Ehepaar erfüllt sich Lebenstraum

Gronig/Reichenbach · Kurz vor Ablauf des vergangenen Jahres kauften die Ofenliebhaber Maria und Wolfgang Lengler aus Gronig dem SV Reichenbach (Kreis Birkenfeld) seine Turnhalle ab. Schon im zeitigen Frühjahr begann das Ehepaar mit den umfangreichen Sanierungsmaßnahmen. Mit der Umwandlung der Turnhalle in ein Ofenmuseum erfüllten sich Maria und Wolfgang Lengler ihren Lebenstraum.

Die Lenglers sind seit mehr als 30 Jahren ausgemachte Ofenliebhaber. Es begann mit dem Ankauf von einzelnen, alten Öfen. Als die eigenen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend waren, mietete das Ehepaar Lengler in einem Nachbarort eine Scheune an. Doch mehr als ein Aufbewahren der alten Schmuckstücke war nicht möglich. Die Lenglers betrachten das aufwendige Hobby als ihr Lebenswerk, Wolfgang Lengler spricht augenzwinkernd sogar von Sucht. Die Eröffnung des Ofenmuseums und die damit verbundene Vorstellung der alten Öfen bilden den Höhepunkt der langen Sammlerleidenschaft. Zunächst einmal musste aber die alte Turnhalle auf Vordermann gebracht werden. Eine neue Dacheindeckung, Sicherheitstüren und ein in warmen Farbton aufgetragener Außenputz mussten her. Die Decke wurde gestrichen, die Wände sind verputzt und ein neuer Boden ist verlegt, eine neue Beleuchtungsanlage mit abgehängten Lampen installiert. Ein völlig neues Design bekam auch die Toilettenanlage verpasst. Wo früher sich der Ausschankraum befand, hat nun eine rote Küchenzeile ihren Platz gefunden. Die ehemaligen Duschräume dienen als Raum für Sonderausstellungen.

In der Halle selbst sind 30 antike, gusseiserne, schwarze Öfen, meist Frontlader, die von Zeit zu Zeit auch ausgetauscht werden, aus drei Jahrhunderten ausgestellt. Von 1870 bis 1700 sind die Öfen in U-Form zeitchronologisch aufgestellt. Gleich am Eingang sind zwei Raritäten zu bewundern: ein um 1900 gegossener Küchenherd mit Wasserschiff im lupenreinen Jugendstil, also mit Blumen, Ranke und Blattwerk und ein kleiner Backofen aus dem Besitz der Gräfin Bürresheim, um 1700 gegossen. Daran schließt sich auf der rechten Seite eine Reihe von sogenannten Stubenöfen, die meist in bürgerlichen Wohnungen um 1880 ihren Platz hatten, an. Ein Bollerofen mit Emaillebilder um 1880, der um die zwei Zentner wiegt, wurde in der kalten Jahreszeit als Dauerbrandofen genutzt. Ein Bockenheimer Stubenofen mit zwei Erkern und Darstellung Jung und Alt am Feuer, 1870 in Bockenheim gegossen, sowie ein Uhrenofen aus der Empirezeit mit Warmhaltefach und Ofenstein zum Schutz vor allzu großer Hitze, schließen sich an. Auf der linken Seite ist ein sehr seltener Siegener Kastenofen um 1870 mit einem riesigen Rohrabzug in Lyrerform, dem Symbol für Frieden im Haus, zu sehen. Ein Wormser Kochofen mit Warmhaltefach, ein Vasenofen, ein Urnenofen und ein Schachtofen mit Wasserhaltefach um 1870 bis hin zum ältesten Stück, ein Barockofen um 1700, vervollständigen die wertvolle Sammlung. In der Mitte sind echte Raritäten zu bestaunen: Öfen die meist in herrschaftlichen Häusern oder Villen aufgebaut waren. Die sogenannten Säulenöfen sind bis zu 2,60 hoch und bringen ein Gewicht von bis zu acht Zentner auf die Waage. Zum Aufbau musste das Ehepaar Lengler die Öfen in ihre Einzelteile zerlegen, denn nur so waren die wahnsinnigen Gewichte überhaupt ins 35 Kilometer entfernte Reichenbach zu transportieren und wieder aufzubauen. Dabei sind der Wirtschaftsumsatzofen mit Wasserschiff, ein dreistöckiger Ofen mit seitlichem Wasserschiff und nicht zuletzt der Kaiserofen aus dem Familienbesitz der Familie Stumm mit ihren unendlichen kunstvollen Verzierungen ganz besonders schöne Einzelstücke. Der 1879 zur Reichsgründung extra gegossene Kaiserofen, mit den Wappen der Einzelstaaten, Germania und Kaiserapfel stellt das wertvollste Stück der Sammlung dar. Schon damals diente der in die Wand eingemauerte Ofen, der vom Nebenraum befeuert wurde, als Zentralheizung. Jeder einzelne gusseiserne Ofen stellt sich als Unikat dar und verbirgt eine interessante Vergangenheit, über die Wolfgang Lengler viel zu berichten weiß. Der Leiseler Stefan Dehn, Sachverständiger für historische Feuerstellen und selbst seit Jahrzehnten Ofenbauer zeigte sich begeistert : "Wolfgang Lengler hat sein fundiertes Wissen perfekt eingesetzt und dem Museum einen höchst historischen Anspruch verliehen".

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Auf einen BlickSeit dem 20. Oktober hat das neu entstandene Ofenmuseum in Reichenbach seine Pforten geöffnet. Noch bis Mitte November kann das neue Museum von 10 Uhr bis 17 Uhr, jeweils am Sonntag, besucht werden. In den Wintermonaten bleibt das Haus in der Ortsmitte geschlossen, um im März mit einer Sonderausstellung wieder seine Pforten für die Öffentlichkeit zu öffnen. Eintritt wird nicht erhoben. red

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