Kein Vor und Zurück beim Electro Magnetic

Völklingen · Aufgebrachte Besucher hinterlässt das Electro Magnetic Festival. Ein verstopfter Zugang, Gedränge, überforderte Security-Leute: Die Beschwerdenliste ist lang. Der Veranstalter arbeitet nun an Verbesserungen.

 Im Zugang zur Hauptbühne wurde es für die Besucher zeitweise bedrückend eng. Foto: Daniel Walter

Im Zugang zur Hauptbühne wurde es für die Besucher zeitweise bedrückend eng. Foto: Daniel Walter

Foto: Daniel Walter

Voller Erfolg oder nicht allzu weit entfernt von der Katastrophe? Es war eine Gratwanderung beim Electro Magnetic Festival am Wochenende auf dem Gelände des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Eine Reihe von Besuchern macht ihrem Unmut über die Organisation und die Sicherheitsvorkommnisse in sozialen Netzwerken Luft: "Man hatte Angst, dass jeden Moment eine Massenpanik ausbrechen könnte." "Viele Menschenleben hatten richtig Schwein gehabt, dass nichts Schlimmeres passiert ist." "Wir standen eine Dreiviertelstunde eingepfercht wie Tiere in einem Gang." Gut 100 ähnliche Kommentare prasselten auf der Facebook-Seite der Veranstaltung ein.

Was war da los? 22.15 Uhr: "Alle Farben", einer der Hauptacts, betritt die Hauptbühne. Da will jeder hin. Aber nur ein schmaler Gang, begrenzt durch Stahlzäune, führt zur Bühne. Der Zugang wird zeitweise geschlossen, wenn es zu voll wird. Das gebe das Sicherheitskonzept vor, erklärt Thilo Ziegler, Geschäftsführer des Veranstalters 4 plus 1 Konzerte GmbH. Aber dann stecken die Menschen in der Schleuse fest. Kein Vor oder Zurück mehr möglich. "Es war presseng. Von hinten drückten die Leute", erzählt eine Besucherin. Aggressive Stimmung sei aufgekommen. "Zwei verzweifelte Security-Leute haben versucht, die Besucher zurückzuhalten", beschreibt Besucher Daniel Walter die Situation. Leute hätten die Absperrung umgekippt, um zu entkommen, schildert eine Besucherin. "Wer Platzangst hat, hatte verloren", sagt sie. Das Problem: Keiner wusste, was los war. Weder Schilder noch Ansagen kamen.

Thilo Ziegler gesteht ein, dass vieles hätte anders laufen müssen: "Unsere Kommunikation war schlecht. Statt eine halbe Stunde lang niemanden vor die Bühne zu lassen, hätten wir stetig ein paar Besucher reinlassen sollen." Knapp 400 Leute seien zu dem Zeitpunkt nicht zur Hauptbühne gekommen. Wer zum Hauptact wolle, müsse aber mit Gedränge und Platzproblemen rechnen, erklärt er. Das Problem gebe es bei jedem Festival. "Es waren genug Security-Leute da, und es bestand zu keiner Zeit ein Sicherheitsrisiko", sagt er. Das bestätigte gestern auch die Polizei in Völklingen . Hinweise, dass es eng wird, habe es zwar gegeben. "Die Beamten mussten aber nicht einschreiten", so Dienststellenleiter Michael Zapp.

Jetzt arbeite der Veranstalter an Verbesserungen. "Ich stelle mich der Sache, nehme Kritik an", sagt Ziegler. Kommende Woche will er neue Wegekonzepte auf den Tisch legen. Einer Sache ist er sich sicher: "Wir haben nicht eine einzige Karte mehr verkauft als in den Vorjahren." 10 000 Leute, für die sei das Gelände auch ausgelegt.

Aber waren vielleicht mehr auf dem Gelände? Besucher Daniel Walter hat ein Loch im Zaun bemerkt. "Alleine in einer halben Stunde sind 100 Leute ohne Ticket auf das Gelände gekommen", vermutet er. Das kann Ziegler nicht bestätigen: "Wir haben kein Loch entdeckt."

Meinung:

Profit statt Sicherheit?

Von SZ-Redaktionsmitglied Sarah Umla

Eng und laut - das ist es auf Electro-Festivals immer. Doch das Electro Magnetic toppte das wieder. Wer sich im vergangenen Jahr schon über Gedrängel vor den Bühnen aufgeregt hat, durfte dieses Jahr noch mehr fluchen: Gruppenkuscheln zwischen den Floors. Nichts ging mehr - weder vor- noch rückwärts. Wer etwa mal auf die Toilette musste, kam nicht mehr zur Main-stage zurück. Da war der Wunsch des Veranstalters nach Profit wohl größer als das Gelände. Wurden etwa zu viele Tickets verkauft? Die Hauptbühne platzte jedenfalls bereits gegen 20 Uhr aus allen Nähten. Dass der Zugang später gesperrt wurde, ist verständlich. Die Kommunikation zwischen Sicherheitskräften und Publikum aber lässt zu wünschen übrig. Da muss sich dringend etwas ändern.

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