Expertin warnt vor Panikmache wegen Klinikkeimen

Homburg · Für eine Verunsicherung von jungen Eltern und Schwangeren gebe es keinen Anlass, sagt Barbara Gärtner von der Homburger Uni-Klinik. Der Keimbefall von Neugeborenen in der Saarlouiser Marienhausklinik sei äußerst selten und die Klinik habe sich zudem korrekt verhalten.

Barbara Gärtner, Expertin für Krankenhaushygiene an der Homburger Uni-Klinik, hat angesichts der Diskussion über den Keimbefall auf der Kinderintensivstation der Saarlouiser Marienhausklinik vor Panikmache gewarnt. Fälle wie diese seien "äußerst selten", sagte sie im Gespräch mit der SZ. Auch hätten eingehende Untersuchungen bisher keine Versäumnisse der Klinik feststellen können. Dass das Krankenhaus erst nach Feststellen des Ausbruchs, das heißt nachdem zwei Kinder durch den Keim eine Erkrankung hatten, die Kinderintensivstation geschlossen habe, sei zudem "völlig korrekt". Denn dass einzelne Kinder mit dem fraglichen "Enterobacter"-Keim in Berührung kämen und entsprechend von ihm "besiedelt" würden, sei zunächst einmal ganz natürlich.

Der Keim gehöre zur Darmflora des Menschen. Gut jeder zweite Erwachsene trage ihn im Darm. Weshalb er bei den Neugeborenen in Saarlouis zum einen auf andere Kinder übertragen wurde und schließlich bei drei Kindern in die Blutbahn gelangte und eine Erkrankung auslöste, sei bislang nicht geklärt. "Die Hygienestandards sind auf Kinderintensivstationen sehr hoch, auch die gesetzlichen Vorgaben sind streng. Es gab hier auch bisher keinen Hinweis auf ein Fehlverhalten", sagt Gärtner. Solange der Grund für die Infektion unbekannt ist, könne allerdings auch keine Entwarnung gegeben werden. "Sowas wie in Saarlouis kann theoretisch überall passieren. Aber es dürfte extrem selten sein", so Gärtner. Die Eltern zweier Kinder, die in Folge einer Übertragung von Keimen auf der Kinderintensivstation des Marienhausklinikums in Saarlouis erkrankt waren, hatten kürzlich Strafanzeige gegen zwei Ärzte gestellt (wir berichteten). Die Eltern sind überzeugt, dass die Klinik sie schon bei der Aufnahme über bereits entdeckte Keime hätte informieren müssen. Das sei aber erst etwa zwei Wochen später geschehen, nachdem bei ihren Kindern ebenfalls Keime diagnostiziert worden waren. Eines der Kinder musste infolge der Erkrankung im Juli 2015 sechs Mal operiert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort