Buchvorstellung Dokumentation „Momenta“ als Siersburger Erinnerung

Siersburg · Genau zum 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 gab es im überfüllten Sitzungssaal des Rathauses in Siersburg eine außergewöhnliche Veranstaltung.

 Die Autoren mit Zeitzeugen, von links: Volker Heitz, Waldemar Kiefer, Albin Dauster, Werner Klemm.

Die Autoren mit Zeitzeugen, von links: Volker Heitz, Waldemar Kiefer, Albin Dauster, Werner Klemm.

Foto: Erhard Grein

Die Siersburger Volker Heitz und Werner Klemm stellten die von ihnen erarbeitete und vom Heimat- und Verkehrsverein Siersburg herausgegebene Wort- und Bilddokumentation „Memento“ vor. Außerdem wurde der Film „Weihnachten 1944 im Pilzberg“ vorgeführt, der im Rahmen eines Bundeswettbewerbs von einer Schülergruppe des Gymnasiums am Stefansberg in Merzig gedreht worden war. Etwa 1000 Menschen aus Siersburg und Umgebung fanden damals bei unsäglichen Verhältnissen in den Stollen des Siersburger Gauberges Zuflucht. Nach Weihnachten 1944 wurden sie von amerikanischen Truppen aus den Stollen geholt und bis März 1945 in Hemmersdorf und in Ihn untergebracht.

Zu Beginn der Veranstaltung hieß Bürgermeister Ralf Collmann die vielen Besucher willkommen. Der Siersburger Ortsvorsteher und Umweltminister Reinhold Jost begrüßte als Ehrengäste unter anderem die französische Honorarkonsulin Octavie Robinet, Richard Bermann, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Saar und Oberst Klaus Peter Schirra.

Eine großartige Interpretation themenbezogener Lied- und Textliteratur bot das französische Ensemble „Bergamasque“ aus Hestroff. Untermalt von großformatigen Fotos stellten abwechselnd Volker Heitz und Werner Klemm die einzelnen Abschnitte des Buches „Memento“ vor.

Im ersten Kapitel wird über den Ersten Weltkrieg (1914-1918) und die Gefallenen aus Büren, Itzbach und Siersdorf berichtet. Teil II (der Zweite Weltkrieg 1939-1945 und die Zeit des Nationalsozialismus) ist eine Aneinanderreihung ebenso katastrophaler wie menschenunwürdiger Ereignisse. Auf beiden Seiten der Grenze geht es zunächst durch die Evakuierung um den Verlust der Heimat. Namentlich werden dann die Opfer des NS-Euthanasie-Programms und das Schicksal der Siersburger Juden beschrieben.

Das erste Siersburger Kriegsopfer war die zweijährige Gertrud Bedersdorfer, die am 28. August 1944 durch einen Minenunfall bei Gerlfangen ums Leben kam. Es folgten dann im Verlauf des Krieges auf den Kriegsschauplätzen von Afrika über die Sowjetunion bis zur Heimatfront noch 162 Gefallene und Kriegstote. Bei ihren mit vielen Bildern unterlegten Texten konnten die beiden Autoren auf eine frühere Arbeit von Erich Riga zurückgreifen. In „Momenta“ gibt es eine Reihe weiterer Beiträge, unter anderem auch über die Siersburger Gedenkstätten.

Stellvertretend neben vielen Kriegswaisen unter den Besuchern der Siersburger Veranstaltung für die Zeit im Pilzberg: Theresia Brossette, geborene Feil (91), die als Verletzte aus dem Gauberg im amerikanischen Lazarett in Thionville behandelt wurde, Albin Dauster, damals als Zweijähriger im Pilzberg, durch eine von den Amerikanern organisierte Augenoperation vor Erblindung gerettet, und Waldemar Kiefer, damals als Sechsjähriger mit seiner schwangeren Mutter Zeitzeuge im Film über „Weihnachten im Pilzberg“.

Das Buch „Momenta“ ist zum Preis von 14,50 Euro erhältlich im Siersburger Rathaus, im Fotostudio „PHOTO-PHANT“, in Lisas Posteck, in „Leickshof“ und bei den beiden Autoren.

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