Schatzmeister der Kugel-Virtuosen in Europa

St Wendel · Bunt, interessant und beispielgebend ist, was Bürger im Landkreis St. Wendel tun. In der Serie „Menschen unserer Heimat“ stellt die SZ heute den Schatzmeister des europäischen Billardverbandes, Rainer Selgrath aus St. Wendel vor, der beim Kongress Brandenburg für weitere vier Jahre im Amt bestätigt wurde.

 Rainer Selgrath beim Anstoß. Foto: Frank Faber

Rainer Selgrath beim Anstoß. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Seit Monaten dominieren Streitereien und Grabenkämpfe dreier Verbände die saarländische Billard-Szene. Mittendrin ist Rainer Selgrath, der Manager und Schriftführer des Billardclubs (BC) St. Wendel, der in der Königsdisziplin Dreiband (Karambol) die Saison in der zweiten Bundesliga auf Platz fünf beendet hat. Vor drei Wochen ist der 59-Jährige für weitere vier Jahre als Schatzmeister der Confédération Européene de Billard (CEB) in seinem Amt bestätigt worden. "Auf europäischer Ebene fühle ich mich wohler, weil ich dort nachvollziehen kann, was läuft", sagt Selgrath. Dass der Finanzbeamte auf europäischer Ebene mitmischt, ist schon speziell, denn im Bundes- oder Landesverband hat er zuvor noch nie einen Funktionärsposten ausgefüllt. Die Querelen im saarländischen Billardsport bereiten Selgrath zugleich Bauch- und Kopfschmerzen. Erklärungsbedarf. Der BC St. Wendel ist dem im Januar neu gegründeten Billard Verband Saar (BVS), wo Selgrath zudem als Sportwart Karambol fungiert, beigetreten. Der BVS gehört somit der Deutschen Billard Union (DBU), dem Dachverband der Kugel-Virtuosen, an. Dies haben andere saarländische Vereine aus unterschiedlichen Gründen unterlassen, die dadurch nun weder national, noch international an den Tisch gehen dürfen. "Für uns ist das Schlimme, unterhalb der zweiten Bundesliga haben wir so gut wie keinen Spielbetrieb. In der Disziplin Pool läuft es, aber im Dreiband nicht", beklagt Selgrath. Desweiteren für ihn völlig unverständlich ist die Tatsache, dass der Antrag des BVS zur Aufnahme in den Landessportverband für das Saarland (LSVS) abgelehnt wurde. Die Verantwortlichen entschieden sich für den ebenfalls neu gründeten neuen Saarländischen Billard Verband (SBV), der allerdings nicht der DBU angehört und dadurch nicht in überregionalen Ligen spielen darf. "Für einen Außenstehenden in diesem Durcheinander den Durchblick zu bekommen, ist ganz, ganz schwer", meint Selgrath.

Sein primäres Ziel sei es, so Selgrath, andere Vereine zu überzeugen, dem BVS beizutreten, damit in der Breite ein geordneter Spielbetrieb durchgeführt werden kann. Er selbst greift seit 40 Jahren zum Queue, angefangen hat es damals in der St. Wendeler Brauereischänke. "Mich fasziniert, was beim Dreiband auf dem Tisch mit den drei Kugeln so alles passieren kann", schildert Selgrath. Beim BC St. Wendel hat er im Laufe der Jahre einige Vorstandspositionen übernommen. 2006 war Selgrath bei der Weltmeisterschaft im Dreiband in der Kreisstadt unter anderem als Saalsprecher im Einsatz. Ein Jahr später fanden zwischen ihm und dem CEB-Präsidenten Wolfgang Rittmann erste Gespräche wegen des vakanten Schatzmeisterpostens auf europäischer Ebene statt. In Abwesenheit wurde Selgrath 2009 beim Kongress in Kairo zum Schatzmeister gewählt. "Der nationale Verband hat mir die Reisekosten nicht erstattet, deshalb war ich nicht dort", klärt er auf. Den Zahlungsverkehr zu überwachen, Rechnungen zu prüfen - das gehört zu seinem Aufgabenbereich im europäischen Verband, dem 25 Länder angegliedert sind. "Zusammen mit meinen Aufgaben im Verein kriege ich schon alles geregelt", so Selgrath. Die Situation im Saarland schätzt er aber weiterhin als schwierig ein.

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