Erst einfangen, dann ankleben

Neunkirchen. Einen schönen Kerl entstellt nichts? Von wegen. So, wie Katja Molter-Basler jetzt aussieht, lässt sie ihr Gatte daheim wahrscheinlich nicht mal über die Türschwelle. Dabei hat Visagistin Maja Storbeck ganze Arbeit geleistet. Als einziger echter Profi im Team ließ sie mal eben einen Schnauzer im Gesicht der Kollegin "wachsen". Jetzt folgt noch ein aparter Kinnbart

Neunkirchen. Einen schönen Kerl entstellt nichts? Von wegen. So, wie Katja Molter-Basler jetzt aussieht, lässt sie ihr Gatte daheim wahrscheinlich nicht mal über die Türschwelle. Dabei hat Visagistin Maja Storbeck ganze Arbeit geleistet. Als einziger echter Profi im Team ließ sie mal eben einen Schnauzer im Gesicht der Kollegin "wachsen". Jetzt folgt noch ein aparter Kinnbart. "Schön andrücken", doziert Maja Storbeck. 15 Augenpaare folgen ihren flinken Händen. "Je mehr Krepp auf der Klebefläche ist, desto besser." Es gibt schließlich aus maskenbildnerischer Sicht kaum etwas Peinlicheres auf der Bühne, als sich verselbständigende Bärte. Und davon, also Bärten, hat es bei "Stumm. Das Musical" jede Menge. Weshalb das Maskenteam noch schnell eine Mini-Schulung einberaumt hat. 26 Damen plus drei bei Bedarf abrufbare Auswechselspielerinnen gehören zu den Puderfeen. "Soviel wie noch nie", freuen sich Katja Molter-Basler und Astrid Thiel, die seit zwei Jahren die Gruppe leiten. Acht der Feen schminken Frauengesichter, fünf Männergesichter, zwei die Kinder. Allein fürs Grundieren sind sechs Frauen eingeteilt: "Das übernehmen meistens unsere Neuzugänge. Sie werden zwar schon geschult bei unseren Treffen, fühlen sich aber noch nicht so sicher", wissen die Chefinnen. Fürs Haarstyling sind vier Friseure abgestellt. Mittlerweile sind die Bärte fest. Bleibt die Frage: "Ist das Kunsthaar oder echtes?" Mit künstlichem ruiniert man sich die Scheren, warnt Maja Storbeck. Sie ist auch skeptisch, ob das Haarmaterial bis zur Derniére reicht. Vielleicht kann man ja die geklebten Bärte recyceln. Doch dafür muss man sie erstmal im Ganzen vom Gesicht kriegen. "Zur Not mit dem Tapetenmesser", flachsen drei Damen. Astrid Thiel fügt charmant hinzu: "Wir machen alles außer Enthauptungen." Sie ist von Anfang an dabei. Die kaufmännische Angestellte wollte ursprünglich Maskenbildnerin werden. Aus gesundheitlichen Gründen wurde nichts daraus. Jetzt lebt Astrid Thiel ihren Traum in der Freizeit. "Im Winter beim Karnevalsverein, dann hier beim Musical." Für Katja Molter-Basler ist die Tätigkeit backstage ein Ausgleich, "eine ganz andere Welt", in die einzutauchen die Erzieherin Jahr für Jahr genießt. Klar sei das auch Stress. Immerhin wird bei den Aufführungen ab 18 Uhr im 20-Minutentakt geschminkt, die Pinsel und Töpfchen oft erst um Mitternacht weggeräumt. "Aber das fällt unter positiven Stress." Gibt es auch etwas, das nervt? Nicht viel, schüttelt das Duo unisono die Köpfe. Höchstens das "Leute-einfangen-gehen". Erfahrungsgemäß halten sich die Darsteller bei den ersten zwei Aufführungen immer furchtbar diszipliniert an den Schminkplan. Doch "dann werden sie von Tag zu Tag relaxter und gehen erstmal eine rauchen."

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