Das schwarze Schaf wird langsam grau

Völklingen · In der Musikszene ist der Völklinger Ivo Müller bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Doch Ivo Max, wie er mit vollem Vornamen heißt, kokettiert lieber damit, das schwarze Schaf zu sein. Weil er aus einer Familientradition ausbrach.

 Ivo Müller, als jazzender Autodidakt verliebt in die Gitarre, bringt die Musik mit seinem Job als Bauingenieur in Einklang. Und schreibt jetzt auch noch einfühlsame Songtexte. Foto: Jenal

Ivo Müller, als jazzender Autodidakt verliebt in die Gitarre, bringt die Musik mit seinem Job als Bauingenieur in Einklang. Und schreibt jetzt auch noch einfühlsame Songtexte. Foto: Jenal

Foto: Jenal

"In meinem Elternhaus war ich immer das schwarze Schaf, und prompt ist auch nix aus mir geworden." Wer Ivo Müller noch nicht näher kennt, wird über eine solche Bemerkung von ihm zunächst erstaunt sein - sich dann aber an die leise, immer freundliche Ironie gewöhnen und sie genießen.

Mit dem "schwarzen Schaf" meint der 53-Jährige nämlich dies: Er stammt aus einer Rundfunk- und Theaterfamilie. Der Vater war Chefsprecher beim Saarländischen Rundfunk, die Mutter Bühnenschauspielerin und Moderatorin, der Bruder, Hajo Müller, verbreitet unter anderem die Nachrichten vom Halberg aus. "Wir sind Zwillingsbrüder", erläutert Ivo, "ich bin eine Viertelstunde älter, aber ich bilde mir darauf nichts ein." Und aus dieser Umgebung, wo das Wort Gewicht hatte und gepflegt wurde, büchste der Erstgeborene aus und wandte sich der Musik zu, genauer: der Gitarre . Noch genauer: der akustischen Gitarre , zupfend, ohne Plektrum, solo und in verschiedenen Bands, mit immer neuen musikalischen Impulsen.

Sie blieb die ständige Begleiterin des jazzenden Autodidakten, der keinen Widerspruch darin sieht, als Musiker quasi nebenher Ingenieurwissenschaft zu studieren und dann - bis heute - als Bauingenieur bei der Stadt Saarbrücken zu arbeiten. Nein, die Musik ist für ihn keine Ergänzung, keine Erholung, erst recht kein Gegenpol zu seiner Berufstätigkeit. "Beide Bereiche erfordern Intellekt und Emotionen", sagt er, "wobei die Musik , die ich ja freiwillig mache, immer ein Wachsen und Erweitern erlaubt."

Der Bauingenieur Müller gibt ein Beispiel: Wenn er eine Drei-Kilometer-Brücke gebaut hat, ist der Auftrag erfüllt. Die nächste Brücke, 200 Meter lang, bedeutet nichts wirklich Neues. Aber, so der Musiker Müller, wenn ein Musikstück komponiert, einstudiert und aufgeführt wurde, ist es noch lange nicht fertig, das ist es nie. "Wenn man nur kleine Veränderungen am Vortrag vornimmt, öffnen sich neue Räume, musikalische Kunst ist nie ganz fertig", sagt der Künstler.

"Seit 30 Jahren ist die Musik das prägende Element in meinem Leben", stellt Ivo Max Müller fest. Und er selbst hat von der Röchlinghöhe aus, wo er seit 18 Jahren mit seiner Frau wohnt, die Musikszene der Region mitgeprägt. Neben mehreren Jazz-Serien an verschiedenen Orten in der Stadt, zum Beispiel Bistro Freichel in der Moltkestraße, Sportzentrum Stadionstraße, zehn Jahre lang Hüttenjazz, die er teilweise initiiert und organisiert hat, blieb immer noch Zeit für neue Bandprojekte und neuerdings auch für Gitarre plus Gesang, teils solo, teils im Duo und Trio mit bekannten Künstlern wie Marcel Adam und Dietmar Kunzler.

Und das ständige "Wachsen" setzt sich fort. Nach der CD "Ich ohne Dich", einem Soloprogramm von Ivo mit augenzwinkernden Texten rund um das Thema Liebe-Triebe-Seitenhiebe, kam folgerichtig weibliche Verstärkung ins Spiel: Sabine König heißt die Jazzerin, KönigMüller das Duo und die erste gemeinsame CD "Gelassen verlassen", eine wunderbare Mischung aus Pop, Jazz und Chanson, mit "zerzausten Beziehungswölkchen", mit viel Charme, Wärme und viel Tiefgang. Die Texte - man darf sie ruhig "Gedichte" nennen - schrieben teilweise König und Müller, was Ivo Müller aufatmen lässt: Das schwarze Schaf, der verlorene Sohn ist heimgekehrt zum Wort, der Familientradition. "Die Sprache schließt den Bogen", stellt er fest, "das Schaf wird langsam grau."

Ivo Mülller ist demnächst auch anderweitig unterwegs. Das Ivo-Müller-Trio mit dem Namensgeber (Gesang und Gitarre ), Thomas Girard (Saxofon und Flöte) und Jörg Jenner (Kontrabass) spielt am 4. März, 20 Uhr, im Kaffeehaus Ommersheim, am 13. März, 20 Uhr, in der Kulturhalle Hüttersdorf und am 26. März, 19.30 Uhr, im Café Zucker & Zimt, Saarbrücken-St. Arnual.

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