Hochwasserkatastrophe und Krieg Die Flut bringt die Erinnerung zurück
Überherrn · Die Bilder von der Hochwasserkatastrophe in der Eifel, im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen haben den 87-jährigen Siegfried Theobald aus der Überherrner Wohnstadt nicht nur betroffen gemacht, sondern auch alte Erinnerungen hochgespült.
Dabei stieß er auch wieder auf ein altes Foto, das sein Vater vor exakt 80 Jahren auf der Heimreise von der ersten Evakuierung im Bahnhof Halberstadt gemacht hatte. Kaum noch zu erkennen und erst nach intensiver Nachbearbeitung wieder deutlich sichtbar gemacht, steht da der kleine Siegfried Theobald, damals sieben Jahre alt, vor dem Eisenbahnwaggon, der ihn und seine Familie „nix wie hemm“ – so stand es mit Kreide auf das Metall geschrieben – wieder zurück in die Heimat nach Schaffhausen bringen sollte. Die zweite Evakuierung führte ihn nur zwei Jahre später mit seiner Familie dann nach Bayern.
Siegfried Theobald kann sich heute nicht mehr an jeden Namen erinnern und die Beine machen ihm etwas Probleme, ist aber ansonsten topfit. Die Bilder im Fernsehen aus den Hochwassergebieten erinnern ihn an die eigenen schwierigen Nachkriegsjahre. Er selbst hatte damals seine Probleme, nach der Schule eine Lehrstelle zu finden. Er arbeitete als Bergmann bei Röchling in der Hütte, war in der Schmiede und dann auch als Kranfahrer tätig und betrieb mehrere Jahre lang nebenbei mit seiner Frau eine Gaststätte in Schaffhausen, bevor er dann mutig in ein völlig anderes Metier wechselte. Er versuchte sich als Anzeigenberater beim Schmid-Verlag in Merchweiler, und das so erfolgreich, dass ihn der Heimat-Presse-Verlag in Völklingen, seinerzeit eine 100-prozentige Tochter der Saarbrücker Zeitung, abwarb. Hier arbeitete Siegfried Theobald dann bis zu seiner Rente.