„Ein Stück Menschlichkeit“

Riegelsberg · In Völklingen sind die Stolpersteine bereits zu einer festen Einrichtung geworden. Nun ist das Aktionsbündnis „Stolpersteine für Riegelsberg“ gegründet. Läuft alles nach Plan, werden die kleinen Steine, die an die Schicksale von fünf jüdischen Riegelsberger Familien erinnern, im Mai verlegt.

Knapp 30 Bürger waren ins Haus Gabriel gekommen, um das "Aktionsbündnis Stolpersteine für Riegelsberg " mitzugründen. Initiiert wurde es durch die evangelischen Pfarrer i.R. Volker Junge und Hermann Wuttke, den Kabarettisten Detlev Schönauer sowie Doris Frey, Elfriede Mügel und Monika Jungfleisch. Volker Junge erklärte: "Im kommenden Mai jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges zum 70. Mal. Mit dem Untergang des sogenannten 3. Reiches endete die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, die auch für massenhafte Vertreibungen und die Ermordung von sechs Millionen Juden verantwortlich waren." Den jüdischen Bürgern Riegelsbergs, die vertrieben oder ermordet wurden, wolle man nun würdevoll gedenken. Bisher entdeckte man in den Recherchen fünf deutsche Familien jüdischen Glaubens, die damals in Riegelsberg lebten.

Monika Jungfleisch, die im vergangenen Jahr damit begonnen hatte, die Geschichte dieser Familien für die Saarbrücker Zeitung zu erforschen, schilderte: "Sie zogen nach Hitlers Machtergreifung entweder weg, flohen über Luxemburg in die USA oder flüchteten nach Frankreich, von wo aus insgesamt sieben Frauen, Männer und Kinder in den letzten Kriegsjahren in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden." Es gab aber auch ein Beispiel großer Solidarität und Zivilcourage Riegelsberger Bürger : "Adele Gross, geborene Samuel, und ihre beiden Söhne Erich und Paul konnten dank ihres Ehemanns Gottfried Gross und vieler Nachbarn vor den Nazi-Schergen versteckt und vor eine Deportation geschützt werden."

Der Künstler Gunter Demnig , der das Projekt Stolpersteine initiiert und europaweit über 47 000 Stolpersteine verlegt hat, wird voraussichtlich am 20. April in Riegelsberg die Steine verlegen. Die Finanzierung soll über Spenden erfolgen, pro Stein fallen, mit Aufbringen einer Messingplatte und Gravur, 120 Euro an. Insgesamt könnten für 14 Riegelsberger Männer, Frauen und Kinder Stolpersteine vor deren ehemaligen Häusern - niveaugleich mit dem Boden - verlegt werden. Acht Spender haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Sowohl das Erinnern an die dunklen Seiten der Geschichte als auch das Erinnern an couragierte, mutige Bürger sei ein ehrenwertes Anliegen, so der Riegelsberger Ortsvorsteher Heiko Walter.

Viel Zuspruch fanden die Erzählungen des Zeitzeugen Helmut Klein, der mit seinen 87 Jahren den Weg ins Haus Gabriel im Rollstuhl auf sich genommen hatte. Er selbst sei dank der Fürsprache eines jüdischen englischen Offiziers aus englischer Kriegsgefangenschaft frühzeitig entlassen worden. Mit seinem Kommen wolle er zeigen, wie wichtig ihm das Gedenken an die deportierten und auch beschützten jüdischen Bürger sei. "Für mich tragen die Stolpersteine ein Stück Menschlichkeit weiter", sagte Helmut Klein.

Stefan Gross, der Enkel der geretteten Jüdin Adele Gross, zeigte sich tief gerührt von dem Engagement Riegelsberger Bürger , die damals seine Großmutter, seinen Vater und Onkel geschützt hatten.

Kontakt zum "Aktionsbündnis Stolpersteine für Riegelsberg ": Monika Jungfleisch, Volker Junge, Tel. (0 68 06) 23 55.

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