Bob fährt jetzt auch in St. Wendel

St. Wendel. "Du fehlst!" In großen Buchstaben stehen diese zwei Worte auf einem weißen Kreuz am Straßenrand. Junge Leute erzählen, was sie an ihrem Freund vermissen. "Mit dem Auto wolltest du immer der Schnellste sein. Jetzt warst du der Schnellste. Sogar schneller als das Leben." Er ist viel zu früh gestorben. Nachts. Auf der Straße. Er hatte Alkohol getrunken

 Der Film zum Auftakt der Veranstaltung bewegte die Zuschauer.

Der Film zum Auftakt der Veranstaltung bewegte die Zuschauer.

St. Wendel. "Du fehlst!" In großen Buchstaben stehen diese zwei Worte auf einem weißen Kreuz am Straßenrand. Junge Leute erzählen, was sie an ihrem Freund vermissen. "Mit dem Auto wolltest du immer der Schnellste sein. Jetzt warst du der Schnellste. Sogar schneller als das Leben." Er ist viel zu früh gestorben. Nachts. Auf der Straße. Er hatte Alkohol getrunken. Der Film verursacht Gänsehaut. Genau wie die Zahlen, die Mike Caspers, Pressesprecher bei der Landespolizeidirektion, den zahlreichen Besuchern, die zur Auftaktveranstaltung der Bob-Aktion im Landkreis St. Wendel gekommen sind, nennt: "131 Tote und 1600 schwer verletzte junge Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren gab es in den letzten zehn Jahren im Land." Und dem soll die Aktion Saar-Bob entgegen wirken. Die Kampagne setzt auf die Bereitschaft, auf Alkohol zu verzichten, wenn man fahren muss. Bob ist die Person einer Gruppe, die nach vorheriger Absprache in der Kneipe oder auf der Party keinen Alkohol trinkt, weil er seine Mitfahrer nach Hause bringt. Dafür erhält Bob in den teilnehmenden Kneipen, Discos und Gaststätten gratis ein alkoholfreies Getränk. Die Gastronomie im Landkreis St. Wendel sei der Aktion spontan sehr aufgeschlossen gegenüber gewesen, sagt Landrat Udo Recktenwald: "Die Bereitschaft ist riesengroß." Welches Lokal mitmacht, sehen die jungen Leute an einem entsprechenden Schild. Und die vielen Bobs - der Name ist imaginär - können mit einem gelben Schlüsselanhänger signalisieren, dass sie keinen Alkohol trinken. Auch Vanessa Calcagno aus Saarbrücken, Zweite beim Super-Talent 2009, hat einen solchen Schlüsselanhänger. Denn sie ist offizielle Botschafterin für Bob in St. Wendel, für "WND-Bob", wie Recktenwald die Aktion nennt. "Wer feiern will, soll feiern - und jemand anders fahren lassen", erklärt sie gestern im Wendalinum, dass es nicht darum geht, generell keinen Alkohol zu trinken. Erste Erfahrungen mit der Aktion gibt es bereits im Landkreis Saarlouis, wo das Projekt im Saarland im Juni 2009 startete. Deshalb übergibt die Saarlouiser Landrätin Monika Bachmann das Bob-Logo an ihren Amtskollegen Recktenwald. Bis Ende des Jahres, das sagt Professor Günter Dörr, der Direktor des initiierenden Landesinstituts für präventives Handeln, soll Bob flächendeckend im Land unterwegs sein. Meinung

Bob muss der Held sein!

 Landrätin Monika Bachmann (von links), Vanessa Calcagno und Udo Recktenwald mit dem das BOB-Logo. Fotos: B & K

Landrätin Monika Bachmann (von links), Vanessa Calcagno und Udo Recktenwald mit dem das BOB-Logo. Fotos: B & K

Von SZ-RedakteurinMelanie Mai Es reicht nicht aus, dass (junge) Leute Verantwortung übernehmen. Es reicht nicht aus, dass sie sich bereit erklären, nichts zu trinken, um ihre Kameraden sicher nach Hause zu bringen. Dieses Verantwortungsbewusstsein muss anerkannt werden. Oder, wie es Landrat Udo Recktenwald ausdrückt: Bob muss man mit Respekt begegnen. Richtig: Bob muss der Held sein. Aber leider sieht die Realität oft ganz anders aus. Viel zu stark ist der Alkohol in unserer Gesellschaft verankert. Da wird nicht immer respektiert, dass jemand keinen Alkohol trinken kann, darf oder will. Wer nichts trinkt, ist oft alles andere als ein Held. "Ein Bier kannst Du doch trinken" - so wird der Enthaltsame oft ermuntert oder verführt. Da muss unsere ganze Gesellschaft umdenken. Nur dann kann Bob Erfolg haben.

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