Die schiefen Wände von Altenwald

Altenwald · Ein schiefes Doppelhaus im Sulzbacher Stadtteil nennt der 67-jährige Paul Zopf sein Eigen. Zurzeit saniert er das Gebäude.

 Diese beiden schiefen Häuser stehen im Sulzbacher Stadtteil Altenwald. Fotos: Becker&Bredel

Diese beiden schiefen Häuser stehen im Sulzbacher Stadtteil Altenwald. Fotos: Becker&Bredel

 Paul Zopf bei der Sanierung auf dem Gerüst.

Paul Zopf bei der Sanierung auf dem Gerüst.

Dass es in Altenwald schiefe Häuser gibt und selbst der Kirchturm dem schiefen Turm von Pisa Konkurrenz machen kann, ist allgemein bekannt. Busse machen halt, um Touristen zu zeigen, welche Folgen Bergsenkungen haben, einige der schiefen Häuser wurden verlassen, sind zerfallen oder wurden abgerissen. Anders bei Paul Zopf. Der heute 67-jährige ehemalige Krankenkassenmitarbeiter investiert sogar in zwei der schiefen Bauwerke und renoviert gerade. Die SZ hat ihn auf der Baustelle besucht und gefragt, warum er Geld in schiefe Häuser steckt. Denn selbstverständlich ist das ja nicht.

Die Frage beantwortete er mit einem Lachen im Gesicht: "Ich habe das schiefe Haus 1972 schon mit der Schräglage gekauft. Ich war ein junger Mann mit wenig Geld und wollte nicht mehr zur Miete wohnen. Jung verheiratet war das eine gute Chance", sagt er. Das Haus hat er günstig bekommen und dann die Böden ins Blei gerückt.

Wenn man ihn besucht, wird einem aber schon ein wenig mulmig. Denn die schiefen Wände sind trotz der geraden Böden geblieben. Türen sitzen schräg und fallen von alleine zu, die Wände laufen nach oben schief. Und auf den Treppen hat man das Gefühl, nicht sicher auf den Beinen zu sein und schwankend zu gehen, weil die Treppen eben schief geblieben sind. Man greift ganz unbewusst ans Geländer.

"Wenn man lange hier wohnt, merkt man das gar nicht mehr", sagt er. Lediglich Gäste hätten mitunter Schwindelgefühle, wenn sie sehr empfindlich seien. Man erinnert sich während dann gerne an eine Attraktion in einem deutschen Vergnügungspark. Dort sitzt man in einem Kinostuhl, während sich das Haus mit der Einrichtung um einen herum auf den Kopf stellt. Früher gab es sowas auch in der Saarbrücker Gulliver-Welt. Bei Familie Zopf ist man davon zugegebenermaßen weit entfernt, doch die Schräglage ist beim ersten Mal wirklich gewöhnungsbedürftig. 30 Zentimeter Gefälle sind in der Etage von Seite zu Seite. Das ist viel. Das Nachbarhaus wurde verlassen, stand lange leer und wurde schließlich abgerissen. Auch gegenüber ist ein Haus eine Ruine. Familie Zopf macht es anders. Sie habe sogar das Nachbarhaus bei einer gerichtlichen Auktion gekauft und rettet es nun vor demselben Schicksal.

,,15 000 Euro habe ich geboten, kein anderer war zum Versteigerungstermin gekommen", sagt Zopf. Nun hat er ein schiefes Doppelhaus und hat die linke Hälfte bereits rot gestrichen, die rechte mit familiärer Hilfe weiß grundiert. Später sollen beide gleich aussehen. Verzierungen in der Fassade werden neu herausgearbeitet, die Fenster bekommen eine graue Umrandung. Sohn und Enkel profitieren davon, denn im Doppelhaus wohnen jetzt drei Generationen.

Paul Zopf liebt sein Haus und hat sich mit den schiefen Wänden längst arrangiert: "Es ist ja auch seit 1972 nicht schiefer geworden." Und weil er gut zurechtkommt, war es für ihn keine Frage, das Nachbarhaus dazu zu kaufen und damit die beiden Einheiten langfristig zu sichern.

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