Dieses Drama kennt wohl jeder Der Muff im Umkleide-Kabuff

Wer schön sein will, muss leiden: Neue Kleidung einzukaufen, ist manchmal kein ungetrübtes Vergnügen. Mal ganz davon abgesehen, dass man mit der aktuellen Mode nicht immer restlos einverstanden ist . . .

Dieses Drama kennt wohl jeder: Der Muff im Umkleide-Kabuff
Foto: SZ/Robby Lorenz

Der Frühling ist da und mit ihm der Wunsch nach einem neuen Aussehen. Also tapfer hinein ins Einkaufsgetümmel, der Nachwuchs kommt mit. Er ist schnell fertig, hat, wie nicht anders zu erwarten, eine schwarze Hose und ein schwarzes Oberteil gekauft. Derweil darf ich mich mit den Beinkleidern quälen. Zwei neue Hosen sollen es sein, die sich irgendwo in einem der unzähligen  Stapel verbergen. Waidmannsheil!

Doch wo fängt man an, wo hört man auf? Eine zielsichere Auswahl ist sehr, sehr mühsam. Mit Stretch oder ohne, ganz eng am Bein oder eher etwas weiter, hell oder dunkel? Wobei sich dieses Jahr klar feststellen lässt, dass die Schlaghose gar nicht mehr angesagt ist.  „Mudda, sowas kannschde gudd und gäär im Keller anziehe – beim Wäsch uffhänge“ zerstört mein Begleiter die Illusion auf Erwerb eines solchen Teils, das in der Jugend so glücklich machte.  Er hat sich derweil vor dem Laden postiert  in der Hoffnung, die Übung möge schnellstmöglich gelingen.  So, nun beherzt in die Stapel greifen und mit zwei, drei Hosen in der Umkleide verschwinden. Sie anprobieren und feststellen, dass sie überhaupt nicht passen. Ins angestammte Beinkleid wieder rein, Schuhe an, Jacke auch wieder an, weil da nicht nur die Geldbörse drin steckt. Heraustreten und nun die nächsten Stapel durchforsten. Drei, vier Mal geht es in die Kabine und wieder raus. Hose an, Hose aus, rinn in die Bux, raus aus da Bux. Nebenan verliert eine Kundin gerade die Nerven, mit Schweißperlen auf der Stirn herrscht sie ihren Gatten an. Der arme Kerl will ihr beim Beinkleid-Erwerb bloß behilflich sein. Man selbst steht auch schon in der eigenen Brühe, das An- und Ausziehen bleibt nicht folgenlos. Ein bisschen muss man an den Odeur nach einer anstrengenden Schulsportstunde denken.

Als man meint, Hitzewallung Nr. 17 nicht mehr ertragen zu können,  naht die Rettung in Gestalt der Verkäuferin. Sie bietet ihre Beratung an. Und macht so Schluss mit der typischen Kabinen-Krankheit: nix gefunden.  Zeit verplempert. Gesundheit wieder ein kleines Stückchen ruiniert.  Hals geschoben – mehrfach. So sieht er eben aus, der gefürchtete Muff im Umkleide-Kabuff.

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