: Oliver Dietze

Lukas Speer und Antonia Wissing, die Macher des Internet-Hits. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Ärzte und Schwestern hetzen durch Klinikflure, versammeln sich um einen regungslosen Patienten. Zeitlupentempo setzt ein. Erst eine Herzmassage, dann zuckt ein nackter Oberkörper unterm elektrischen Schockgeber zusammen: "Atemnot in der Nacht, ein Herzinfarkt in Zimmer Acht, oho, oho", singt eine Frau, untermalt von stampfender Schlagermusik. Ein Musik-Video von saarländischen Medizinstudenten hat sich in wenigen Tagen zum Youtube-Hit entwickelt. Neun Medizinstudenten in Arztkitteln spielen darin eine Wiederbelebung nach, tanzen und tragen sich gegenseitig durch die Räume des Notfalltrainingszentrums der Homburger Universitätsklinik. In ihrem Video bedienen sie sich bei Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht", machen daraus "Atemnot in der Nacht". Über 530 000 Nutzer klickten die vier Minuten lange Version bereits seit der Veröffentlichung vor zehn Tagen. Fischers Original kommt auf der Seite ihrer Plattenfirma Universal auf rund 1,7 Millionen Klicks -seit November 2013.

"Wir haben definitiv nicht damit gerechnet, dass das so abgeht. Wir dachten, das verbreitet sich nur ein wenig in Homburg und plötzlich haben wir nach nur einer Woche Hunderttausende Klicks", sagt Antonia Wissing. Die 20-Jährige schrieb das Lied vor etwa drei Wochen in zwei Tagen mitten im Klausurenstress mit ihrem Mitstudent Lukas Speer. Drei Stunden dauerte der improvisierte Videodreh den Viertsemestlern zufolge am Dienstag vergangener Woche. Am Mittwoch luden sie ihr Werk auf die Videoplattform Youtube.

"Atemnot ist als Partyspaß gedacht. Im Text geht es um die Überforderung nach dem Studium beim Start in den Arztberuf. Da sind wir dann auf uns gestellt, müssen Entscheidungen über Leben und Tod treffen und tragen mit einem Mal sehr viel Verantwortung", erklärt Lukas Speer, der im Video als Assistenzarzt auftritt.

Der 23-Jährige fährt neben dem Studium als Sanitäter Rettungsdienst in Homburg. Die Idee zum Youtube-Hit kam dem gebürtigen Hildesheimer während einer Nachtschicht: "Der Song ist aus einer Schnapsidee entstanden. Ich war in der Früh irgendwann nach 3.30 Uhr mit einem Kollegen im Einsatz. Im Radio lief Atemlos. Wir waren schon ein wenig gaga und dann kam auch noch ein Notfall über Funk wegen Atemnot. Ich hab das als Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf bekommen", erläutert Speer. Einen Tag später habe er sich beim Glas Rotwein mit seiner Mitstudentin Wissing zusammengesetzt und den Text geschrieben. "Den Song haben wir dann bei mir im Wohnzimmer am Laptop aufgenommen. Ein Freund hat das Ganze in Hannover in seinem Tonstudio abgemischt", so Speer.

Musik steckt den beiden angehenden Ärzten im Blut: Sie leiten den Homburger Uni-Chor. Wissing, die das Lied auch eingesungen hat, spielt Klarinette und singt in verschiedenen Chören. Speer haut seit seiner Kindheit in die Tasten von Klavier und Orgel. Einen weiteren Schlagerabklatsch kann er sich trotzdem nicht vorstellen: "Fischer kann ich mir höchstens mal auf einer Party geben. Privat eher nicht."

youtube.com/

watch?v=Kp51XLL0x0M

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