Erneut Keimbefall auf der Kinderintensivstation

Das Marienhausklinikum in Saarlouis nimmt aktuell keine kleinen Patienten mehr in die Kinderintensivstation auf. Der Grund: Erneut ein Keimbefall. Dazu befragte SZ-Redakteur Mathias Winters den Leiter der Marienhaus-Unternhemenskommunikation, Heribert Frieling.

Sie haben ihre Kinderintensivstation erst vor gut zwei Wochen wieder eröffnet. Heute hören wir, dass Sie schon wieder keine Neuaufnahmen mehr vornehmen. Was ist passiert?

Frieling: Wir hatten im August die Abteilung geschlossen, nachdem bei Routineuntersuchungen ein Keim aus der Gruppe der so genannten 2MRGN-Keime nachgewiesen worden war. Damals waren 17 Neugeborene mit dem Keim besiedelt, drei hatten leider Krankheitssymptome entwickelt. Wir haben daraufhin die geplante Renovierung der Station vorgezogen und gleichzeitig die Hygienemaßnahmen verschärft - über das vom Robert-Koch-Institut und den Fachgesellschaften verlangte Maß hinaus. Deshalb screenen wir zum Beispiel auch alle Patienten auf dieser Station zweimal pro Woche. Und haben dann Montag die Nachricht bekommen, dass ein Neugeborenes mit einem Keim der Sorte Enterobacter cloacae besiedelt ist.

Handelt es sich um den gleichen Keim wie vor wenigen Wochen?

Freiling: Das können wir derzeit noch nicht sagen. Differenzierte Untersuchungen sind eingeleitet, dauern aber leider noch ein paar Tage.

Deshalb nehmen sie keine Frühchen mehr auf der Kinderintensivstation auf?

Frieling: Ja, wir haben uns vorsorglich dafür entschieden, auf der Station keine Kinder neu aufzunehmen. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn das Kind ist zwar mit dem Keim besiedelt, aber nicht erkrankt.

Wie kann es dazu kommen, dass ein Neugeborenes mit diesem Keim besiedelt wird, obwohl sie doch ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft haben?

Frieling: Enterobacter-Keime sind in unserer Umwelt allgegenwärtig. Viele von uns sind damit besiedelt, merken es nicht und brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen. Bei einem Menschen, dessen Immunsystem geschwächt und der krank ist, sieht das schon etwas anders aus. Das gilt natürlich auch und gerade für Frühgeborene.

Reichen die Hygienemaßnahmen also immer noch nicht aus?

Frieling: Seit den Vorkommnissen im August tun wir deutlich mehr, als es der Gesetzgeber und die Fachgesellschaften vorgeben. Die Mitarbeiter auf der Station tragen konsequent Schutzkleidung und wurden genauso wie die Eltern der Frühgeborenen gescreent. Alle diese Maßnahmen sind in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt erfolgt.

Trotzdem hat sich der fragliche Keim auf der Station wieder verbreiten können?

Frieling: Wir können noch nicht sagen, ob es sich um den Keim des gleichen Stamms wie vor sechs Wochen handelt. Wenn wir die Station keimfrei und steril halten wollten, müssten wir sie quasi zum Hochsicherheitstrakt ausbauen. Das hätte aber auch beispielsweise zur Konsequenz, dass die Eltern keinerlei Hautkontakt zu ihren Kindern aufnehmen könnten.

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