Flüssige Gaumenfreude

Sulzbach · Anhand von neun Weltmeisterbieren wurden die Unterschiede diverser Brauarten deutlich. Probieren war im Salzbrunnen-Carrée dabei erwünscht.

 Biersommelier Andreas Blasius zeigt, den Gästen, wie man Bier schon am Geruch unterscheiden lernt. Foto: Thomas Seeber

Biersommelier Andreas Blasius zeigt, den Gästen, wie man Bier schon am Geruch unterscheiden lernt. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Langsam hebt Andreas Blasius das Glas, prüft die Farbe des Inhalts gegen das Licht. Dann riecht er an der Flüssigkeit und nimmt einen Schluck. Ein zufriedenes Lächeln läuft über sein Gesicht. Doch der Schwabe aus Herrenberg verkostet keinen teuren Wein, Andreas Blasius ist Biersommelier. "Ich habe dafür eigens eine Zusatzausbildung gemacht", erklärt der Mitarbeiter einer Brauerei und nennt die Gründe, "die Winzer haben es geschafft, in der Vergangenheit das Bewusstsein für die Wertigkeit ihres Produkts zu schärfen. Dieses Ziel verfolgen wir Brauer auch. Denn während beim Keltern im Prinzip nur Trauben vergoren werden, kommt es beim Brauen auf das Zusammenspiel von Wasser, Malz, Hopfen und Hefe an." So sei es kein Wunder, dass man beim Wein etwa 3000 Aromen kennt, beim Bier aber 8000.

Am vorigen Freitag präsentierte Blasius im Salzbrunnen-Carrée neun deutsche Biere, die beim World-Beer-Cup 2014 mit Goldmedaillen ausgezeichnet wurden. 23 Herren und zwei Damen ließen sich den informativen Gaumenschmaus nicht entgehen. Denn neben dem "flüssigen Brot" und den dazugehörigen Anmerkungen des Fachmanns gab es zu jedem Bier passende kulinarische Spezialitäten. "Rotwein und ein schönes Stück Käse - das kennt man", sagte Teilnehmer Heribert Bohn, "aber Weizenbier mit Käse , das war eine Geschmacksexplosion. Ganz toll." Der starke Geschmack des Schweizer Blauschimmelkäses "Blaues Hirnli" kombinierte sich nämlich auf die geschildert eindrucksvolle Weise mit dem fruchtig, prickelnden Geschmack des Kristall-Weizens der Brauerei Gold Ochsen aus Ulm. Sehr viel leichter war die Kombination aus würzigen Putenbruststreifchen mit Sommer- Bier der Privatbrauerei Waldhaus. Gänzlich ungewöhnlich für die Teilnehmer war die geschmackliche Symbiose von dunkler Schokolade und "Unser Aventinus", einem Weizenbockbier mit Noten reifer Bananen und Dörrobst aus dem Weisse-Brauhaus Georg Schneider & Sohn. "Es waren ganz neue Erkenntnisse. Auch die Vielfalt an Bieren habe ich so nicht gekannt", sagte Gast Peter Weber, "aber ich werde trotzdem kein Weizen-Trinker. Ich bleibe dem Pils treu." Dann dürfte ihm das Schönramer Pils besonders gut geschmeckt haben. "Beim Biercup wurde festgestellt, dass es die ideale, Pils-typische Bitterkeit verkörpert", erklärte Sommelier Blasius, "bei vielen bundesweit vertriebenen Bieren wurden die Bitterwerte deutlich nach unten gefahren, und siesind so gesehen eigentlich kein Pils mehr. Aber man will damit einfach den Geschmack einer breiten Masse treffen".

Den Geschmack seiner Gäste hat Gastgeber Markus Parnitzke jedenfalls voll getroffen. "Es hat allen, glaube ich, sehr viel Spaß gemacht", so der Gastronom, "wir werden das wieder machen. Vielleicht mit Whisky, Kakao oder Tee. Aber sicher auch wieder mit Bier." Zurecht, wie schon Hildegard von Bingen feststellte mit ihrem Ausspruch: "Trinket Bier".

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