Medizinisches Notfallzentrum Kreis Saarlouis „Wir sind für den Fall der Fälle gerüstet“

Kreis Saarlouis · Der Kreis Saarlouis richtet derzeit zwei medizinische Notfallzentren ein. Eins in Lebach, eins in Saarlouis. Was fehlt: Personal.

 Betten für die Notfallzentren in Saarlouis und Lebach werden vorerst noch im Max-Planck-Gymnasium gelagert.

Betten für die Notfallzentren in Saarlouis und Lebach werden vorerst noch im Max-Planck-Gymnasium gelagert.

Foto: Landkreis Saarlouis/Hoen

„Wir stehen vor einer nicht kleinen Aufgabe“, beginnt Landrat Patrik Lauer das Telefoninterview, das ich anlässlich der Errichtung zweier medizinischer Versorgungszentren (MVZ) mit ihm führe. Landesweit 1100 Betten sollen zur Verfügung gestellt werden. 20 Prozent der Betten übernimmt der Landkreis, das sind 220. Ein Drittel davon werden in Lebach in der Kreissporthalle aufgestellt, zwei Drittel in der Sporthalle In den Fliesen in Saarlouis. Sie kommen dann zum Tragen, wenn die Kapazitäten der Krankenhäuser nicht mehr ausreichen sollten.

 Das Max-Planck-Gymnasium, das ursprünglich im Gespräch war, würde nur als Rückfallebene zur Verfügung stehen. Lauer: „So lange nicht feststeht, ob der Schulunterricht vor den Sommerferien wieder aufgenommen wird, sehen wir zunächst davon ab.“

Lauer legt in diesem Zusammenhang großen Wert darauf, dass es kein Feldbettenmodell wie in St. Wendel geben wird. „60 Pflege- und Krankenhausbetten (aus Dillingen und anderen Pflegeeinrichtungen) haben wir schon, 180 weitere Betten mit Rückenteil zum Verstellen sind bestellt.“ Kein leichtes Unterfangen in diesen schwierigen Zeiten, schließlich sind Betten Mangelware.

Aufgestellt werden die Betten von verschiedenen Hilfsorganisationen. Lauer: „Ohne die wären wir aufgeschmissen.“ Ebenso hilft die Bundeswehr. Zur Zeit werden die Betten im Max-Planck-Gymnasium gelagert. Bis Ende nächster oder spätestens übernächster Woche sollen die beiden Zentren komplett eingerichtet sein. „Dabei geht es ja nicht nur um die Betten“, erklärt der Landrat. Da stecke noch viel mehr dahinter. „Ganz abgesehen vom Personal, das wir derzeit suchen, muss Strom gelegt werden, es wird eine Notbeleuchtung gebraucht, Container müssen aufgestellt werden, ein Lager wird benötigt.“

Des weiteren seien mal eben für einen sechsstelligen Betrag medizinisches Gerät bestellt worden, wie zum Beispiel Beatmungsgeräte, Spritzenpumpen, Thermometer (die gbit es tatsächlich noch) Blutdruckmess- und Ultraschallgeräte.

In den MVZ sollen übrigens nicht nur Corona-Patienten untergebracht werden. Es gehe darum, betont Lauer, für den Notfall gerüstet zu sein. Das heißt, falls die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen keinen Platz mehr haben, sollen die Notfallzentren Patienten aufnehmen können, die beispielsweise einen geringen Therapiebedarf haben. Damit würden Betten im Krankenhaus für jene frei, die zum Beispiel beatmet werden müssen oder zwingend durch ihr Krankheitsbild auf eine Versorgung in einer Klinik angewiesen sind.

Viele Bundesländer haben sich noch keine Gedanken gemacht. Das Saarland sei neben Bayern das erste Bundesland, das sich vor Eintreten der Notfallsituation Gedanken mache. Lauer: „Ich habe lieber 180 Betten bestellt und brauche sie nicht, als dass ich plötzlich reagieren muss und bekomme das Material nicht.“ Für den Fall der Fälle will der Landkreis gerüstet sein. „Und das sind wir.“

Was fehlt, ist natürlich Personal. „Wir sind dabei, mit den Krankenhäusern und unseren Partnern Freiwillige zu suchen.“  Der Krisenstab wurde in drei Arbeitsgruppen eingeteilt: in den operativ-taktischen Stab, eine Gruppe kümmert sich ums Personal, eine dritte um das ärztliche Pflegepersonal. Alle zwei Tage wird getagt.

Und wer kann sich melden und wo? „Alle, die einen medizinischen Hintergrund haben, Ärzte, Rettungskräfte, Medizinstudenten, ehemalige niedergelassene Ärzte,  die bereit sind, gerne auch stundenweise, zu helfen“, ruft Lauer zur Solidarität auf.

Und ab wann sollen die Helfer zur Verfügung stehen? Lauer: „Das weiß ich nicht. Das wurde ich schon oft gefragt. Wir können nur sagen, dass wir für den Notfall dann gerüstet sind. Die Helfer stehen praktisch in „Stand by“. Lauer: „Im besten Fall sind wir gerüstet, brauchen aber niemanden.“ Abschließend betont Lauer: „Wir sind professionell aufgestellt. Wir tun viel für die Leute im Landkreis, die Leute im Landkreis tun aber auch viel für den Landkreis.“  

Freiwillige können sich beim Bürgertelefon des Landkreises Saarlouis unter Tel. (0 68 31) 4 44 66 55 melden.

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