Zarte Lyrik, die lange beim Zuhörer nachwirkt

Saarbrücken. Im Saarländischen Künstlerhaus war er schon mehrfach zu Gast, der Luxemburger Autor Nico Helminger. Nun hat er dort vor leider nur wenigen Hörern seinen Ende 2008 erschienenen Lyrik-Band "Besuch bei den älteren Werken des Mondes" vorgestellt. Im selben Jahr bekam Helminger auch den Batty-Weber-Preis verliehen, den Luxemburger Literaturpreis überhaupt

Saarbrücken. Im Saarländischen Künstlerhaus war er schon mehrfach zu Gast, der Luxemburger Autor Nico Helminger. Nun hat er dort vor leider nur wenigen Hörern seinen Ende 2008 erschienenen Lyrik-Band "Besuch bei den älteren Werken des Mondes" vorgestellt. Im selben Jahr bekam Helminger auch den Batty-Weber-Preis verliehen, den Luxemburger Literaturpreis überhaupt. Der erste Teil des Buches ist inspiriert von der Zusammenarbeit mit dem Fotografen Yvon Lambert, der einen Bildband über Helmingers Geburtsstadt Differdingen herausbrachte. In eine Industrielandschaft hält langsam wieder die Natur Einzug. Durch Rinnen unter Spatzengezitter pfeift der Wind, wo damals produziert wurde, ist jetzt Verfall. Der Erzähler, ein Spurensucher, "verschwindet in der Zuckerwatte einer Kindheitserinnerung" von zerrissenen Drachen an Gasleitungen und gefundenen Feuerzeugen. Helmingers Lyrik ist zart, fließend, und so rhythmisch und flüssig liest er sie auch. Sie ist prall angefüllt mit feinsten Details, denen seine Sprache neuen, ungewöhnlichen Glanz verleiht. Im zweiten Teil bezieht sich Helminger auf eine Schreibwerkstatt, die er in Wiltz mit geistig Behinderten machte, wobei er sich überhaupt schon sehr lange mit schizophrenem Schreiben beschäftige. Einiges davon klingt wie kleine beziehungslose Versatzstücke, die mosaikmäßig zusammengesetzt erscheinen und ein perfektes Muster ergeben. Die Wirklichkeit entgleist nach und nach, Verrückungen des Geistes finden statt. Das gleiche Thema hat sein Prosastück "Margeriten" mit irrealen, märchenhaften Zügen. Reinigungsmittel, Paniermehltüten, Restaurantkärtchen, Helminger bedichtet Fundstücke des Alltags und Erinnerungen. Das "Lodern der Sprache bringt Begriffe zum Knistern" heißt es irgendwo in einem seiner Gedichte. Sehr gut passt das überhaupt auf diese dichte Lyrik, lange wirkt sie nach. rrNico Helminger: Besuch bei den älteren Werken des Mondes. Éditions Phi, 128 S., 15 Euro.

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