Starke Reime mit abgründigem Humor beim Poetry Slam

Saarbrücken. Nein, hier im Saal drei läuft nicht der neueste Woody Allen. Alles ist proppevoll mit jungen Leuten. Sogar im Mittelgang ist kein Platz mehr. Und alle wollen Gedichte hören

Saarbrücken. Nein, hier im Saal drei läuft nicht der neueste Woody Allen. Alles ist proppevoll mit jungen Leuten. Sogar im Mittelgang ist kein Platz mehr. Und alle wollen Gedichte hören. Eingeladen in die Camera II zum großen Poetry Slam und anschließender Disko haben DJ und Autor "Puma" Joachim Schmitt und Dichterdschungel, das sind der bekannte Slammer Hauke Trustorff und Christoph Enders. Erstmals wurde das Ereignis wegen Platzmangel vom Theater im Viertel ins Kino verlegt. Beachtliches Niveau zeigt dieser Slam. Neun Dichter bundesweit und aus dem Saarland wettstreiten um die Gunst des Publikums. Darunter Marc Heydrich mit einem trocken-komischen Text über seinen Lektor Chris, Michael Feindler aus Wuppertal mit paargereimten Chefetagen-Krisen oder Johannes "Jonesis" Klein aus Saarbrücken mit einem Rap. Per Abstimmzettel ins Finale gewählt werden der Saarbrücker Christian Kallenbrunnen, Dorian Steinhoff aus Trier, Michael Klein aus Koblenz und Nadia Schlüter aus Bonn. Schlüter bedichtet witzig Waschmaschinen-Orgien, beson-ders gelungen ihr Text über pubertär-stinkige Ferienfreizeiten. Dorian Steinhoff gibt alliterierend, kraftvoll lautmalerisch, dem deutschen Pflichtbewusstsein Saures. Michael Klein lässt von der RAF inspirierte Kinder in Bonbon-erpresserischer Absicht die Kindergärtnerin entführen. Sieger wird Kallenbrunnen, dessen philosophisch-dramatische Schnellsprechtexte über Dorfdisko-Abschleppe und psychische Deformationen mit abgründigem Humor und spitzzüngigem Weitblick gewürzt sind. Der Saal brüllt vor Lachen, prallvolle Texte ohne Tabu. Übrigens ist Kallenbrunnen Friseur, jetzt zum dritten Mal beim Poetry Slam dabei, sonst immer Zweiter gewesen. Den Platz belegt diesmal Michael Klein. Kallenbrunnen hat sich hiermit für den Quattropolenslam in Trier qualifiziert. In der Camera II macht man sich bereit zur Disco, das Foyer füllt sich mit Leuten und funky-groovigem Sound. Und nächstes Mal einen noch größeren Saal bitte, damit sich die Slam-Freude so richtig ausbreiten kann. rr

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