1909 - 1919: Zu Liedern wie "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe" und dem "Bummelpetrus" tanzt das Saargebiet im Rheinländer- und Polka-Takt. "Diese Tänze sind auch heute noch zur Fastnachtszeit beliebt", sagt Ramon Gechnizdjani. Die Kleiderordnung in der Tanzschule ist damals allerdings wesentlich festlicher und strenger als heute.

1920 - 1929: "Der Charleston wird zum großen Modetanz der Inflationszeit", sagt Gechnizdjani. Von den Musicals am Broadway bringt ihn Josephine Baker nach Europa. Auch in der Region löst er ein regelrechtes Tanzfieber aus. Der Boogie-Woogie und der alte Tango sind ebenfalls sehr beliebt.

1930 - 1939: Die Freude über den neuen Tanztrend Swing, der zu Titeln von Glen Miller & Co. die Massen aufs Parkett treibt, ist in Deutschland nur von kurzer Dauer. Gechnizdjani: "1933 wird er im Zuge des politischen Geschehens verboten." Dafür gebe es nach dem Zweiten Weltkrieg großen Nachholbedarf. Auch heute ist der Swing beliebt: 2008 avanciert er zum "Tanz des Jahres".

1940 - 1949: Viele glauben, der Mambo sei erst durch den Kino-Hit "Dirty Dancing" in den 80ern in Mode gekommen. Doch Gechnizdjani weiß es besser: "Der kubanische Volkstanz, der Grundlage unserer heutigen Rumba und der Cha-Cha-Cha ist, hat schon nach dem Krieg seine Blütezeit." Er entspreche der heutigen Salsa.

1950 - 1959: Mit den Petticoats zieht auch der Rock 'n' Roll in die Tanzschulen der Region ein - und wird zum Ausdruck der Rebellion der jungen Generation. "In seiner Urform ist er kein gesprungener Tanz, wird aber schon in den 50ern akrobatisch getanzt", so Gechnizdjani. Bis heute fänden Rock 'n' Roll-Spezialkurse in den Tanzschulen regen Zuspruch.

1960 - 1969: Chubby Checker fordert "Let's Twist again" - und auch das Saarland macht mit. Er löst den Rock 'n' Roll ab, zu dem es auch einen entscheidenden Unterschied gibt: "Der Twist ist der erste Tanz, den man nicht mehr in Paarhaltung tanzt."

1970 - 1979: Angeheizt durch Tanzfilme wie "Grease" und "Saturday Night Fever" sowie der Band Boney M des saarländischen Produzenten Frank Farian rollt die Disco-Welle über Deutschland. Die feinen Röcke und Hosen weichen auch in den Tanzschulen der aktuellen Jeansmode. Die klassische Zeit des Disco-Fox, der auch als "Hustle" bekannt ist, beginnt.

1980 - 1989: Während in den USA der Break-Dance boomt, watschelt der "Ententanz" in die Tanzschulen der Region. "Sicherlich ein Vertreter der ganz witzigen Tanzschiene", schmunzelt Gechnizdjani. Als 1987 "Dirty Dancing" in die Kinos kommt, rennen die Fans den Tanzschulen die Türen ein. Alle wollen wie Baby und Johnny sein. Und der Lambada verbreitet südländisches Flair.

1990 - 1999: Der "Macarena" sorgt für Sommergefühle. Und mit "Dance 4 Fans" hält ein ganz neues Tanzkonzept Einzug in die Schulen. Bundesweit wollen über 200 000 Jugendliche so tanzen wie Britney Spears, 'N Sync & Co. in ihren Videos. Bis heute richtet Bootz-Ohlmann Turniere in dieser Disziplin aus. Im Herbst soll die "Dance 4 Fans"-Europameisterschaft in Saarbrücken steigen.

2000 - 2009: Die Kleinen übernehmen das Parkett. Das Kindertanzen ist ein Trend. Gechnizdjani: "Während die Schüler früher erst mit 14 Jahren den Weg in die klassische Tanzschule gefunden haben, knüpfen sie heute bereits mit etwa drei Jahren erste Kontakte mit dieser." Salsa wird zum "Tanz des Jahres 2009".

Auf einen Blick

Zu ihrem 100-jährigen Bestehen hat die Saarbrücker Tanzschule Bootz-Ohlmann einige Jubiläums-Veranstaltungen geplant: Am 16. Mai, 20 Uhr, feiert die Show "Dance Vision - 100 Jahre Rhythmus" in der Saarbrücker Congresshalle Premiere. Eine mit einem Musical vergleichbare Darbietung mit Musik, Tanz und Show, die viele Facetten der Tanz-Geschichte des vergangenen Jahrhunderts einbindet.

Am 14. November steigt die große Jubiläums-Gala in der Congresshalle. Zudem richtet die Tanzschule im Herbst 2009 zum zweiten Mal die "Dance 4 Fans"-Europameisterschaft in Saarbrücken aus. chr/mv