Das Sprachrohr für Frust und Ärger

In der ZDF-Heute-Show brilliert er als Brüll-Papst: Hans-Joachim Heist alias Kommentator Gernot Hassknecht. Die Figur hat ihn so populär gemacht, dass er mit eigenem Programm auf Tour geht. Mit Heist sprach SZ-Mitarbeiter Eric Kolling.

 Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht. Foto: ZDF/Willi Weber

Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht. Foto: ZDF/Willi Weber

Foto: ZDF/Willi Weber

Herr Heist, bei welchen Themen spricht Ihnen der Gernot Hassknecht aus dem Herzen?

Heist: Eigentlich bei allen Themen, die ich in der Heute-Show anspreche. Besonders natürlich in der Politik, das ist ganz klar. Nur hat man uns mit der Wahl einen Aufreger genommen: Die FDP ist jetzt draußen. Das war immer ein wunderbarer Grund sich aufzuregen. Nicht nur die Politik, die sie gemacht haben, sondern auch die Personen, die dahinterstehen.

Gibt es politische Ereignisse, bei denen Hassknecht aufhört zu schreien und anfängt zu säuseln?

Heist: Zum Thema Mindestlohn hat Hassknecht ja einige Kommentare abgegeben. Es ist eine soziale Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit, wenn ein Familienvater mit zwei Kindern 40 Stunden in der Woche arbeitet, den ganzen Monat ackert, und anschließend noch zum Amt gehen muss, um aufzustocken, weil sein Lohn nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren. Wenn das endlich beseitigt wird, was ich bei der Großen Koalition ja hoffe, dann ist das ein Grund, wo Hassknecht vielleicht mal säuseln könnte.

Wer rumschreit, heißt es gemeinhin, habe meistens Unrecht. Brüllenden Chefs sagt man obendrein Führungsschwäche nach. Wie erklären Sie sich, dass gerade eine Brüllfigur wie Gernot Hassknecht so beliebt ist?

Heist: Wir leben in einer sehr lauten und sehr schnellen Gesellschaft. Wenn man da heute irgendwas leise fordert, wird es ganz schnell überhört. Um gehört zu werden, muss man schon mal auf den Tisch hauen und laut werden. Gernot Hassknecht ist ja eigentlich für viele die Stimme der ungehörten Masse, also das Sprachrohr, das Frust und Ärger über die Missstände lautstark auf den Punkt bringt, so wortgewaltig wie er ist. Und das auch garantiert parteiübergreifend.

Sie waren zwischen 1999 und 2011 in der SPD kommunalpolitisch aktiv: Wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn Gernot Hassknecht gegen die Genossen poltern muss?

Heist: Überhaupt nicht. Wenn sie es verdient haben, dann muss es sein.

Wie muss man sich das Programm Ihrer Tour vorstellen?

Heist: Das Programm ist aufgebaut wie ein Coaching: in zwölf Schritten zum Choleriker. Es werden Tipps gegeben, wie man richtig Beschwerdebriefe schreibt, dann auch eine Anleitung zur perfekten Ernährung. Denn ein unter Hochspannung stehendes Wesen erreicht man, so Hassknecht, nur durch eine Ernährung, die Magen und Darm ausreichend reizt. Den Begriff der Ausgewogenheit, den mag der Gernot Hassknecht überhaupt nicht.

Mit dem "Hassknecht-Prinzip" tritt Hans-Joachim Heist am 17. Dezember im Big Eppel in Eppelborn und am 28. März in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort