Schwache Konjunktur trifft auch die Blockaden-Löser

Saarbrücken. Ein "Physiotherapeut im Taschenformat" für 180 Euro? Das ist viel für eine kleine, Maschine zum Draufbeißen. Andreas R. Beier, ihr Erfinder aus Rust, hat aber dem Vernehmen nach 13 Jahre an dieser "Weltneuheit dento'clip" getüftelt, bis sie konnte, was man ihr nachsagt: gegen Kopfschmerz, Zähneknirschen und Schnarchen helfen

 Roland Häke zeigt bei der Messe "Grenzenlos" den "Dento' Clip", einen Kopf- und Nackenmuskeltrainer. Foto: Becker&Bredel

Roland Häke zeigt bei der Messe "Grenzenlos" den "Dento' Clip", einen Kopf- und Nackenmuskeltrainer. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Ein "Physiotherapeut im Taschenformat" für 180 Euro? Das ist viel für eine kleine, Maschine zum Draufbeißen. Andreas R. Beier, ihr Erfinder aus Rust, hat aber dem Vernehmen nach 13 Jahre an dieser "Weltneuheit dento'clip" getüftelt, bis sie konnte, was man ihr nachsagt: gegen Kopfschmerz, Zähneknirschen und Schnarchen helfen. Da erscheint der Preis gleich in einem milderen Licht, oder? Dennoch war Beier am Wochenende auf der Messe "Ökologie, Gesundheit, Ernährung, Heilen" in der Saarbrücker Congresshalle nicht zufrieden: "Keine Kaufkraft hier."

Viele der 85 Aussteller und Referenten berichteten allerdings von guten Geschäften oder von Erfolg versprechenden Anbahnungen. "Eine handgearbeitete Pyramide als Wohnaccessoire für 350 Euro verkauft man in diesen konjunkturschwachen Zeiten nicht so einfach", hieß es bei der Firma Kirsch & Philipps aus Maikammer. Zu den teuersten Stücken der Messe zählte eine 600 Kilo schwere Amethistdruse aus Brasilien für 6000 Euro. Mineralienhändler Roger Boulet aus Illingen ("Mine 24") hatte für den kleinen Geldbeutel aber auch Steine für zwei Euro dabei. Überraschend viele Besucher ließen sich für 10, 20 oder 30 Euro auf Liegen und Pritschen vor Ort und teilweise vor aller Augen behandeln, besprechen, beraten.

19000 Euro musste auf den Tisch legen, wer ein in Belgien entwickeltes "Thermodermie"-Gerät, eine Art Mikrowelle gegen schlaffes Gewebe, kaufen mochte. Oder er machte lieber einen Termin bei Catherine Jaeger, die die Maschine in ihrem Institut in Oberanven/Luxemburg einsetzt. Die gebürtige Saarländerin war mit dem Zuspruch auf der Veranstaltung ebenso zufrieden wie die Trierer "Naturfriseurin" Ursula Weiler, deren Haarbürsten vom Wildschwein stammen.

Mit etwa 3000 Besuchern erwies sich der Zuspruch zu dieser bereits zum achten Mal in Saarbrücken angebotenen Messe gegenüber den Vorjahren als stabil. Veranstalter Roland Häke konnte sich vorstellen, dass so mancher Aussteller mit einem hochwertigeren Messestand, feinfühligerer Preisgestaltung oder mit geschultem Verkaufspersonal noch mehr hätte erreichen können. Nicht jeder schüchterne Offenbarungstherapeut, Kartenleger oder Energieblockaden-Löser fand in Saarbrücken auf dem schnellsten Weg zu "seinem" Publikum. Kommunikative Anbieter verstanden es allerdings, auch unscheinbaren Produkten und Dienstleistungen zu Interesse zu verhelfen. So war der Stand des Fernseh-bekannten Wirbelsäulen-Begradigers Pjotr Elkunoviz immer von Menschen umringt.

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