Pferdepsychologe Der Pferdeflüsterer aus Hüttersdorf

Hüttersdorf · Stefan Valentin, 49, liebt die Arbeit mit Pferden. Sein Wissen gibt der Tierpsychologe in ganz Deutschland weiter. Seit kurzem ist er auch Co-Autor eines Buches.

 Pferdepsychologe Stefan Valentin aus Hüttersdorf mit den beiden Friesen Aaron und Caius auf dem Weiherhof in Hüttersdorf.

Pferdepsychologe Stefan Valentin aus Hüttersdorf mit den beiden Friesen Aaron und Caius auf dem Weiherhof in Hüttersdorf.

Foto: Daniel Bonenberger

„Meine größten Lehrer waren die mit Fell“, betont Tierpsychologe Stefan Valentin aus Hüttersdorf. Er ist seit kurzem der einzige Pferdebuchautor des Saarlandes.

Gerade hat er gemeinsam mit der Schriftstellerin Alexia Meyer-Kahlen das Buch „Feine Sprache“ veröffentlicht, in dem die sensible Beziehung zwischen Mensch und Pferd thematisiert wird: „Ich bin seit frühester Kindheit fasziniert von Pferden, besonders haben mich aber die Problempferde interessiert, die schwer zu handhaben sind.“ Schnell hatte er nämlich gemerkt, dass das meistens nicht an den Tieren, sondern am Verhalten der Besitzer liegt: „Pferde reagieren sehr sensibel auf die Signale, die sie vom Menschen bekommen – stimmen die Signale nicht, stimmt auch das Verhalten der Tiere nicht.“

Angetan von Pferden war Valentin schon immer, besonders die alten Westernfilme mit John Wayne und Clint Eastwood haben sein Interesse geweckt: „Als Mann ist man da aber nach wie vor fast ein Exot, im Pferdesport sind ja vor allem die Frauen vertreten.“

Mit zwölf Jahren wollte Valentin dann Reitstunden nehmen, das Tier sei aber störrisch gewesen und er sei vom Pferd gefallen, erzählt er – als die Mädchen ihn auslachten, hat er sich das Reiten anschließend lieber selbst beigebracht: „Im Dorf waren immer genug Pferde, die man sich zum Reiten ausleihen durfte.“

Die Arbeit als Pferdeflüsterer begann allerdings erst Jahre später. Valentin hatte von Monty Roberts gehört, der in Kalifornien berühmt für seine Arbeit mit Pferden ist. Er stellte den Kontakt her und reiste in die USA, wo er einen Lehrgang absolvierte: „Dort habe ich viel über die Tiere gelernt, vor allem, wie mit schwierigen Pferden umzugehen ist.“

Begeistert von der Arbeit mit Pferden, absolvierte der gelernte Bergmann und Fliesenleger im Anschluss ein tierpsychologisches Fernstudium. Im Jahr 2006 lernte er dann Jean-Francois Pignon kennen, der berühmt für die sogenannte Freiheitsdressur ist, also die Dressur ganz ohne Geschirr und Sattel: „Er ist genial, er hat schon Pferde­shows für Queen Elisabeth gemacht.“

Valentin und Pignon entwickelten aufgrund ihrer gemeinsamen Leidenschaft in den kommenden Jahren eine innige Freundschaft und der Hüttersdorfer konnte sehr viel von ihm lernen: „Pferde reagieren vor allem auf Körpersprache, es sind ja hochsensible Fluchttiere – wenn ein Mensch einem Pferd begegnet, stellt das Pferd die Frage, wer bewegt hier wen.“

Das kommt daher, dass Pferde sich seit Jahrtausenden in Herden bewegen. Deshalb ist das Auftreten des Menschen entscheidend, der Mensch müsse eine sanfte Dominanz ausüben, damit das Pferd ihm vertrauen und ihm folgen kann, erklärt Valentin: „Ist das nicht der Fall und der Mensch sendet die falschen Signale, indem er zum Beispiel vom Pferd im falschen Moment zurückweicht, verliert es den Respekt und wird störrisch.“

Deshalb arbeitet Stefan Valentin genauso intensiv mit den Menschen wie mit den Pferden, weil das falsche Verhalten der Tiere fast immer auf den Besitzer zurückzuführen sei: „Jedes Pferd ist therapierbar, aber nicht jeder Besitzer.“ Um dieses Wissen weiterzugeben, reist Valentin durch ganz Deutschland und gibt Kurse. Außerdem hat er im Laufe der Jahre tausende von Problempferden behandelt, deren Besitzer ihn aufsuchten.

Sein gesamtes Wissen hat er jetzt im Buch „Feine Sprache“ zusammengetragen: „Alexia Meyer-Kahlen und ich haben zirka ein Jahr dafür gebraucht, aber sie wollte es unbedingt machen.“ Selbst geschrieben hat Valentin nicht, er hat aber bei zahlreichen Treffen die Informationen geliefert. „Bei meiner Arbeit mit Pferden habe ich mich auch persönlich weiterentwickelt und einiges für mein Privatleben mitgenommen.“

So hat er gelernt, gelassener zu sein und alles mit Sorgfalt und Geduld anzugehen: „Ich achte generell mehr auf meine Reaktionen und mein Verhalten, das hat mir bei meinen Kindern auch schon oft geholfen.“ Aktuell trainiert Valentin mit den zwei Friesen Aaron und Caius in der Pension und Friesenzucht Weihermühle in Hüttersdorf: „Das sind tolle Tiere, wenn wir so weit sind, werde ich mit ihnen auf Schloss Vickrath bei Mönchengladbach eine Show starten.“

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