Reinigung Wenn das Brautkleid in der Reinigung wartet

Lebach · Reinigungen müssen nicht abgeholte Kleider ein Jahr lang aufheben. Vor allem Hosen bleiben hängen.

 In den vergangenen zwei Jahren wurden um die 50 Kleidungsstücke nicht abgeholt, erklärt Eva Rasper.

In den vergangenen zwei Jahren wurden um die 50 Kleidungsstücke nicht abgeholt, erklärt Eva Rasper.

Foto: dieter lorig

Wo ist nur die Weihnachtsdecke? Wo ist mein Gardekostüm? Solche Fragen beantworten sich oft von selbst: In der Reinigung. Nach den Feiertagen oder nach Fastnacht geben viele Tischwäsche oder Fastnachtskostüme in die Reinigung und die werden dort oft vergessen. Sauber, rein und frisch gebügelt warten sie darauf, abgeholt zu werden. Doch so einiges wird jedes Jahr vergessen. Um die 50 Kleidungsstücke aus den Jahren 2015 und 2016 hängen derzeit in der Reinigung Kuhn in Lebach. Ein Jahr lang müssen sie aufgehoben werden, geben die Geschäftsbedingungen vor. Die junge Chefin hebt sie länger auf. Sie verwahrt sie noch einige Zeit im Keller, doch dann kommen sie in den Sack.

Eva Rasper stand vor vier Jahren vor der Wahl: Handwerk oder in den Schuldienst gehen. Sie entschied sich für ersteres. Seit 2014 ist sie Chefin der Reinigung Kuhn. Den Betrieb übernahm sie von ihren Eltern. Sie selbst hat Deutsch und Englisch fürs Lehramt am Gymnasium studiert. Den Schritt ins Handwerk hat sie nicht bereut.

Das teuerste Stück, das nicht abgeholt wurde, war ein Brautkleid. Warum, darüber kann man nur spekulieren. Auch eine Motroradkluft aus Leder blieb liegen. Ob der Besitzer verunglückt ist, weiß sie nicht. Es werden schließlich nur Kärtchen mit einer Nummer an die Kunden gegeben. Bei der Reinigung wird Vorkasse verlangt. Die Reinigung eines Brautkleides kostet zwischen 65 und 120 Euro, je nach Aufwand. Bei besonders euren Stücken übernimmt die junge Frau das Bügeln selbst. „Das habe ich von meiner Mutter gelernt.“

In der Regel bleiben Hosen hängen, meist von älteren Menschen, merkt Rasper an. Ob die dann verstorben sind, ins Heim kamen – wer weiß? Auch sind die nicht abgeholten Kleidungsstücke meist von geringer Qualität. Hochwertiges bleibt selten hängen. Da die Kunden im Voraus zahlen müssen, ist der finanzielle Schaden gering, erklärt Rasper. Anders verhält es sich bei der Bügelwäsche, Lederreinigung oder der Teppichwäsche. Diese geben sie weiter und bezahlen auch die gereinigten oder gemangelten Teile. Bleiben diese liegen, haben sie in Bezug aufs Geld das Nachsehen. „Kurz vor Weihnachten haben wir noch eine Wäschepaket aus dem Keller genommen, das von 2016 war – mit einer Weihnachtsdecke, die nun wieder aufgelegt werden sollte. Und der Kunde konnte sich noch an die Reinigung erinnern. Ebenso das Gardemädchen, das vor dem 11. 11. kam und sich die Uniform abholte.

Täglich wäscht, reinigt und bügelt die Reinigung Kuhn zwischen 50 und 60 Kleidungsstücke, hinzu kommen um die 20 Hemden. Eva Rasper merkt an, dass die Menschen weniger Kleider in die Reinigung geben als vor Jahren. Das hänge mit den Materialien zusammen, die sehr oft für die Waschmaschine geeignet sind. Doch immer mehr geben Hemden und Blusen in die Reinigung. Was auffällt: Die Qualität der Textilien lässt immer mehr nach. Selbst so genannte Markenartikel lassen sich manchmal schlecht bügeln. „Wir tun unser Möglichstes, aber das liegt am Stoff.“

Meist wird in der Reinigung alles sauber. Eva Rasper rät, verschmutzte Kleidungsstücke nicht vorzubehandeln und zeitnah das Kleidungsstück zu bringen. Denn auch Flecken verändern sich.

Falls Schäden bei der Reinigung auftreten, haftet die Reingung selbst. „Ich habe keine Versicherung abgeschlossen. Ich habe den Rat meiner Mutter befolgt und mir ein Konto angelegt, auf das ich für solche Fälle jeden Monat Geld einzahle“, verrät Rasper. Solche Versicherungen seien sehr teuer und es passiere selten etwas. Außer einmal: Bei einem Waschgang heller Wäsche haben sich bei einem Hemd die schwarzen Knöpfe aufgelöst. Die Wäsche wurde gräulich. Doch der Hersteller habe den Schaden ersetzt, denn es stand in dem Hemd: Geeignet für Reinigung und Waschmaschine.

In vielen Orten gibt es keine Reinigungen mehr. Immer mehr schließen, weil sie keine Nachfolger haben und auch kein Personal finden. Personal könnte Eva Rasper noch gut gebrauchen, eine Initiativbewerbung würde genügen.

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