Closenbruch als Hort der Natur

Homburg/Sanddorf · Das Gebiet Closenbruch gehört zum Europäischen Netz "Natura 2000", weil dort europaweit bedrohte Lebensräume und Tierarten vorkommen. Der Biologe Axel Didion aus Schwarzenacker macht sich große Sorgen um dieses einzigartige Gebiet, vor allem über die Besucher.

Homburg/Sanddorf. Das Closenbruch zwischen Homburg und Sanddorf wurde am 19. September 1990 zum Naturschutzgebiet ausgewiesen, um die reich strukturierte und extensiv genutzte Kulturlandschaft nachhaltig zu schützen. Das Gebiet gehört darüber hinaus zum Europäischen Netz "Natura 2000", weil dort europaweit bedrohte Lebensräume und Tierarten wie die feuchten Hochstaudenfluren und Silbergrasrasen oder Brutvögel wie der Neuntöter vorkommen. Auf den ausgedehnten Wiesen leben mit dem Großen Feuerfalter und dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling gleich zwei Tagfalter, deren Vorkommen weltweit auf Mitteleuropa beschränkt ist und für die wir deshalb eine besondere Verantwortung haben.Das Naturschutzgebiet Closenbruch hat eine Größe von rund 81,5 Hektar und umfasst Gemarkungen in der Stadt Homburg, und den den Stadtteilen Reiskirchen, Bruchhof und Sanddorf. "Schutzzweck ist die Erhaltung, Pflege und Entwicklung eines hochkomplexen, reich strukturierten Ausschnitts dieser teilweise brachgefallenen und teilweise extensiv genutzten Kulturlandschaft. Die naturnahen Lebensgemeinschaften des Wasserschwaden- und Schilfröhrichts, der Großseggenriede, der Feucht- und Nasswiesen, der Hochstaudenfluren feuchter und nasser Standorte, der Glatthaferwiesen, der Sandrasen und der Feldgehölze bieten in der hier vorgefundenen Vernetzung einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, darunter auch seltenen und gefährdeten Arten, einen geeigneten Lebensraum," erklärt der Biologe Axel Didion aus Schwarzenacker, der bei der Naturlandstiftung arbeitet ist, und sich für die Naturwacht einsetzt.

Didion, der in den vergangenen Jahren verantwortlich das Projekt leitete, sagte weiter: "In jüngster Zeit musste die Naturwacht Saarland bei Kontrollbesuchen leider feststellen, dass die empfindlichen Lebensräume und störungsanfälligen Tierarten durch viele Besucher erheblich beeinträchtigt werden. Besonders die nährstoffarmen Sandflächen, auf denen die zierliche Heide-Nelke oder das Sandglöckchen blühen, werden von Personen, die kreuz und quer durch das Gelände laufen, zertrampelt. Frei laufende Hunde beunruhigen viele Brutvogelarten im Gebiet wie das Schwarzkehlchen oder den Neuntöter. Dies kann dazu führen, dass sie ihre Brut ganz aufgeben. Autospuren und Feuerstellen in den Mähwiesen zeugen ebenfalls von einem nicht angepassten Verhalten."

Jan Emser von der Pressestelle der Stadt Homburg, erklärte auf Anfrage unserer Zeitung: "Beim Ordnungsamt sind bisher keinerlei Beschwerden eingegangen." Die Stadt werde aber verstärkt ein Augenmerk auf das Closenbruch haben. Gleichzeitig appelliert die Stadt an die Bevölkerung, die Grundsätze des Schutzes dieses Gebietes zu achten. Das Closenbruch sei eine besonders schutzenswerte Landschaft.

Der Biologe Didion gab einige Tipps für die Gäste in der Gegend: "Bitte tragen Sie dazu bei, dass das Closenbruch mit seinen Lebensräumen, Pflanzen und Tieren auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt: Beunruhigen Sie nicht mutwillig wild lebende Tiere, lassen Sie Hunde nicht frei laufen, befahren Sie nicht das Naturschutzgebiet und verlassen Sie nicht die ausgewiesenen Wege." Man könne auch von den Wanderwegen die Landschaft genießen und Tiere und Pflanzen beobachten, ohne sie zu stören oder zu schädigen. Die Naturwächter würden in Zukunft das Closenbruch noch verstärkter besuchen und in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz verstärkt kontrollieren.

Nach den Originalaufzeichnungen der Homburger Botanikerin Charlotte Brütting waren im Closenbruch noch bis Mitte der 1930er Jahre so typische Borstgras-Arten wie etwa die Arnika (eine Arzneipflanze) in solchen Mengen vorhanden, dass viele Familien dieselbe sammelten, um daraus eine Tinktur herzustellen. Auch der Lungenenzian, eine typische Niedermoor-Art, war bis Ende der 1960er noch hier zu finden. Didion: "Alle diese Arten sind heute leider verschwunden."

naturwacht-saarland.de

nls-saar.de

homburg.de

Auf einen Blick

Eine der Hauptaufgaben der Naturwacht Saarland mit ihren ausgebildeten Rangern liegt darin, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Führungen und anderen Veranstaltungen an die Natur heranzuführen, um so das Bewusstsein für die Natur zu stärken und damit den Naturschutz zu fördern. Denn nur was man kennt, kann man auch schützen. Eine weitere Aufgabe der Naturwacht ist im Bereich Besucherlenkung angesiedelt. Dort gibt es auch viele Berührungspunkte mit dem Tourismus, wobei die Ranger die Besucher durch geeignete Maßnahmen zu einem "sanften" Umgang mit der Natur anleiten.

 Die im Saarland gefährdete Heide-Nelke, "Blume des Jahres 2012", wächst im Closenbruch nur an trockenen Stellen. Foto: Axel Didion

Die im Saarland gefährdete Heide-Nelke, "Blume des Jahres 2012", wächst im Closenbruch nur an trockenen Stellen. Foto: Axel Didion

 Das Closenbruch ist eine beeindruckende Landschaft, die europaweit als besonderes schützenswert gilt. Foto: Axel Didion/nls

Das Closenbruch ist eine beeindruckende Landschaft, die europaweit als besonderes schützenswert gilt. Foto: Axel Didion/nls

Träger der Naturwacht ist die Naturlandstiftung Saar. Finanziert wird sie durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr, die Zweckverbände Illrenaturierung, Wolferskopf, Saar-Bliesgau/Auf der Lohe sowie der Naturlandstiftung Saar und der Naturland Ökoflächen-Management GmbH. Ein stattlicher Beitrag zur Anschaffung der Erstausstattung wurde von der Saarland-Sporttoto GmbH geleistet. Das fachliche Konzept wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) entwickelt. jkn

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