Studie schürt neuen Streit um G 8

Saarbrücken. Eine am Freitag vorgestellte Studie des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen empfiehlt, den Lehrstoff beim achtjährigen Gymnasium (G 8) im Land in diversen Fächern weiter zu verringern. Der Direktor des Instituts, Professor Olaf Köller (Foto: bub), erkannte zwar an, dass das Saarland den Lehrstoff bereits gekürzt habe. Dies reiche aber nicht aus

 Die Schüler im Saarland machen mittlerweile ein Jahr früher das Abitur als zuvor. Professor Olaf Köller rät dazu, die Lehrpläne zu verschlanken, damit der Stoff bewältigt werden kann. Foto: gms

Die Schüler im Saarland machen mittlerweile ein Jahr früher das Abitur als zuvor. Professor Olaf Köller rät dazu, die Lehrpläne zu verschlanken, damit der Stoff bewältigt werden kann. Foto: gms

Saarbrücken. Eine am Freitag vorgestellte Studie des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen empfiehlt, den Lehrstoff beim achtjährigen Gymnasium (G 8) im Land in diversen Fächern weiter zu verringern. Der Direktor des Instituts, Professor Olaf Köller (Foto: bub), erkannte zwar an, dass das Saarland den Lehrstoff bereits gekürzt habe. Dies reiche aber nicht aus. Vor allem die naturwissenschaftlichen Lehrpläne müssten weiter verschlankt werden. Grundsätzlich, so Köller, sei die Stoffverteilung "inhaltlich ausgewogen". Dies sei aber "je nach Fach unterschiedlich gut gelungen". Die Wochenstundenzahl überfordere die Schüler nicht. Doch sei die Zeit für die "nachschulische Übungsphase eingeschränkt". Köller riet mit Blick auf die Lehrpläne zum "stärkeren Dialog zwischen Schulen und Ministerium".

Die CDU-Landtagsfraktion zeigte sich mit dem Ergebnis der Studie zufrieden. Die Abgeordnete Gisela Rink erklärte, zwar gebe es noch Handlungsbedarf. Dies erkläre sich aber unter anderem dadurch, dass es bei der Einführung von G 8 im Saarland die bundesweiten Bildungsstandards noch nicht gegeben habe. Nachdem nun der letzte G 9-Jahrgang Abitur schreibe, könnten jetzt mit Hilfe von Experten die bisherigen Erfahrungen eingearbeitet werden.

Der Vorsitzende der Landeselternvertretung (LEV) Gymnasien, Joachim Klesen, sagte der SZ, eine "Verschlankung der Lehrpläne" sei vordringlich, um Freiräume für eine bessere Vermittlung des Stoffs zu erhalten und neue Unterrichtsmethoden einsetzen zu können - "weg vom Frontalunterricht, hin zu mehr eigenverantwortlichem Lernen". Dadurch würden die Kompetenzen der Schüler gestärkt und die Lehrer entlastet. Das Gutachten liefere eine wissenschaftliche Bestätigung für das, was die LEV schon "die ganze Zeit" gesagt habe, so Klesen.

Der SPD-Bildungsexperte Reiner Braun sagte der SZ, "erst jetzt, wo der als Versuchskaninchen missbrauchte erste G 8-Jahrgang unmittelbar vor dem Abitur" stehe, räume die Regierung Handlungsbedarf ein, den sie acht Jahre nicht zur Kenntnis habe nehmen wollen. Die Aussage, dass sich die Umsetzung des saarländischen G 8 bewährt habe, erweise sich als "propagandistisches Gerede".

Die linke Abgeordnete Barbara Spaniol erklärte, es zeige sich, "dass das G 8-Experiment in der jetzigen Form im Saarland gescheitert ist". Künftig sollten alle Schüler ihr Abitur in neun Jahren machen können, unterstrich Spaniol. G8 solle nur als Ausnahme gelten und könne "nur erfolgreich sein, wenn es in echten Ganztagsschulen eingebettet wird".

Meinung

Ein unlösbares Dilemma

Von SZ-Redakteur

Norbert Freund

Hinter dem achtjährigen Abitur steckt im Grunde die Forderung der Wirtschaft, ihr früh qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Das ist aus deren Sicht verständlich, doch bringt es auch Nachteile mit sich. Denn entweder man überfordert dabei die jungen Leute und stiehlt ihnen zumindest teilweise die Jugend - also auch die Chance, außerhalb der Schule wichtige Lebenserfahrungen zu machen und so als Persönlichkeit zu reifen. Oder man verzichtet eben auf Teile des Lehrstoffs. Dann aber sind die jungen Abiturienten nicht so qualifiziert wie mit dem G 9-Abitur. Aus diesem Dilemma findet letztlich auch die Studie von Professor Köller keinen Ausweg.

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