Selbstironie im sexy Kleid?

Saarbrücken. Ist das hier ein Seminarvortrag oder die Parodie darauf? Das fragte sich, wer am Freitagabend kurz nach acht die ehemalige Metzgerei an der Ecke Mühlen-/Mozart- und Dudweiler Straße betrat. Umringt von jungen Leuten erzählt eine junge Frau, was sie in den letzten Jahren für "Sachen gemacht" hat

 Barbara Herold von der Gruppe 45 (links) und Ting Tan zeigen ein musikalisches Kleid. Foto: Oliver Dietze

Barbara Herold von der Gruppe 45 (links) und Ting Tan zeigen ein musikalisches Kleid. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Ist das hier ein Seminarvortrag oder die Parodie darauf? Das fragte sich, wer am Freitagabend kurz nach acht die ehemalige Metzgerei an der Ecke Mühlen-/Mozart- und Dudweiler Straße betrat. Umringt von jungen Leuten erzählt eine junge Frau, was sie in den letzten Jahren für "Sachen gemacht" hat. An die Wand beamt Barbara Herold dazu Bilder von Oszillatoren, Kondensatoren und Schaltkreisen - technische Hilfsmittel, die die Wahlmünchnerin für ihre elektronische "Noise-Kunst" braucht.

Zum Abschluss gibt es noch eine Live-Performance. Eine Assistentin im sexy Kleid aus Alufolie, unter dem sich Kondensatoren verbergen, krümmt sich wie unter Bauchschmerzen, um so verschiedene Geräusche auszulösen. Bei ihren Vorführungen hätten sie oft schwierige Geräuschkulissen, sagt Herold. Hier nicht, alles lauscht aufmerksam. Wäre es jetzt ein Fauxpas zu lachen?

Wie (selbst-)ironisch ist das Dargebotene gemeint? Das fragte man sich auch bei vielen anderen Arbeiten der zehn Nachwuchskünstler, die sich an diesem Wochenende auf eigene Initiative in dem leerstehenden Ladenlokal unter dem Motto "Hinter dem Haus der Zukunft" präsentieren.

Wie ernst nimmt eine andere Künstlerin ihre monströse Strickarbeit, die ihr angeblich eine Wahrsagerin auf Island vorausgesagt hat? Wie steht's mit dem Klotz aus Puffreis, den die Besucher aushöhlen und vertilgen dürfen? Nicht immer leider ist die augenzwinkernde Ironie so offensichtlich wie bei Lena Schuster. Die poliert an einem Tisch ein Sammelsurium ausrangierter Preispokale, um sie umzuetikettieren und sich selbst damit zu Saarbrücker Kunstförderpreisen zu verhelfen, die man ja real so schwer bekomme ohne Vitamin B. Manchmal hat man es auch als gutwilliger Vernissagenbesucher schwer. sbu

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