Contenance zum Abschied

Rehlingen-Siersburg. Da sitzen sie und scherzen, tauschen sich über Antiquitäten aus, jede erzählt, wie sie sich ihre Traumbibliothek für zuhause vorstellt. Dabei ist der Grund, warum sie sich kennen gelernt haben, süß und bitterlich, ein Ende und ein Anfang zugleich. Alexandra Frances Magnus zeigt Dagmar Finkler die Zimmer im Schloss Hausen, das ihrer Familie seit Jahrhunderten gehörte

Rehlingen-Siersburg. Da sitzen sie und scherzen, tauschen sich über Antiquitäten aus, jede erzählt, wie sie sich ihre Traumbibliothek für zuhause vorstellt. Dabei ist der Grund, warum sie sich kennen gelernt haben, süß und bitterlich, ein Ende und ein Anfang zugleich. Alexandra Frances Magnus zeigt Dagmar Finkler die Zimmer im Schloss Hausen, das ihrer Familie seit Jahrhunderten gehörte. Vor wenigen Wochen wurde das Schloss verkauft. Dagmar Finkler und ihr Mann Bernd Langendörfer sind die neuen Eigentümer. "Es soll bleiben, was es ist, ein historisches Gemäuer", sagt Finkler.Als das Ehepaar Anfang September zum Flohmarkt ins Schloss kam, hatten sie - er Arzt, sie Bankerin - schon mit dem Gedanken gespielt. Misstrauen gegenüber dem Euro und Suche nach einer Kapitalanlage spielten ebenso eine Rolle wie Interesse an der Geschichte des Schlosses. "Ich werde Frau Magnus noch ein Loch in den Bauch fragen, ich will Vieles wissen."

200 000 bis 300 000 Euro sind für Sanierungen im Schloss noch fällig, schätzt Magnus. Etwa für eine Heizung, erneuerte Wasserleitungen und Stahlträger unter den Fußböden der Geschosse. Magnus hat sich 14 Jahre lang mit Angeboten zur Sanierung des Schlosses beschäftigt, die Erkenntnisse gibt sie weiter. "Eine Wärmepumpe wäre das Beste, dann müssen an die 80 Zentimeter dicken Sandsteinwände keine Heizkörper", erklärt sie Finkler. Wohnen will das Ehepaar aber weiterhin in Berus, nicht im Schloss.

125 Stücke aus dem Familienbesitz werden am Mittwoch, 31. Oktober, im Saarbrücker Auktionshaus Dawo versteigert. Magnus hat Finkler in einer Vorbesichtigung die Sachen gezeigt. "Einige habe ich erst nicht wieder erkannt, weil ich versuche, mir das Ganze aus dem Herzen zu reißen", sagt Magnus. Wehmut um den zerplatzten Traum ihrer Familie will sie aber nicht aufkommen lassen. "Wir sind mit Disziplin und Contenance erzogen, und die neuen Eigentümer sollen das Schloss auch mit gutem Gewissen kaufen." Das Leuchten in den Augen des Ehepaares bei der ersten Führung hatte Magnus überzeugt. Denn sie wollte, dass das Schloss jemand kauft, der dafür Interesse und Respekt zeigt.

Rehlingen-Siersburgs Bürgermeister Martin Silvanus ist "nicht unzufrieden" mit der Konstellation, wie sie sich abzeichnet, zumal die Rechte der Gemeinde und des Heimatvereins im Erbbauvertrag gesichert sind.

"Das Projekt Schloss Hausen lässt sich wohl gerade in einer Partnerschaft von privater und öffentlicher Seite am besten stemmen", erklärt er. Mit dem Ehepaar ist ein Gespräch arrangiert. Zwei weitere Räume an das Heimatmuseum zu geben, soll besprochen werden, Gegenleistungen könne die Gemeinde bieten. Silvanus findet es "vernünftig und klug", dass die Gemeinde vor einigen Jahren nicht in "Kaufrausch" verfallen sei, das bestehende Vorverkaufsrecht diskutiere bald noch der Bauausschuss. "Leuchtende Augen überzeugten."

Alexandra Magnus

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