Wo die Gitarre zum Orchester wird

Völklingen · Attila Vural spielt Musik wie wenige. Zum Finale der Völklinger Reihe „Carbon & Stahl“ machten seine magischen Gitarren-Hände Furore. Im Herbst geht die Reihe weiter – dann kommt ihr 100. Konzert.

Am Donnerstagabend im Festsaal des Alten Völklinger Rathauses staunt sogar Dietmar Kunzler: "So was hab' ich noch nicht gesehen", sagt er. Dabei betreut Kunzler seit 1999 die Serie "Carbon & Stahl " als künstlerischer Leiter und Interpret, auschließlich mit Gitarrenmusik. Und jetzt sitzt der Schweizer Attila Vural auf der Bühne und erfindet seinen eigenen Klangkosmos.

Vural zupft, drückt, tappt, streichelt, kratzt, betrommelt sein Instrument. Slidetechniken wie bei Countrymusik werden angewandt, aber hier nur mit den Fingerspitzen und nicht mit dem berühmten Bottleneck (Flaschenhals). Vurals Hände greifen übereinander, drehen fix an den Wirbeln, bringen den Corpus der Gitarre zum Quietschen, spielen sekundenlang "herkömmlich", alles in unglaublichem Tempo. Mehr Klangquellen kann sich ein Einzelner nicht erschließen! Alles klingt sphärisch, impressionistisch, interessant.

Dann, nach der Pause, kommt die Dobro zum Einsatz. Sie ist eine Spezialanfertigung, ein ganz seltenes Instrument, eine Art Kreuzung aus Gitarre und Mandoline. Zwei Hälse, zwei Griffsysteme. Hier der bekannt warme Gitarrenklang, da die quirlig parlierende Mandoline mit einer Stimmung, die an eine indische Sitar erinnert. Vural bleibt sich treu, also macht er aus seiner Dobro (der Name geht auf die slowakisch-amerikanischen Gitarrenbauer John, Rudy und Ed Dopyera zurück) ein Orchester . So schnell kann man gar nicht gucken, wie seine flinken Finger von einem Bund zum anderen springen, gleichzeitig den Korpus betrommeln und weitere Kabinettstückchen vorführen. Singen kommt noch hinzu.

Santanas "Samba Pa Ti" hören wir, Musik von U 2, viel Eigenes von der CD "According outside my room", und immer in der einzigartig-eigenwilligen Interpretation Vurals. Zwei Dutzend Zuhörer erlebten dieses Konzert, das den Abschluss der diesjährigen Serie "Carbon & Stahl " bildete. Das Team um Dietmar Kunzler verteilte bereits das neue druckfrische Programm von "Carbon & Stahl ". Es beginnt im Herbst, konkret am Donnerstag, 22. September, mit dem Konzert "Die Quadriga der Jazzgitarre". Und, man mag es kaum glauben: Am Donnerstag, 3. November, steht bereits das 100. Konzert der Reihe Carbon & Stahl auf dem Völklinger Terminplan - dann spielen Frank Haunschild, Professor für Jazzgitarre in Köln, der Harmonielehrer Paul Mindy aus Paris und Kunzler selbst.

carbon-stahl.de

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