Bischof erlässt kein Dekret zur Pille danach

Saarbrücken. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann lässt den katholischen Krankenhäusern in seinem Sprengel freie Hand bei der Verabreichung der "Pille danach". Ackermanns Sprecher André Uzulis sagte der SZ: "Die einzelnen Krankenhäuser müssen das für sich auf Grundlage der katholischen Soziallehre und Morallehre entscheiden

 Das St. Vinzenz-Hospital in Köln hatte ein Vergewaltigungsopfer abgewiesen. Foto: dpa

Das St. Vinzenz-Hospital in Köln hatte ein Vergewaltigungsopfer abgewiesen. Foto: dpa

Saarbrücken. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann lässt den katholischen Krankenhäusern in seinem Sprengel freie Hand bei der Verabreichung der "Pille danach". Ackermanns Sprecher André Uzulis sagte der SZ: "Die einzelnen Krankenhäuser müssen das für sich auf Grundlage der katholischen Soziallehre und Morallehre entscheiden." Die Krankenhäuser im Bistum Trier, zu dem die meisten Katholiken im Saarland zählen, hätten alle eigene Ethikräte. Grundlage seien die päpstlichen Enzykliken. Und dem Rahmen müssten sich die Kliniken bewegen, sagte Uzulis. "Ackermann macht da keine Vorgaben", so Uzulis. Allerdings seien Pillen, die einen Abort hervorrufen, nicht mit der katholischen Soziallehre vereinbar. In Deutschland wird derzeit das Verhalten von zwei Kliniken in Köln kritisiert, die einer vergewaltigten Frau die Hilfe und die Pille danach verweigert hatten. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte sich daraufhin entschuldigt und die Pille danach, die eine Befruchtung verhindert, gestattet. Die "Pille danach" mit dem Wirkstoff Levonogestrel soll bis zu fünf Tage nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern. Das Hormonpräparat ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen EU-Ländern bislang nur auf Rezept erhältlich."Es gibt keine Erlasse oder Dekrete dazu von seiten des Bistums Trier", erklärte Uzulis. Die katholischen Krankenhäuser im Saarland hätten sich auf dem Boden dessen zu bewegen, was innerhalb der katholischen Kirche erlaubt sei. Ähnliche Fälle einer verweigerten Hilfe für vergewaltigte Frauen seien im Bistum Trier nicht bekannt, so Uzulis. Bischof Ackermann sei im Übrigen der Auffassung, dass die Pille danach mit der Morallehre vereinbar sei.

Die katholische Marienhaus GmbH, die im Saarland sechs Kliniken betreibt, nimmt jeden Patienten auf, insbesondere solche, denen Gewalt angetan wurde. Das betonte der Marienhaus-Sprecher Heribert Frieling gegenüber der SZ. "So etwas wie in Köln kann ich mir bei uns nicht vorstellen", erklärte Frieling. Eine vergewaltigte Frau werde selbstverständlich medizinisch versorgt. Das schließe auch die eventuell notwendige Spurensicherung mit ein. Das Opfer werde psychologisch-seelsorgerisch betreut. Die Entscheidung, die ein Arzt gemeinsam mit der betroffenen Frau fälle, akzeptiere die Marienhaus GmbH dann. "Die Verabreichung einer Pille danach würden wir in einem solchen Extremfall akzeptieren", sagte Frieling. Es gehe auf der einen Seite um den Schutz des ungeborenen Lebens, das ganz hohen Wert habe. Aber auf der anderen Seite stehe die traumatisierte Frau, die alles daran setze, dass aus der Vergewaltigung nicht auch noch eine Schwangerschaft resultiere. Wenn die Frau diesen Willen habe, müsse man "das akzeptieren und mittragen", so der Marienhaus-Sprecher. Es gebe allerdings keine Handlungsanweisung für die Kliniken, wie in Vergewaltigungsfällen zu verfahren sei. "Da bauen wir auf den gesunden Menschenverstand und das solide Wertefundament unserer Mitarbeiter", sagte Frieling.

Unterdessen hat die Piratenfraktion im Saar-Landtag eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Denn auch katholische Kliniken seien aus Steuermitteln finanziert, weshalb sich sich gegenüber vergewaltigten Frauen nicht würdelos verhalten könnten. Die Vorfälle in Köln zeichneten von Deutschland international "ein Bild wie im finsteren Mittelalter", so die Piraten. Zudem lägen der Piratenfraktion Berichte vor, wonach es in mindestens einer Klinik in Saarbrücken zu unsachgemäßen Behandlungen gegenüber Frauen gekommen sei, die die Pille danach benötigten. "So sollen die Ärzte von den Frauen verlangt haben, die Klinik zu verlassen, sich privat einen Schwangerschaftstest zu beschaffen und mit diesem wieder die Klinik zu betreten", schreiben die Piraten. Erst danach sei die Verschreibung der Pille danach erfolgt. Die Piraten wollen jetzt von der Landesregierung wissen, ob sie sich dafür einsetzt, dass solche Praktiken in Zukunft unterlassen werden. Eine Antwort steht noch aus.

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