Alle Klarheiten beseitigt

Völklingen · Das Glas- und Heimatmuseum Warndt hat seinen Sitz im Alten Bürgermeisteramt Ludweiler. Ebenso dessen Träger, der Heimatkundliche Verein Warndt. Und auch der Theaterverein Thalia. Wem soll der Bau künftig dienen? Die jüngste Rats-Debatte hinterließ Ratlosigkeit.

 Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler beherbergt das Glas- und Heimatmuseum Warndt. Das denkmalgeschützte Gebäude ist Eigentum der Stadt Völklingen. Foto: Jenal

Das Alte Bürgermeisteramt in Ludweiler beherbergt das Glas- und Heimatmuseum Warndt. Das denkmalgeschützte Gebäude ist Eigentum der Stadt Völklingen. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Wenn ein Beschluss bestehen bleibt, den der zuständige Ausschuss des Völklinger Stadtrats 2011 gefasst hat, dann muss der Heimatkundliche Verein Warndt (HVW) ausziehen aus drei Räumen im Erdgeschoss des Alten Bürgermeisteramtes Ludweiler. Denn diese Etage des denkmalgeschützten Baus soll um- und ausgebaut werden für den Theaterverein Thalia. Der HVW möchte nun derzeit leerstehende Räume im ersten und zweiten Stock des Gebäudes nutzen und hat für seine Wünsche einen Plan vorgelegt (wir berichteten bereits). Damit hat sich der Ratsausschuss fürs Grundstücks- und Gebäudemanagement (GGM) in seiner jüngsten Sitzung befasst. Wohin die Reise gehen soll, wurde am Donnerstagabend freilich nicht klar, eher noch unklarer denn je.

Der HVW, erläuterte Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), habe zwar in seinem Konzept "seine" drei Erdgeschoss-Räume aufgegeben. Er betrachte sie aber weiter als nötig für seine Zwecke. Wobei beim Erdgeschoss-Ausbau "denkmalrechtliche Aspekte" zu beachten seien.

Die erklärte Stephan Michely, technischer Leiter des GGM, knapp und präzise. Werde so umgebaut wie bereits vom GGM skizziert - also so, dass der HVW drei Räume abtritt an Thalia -, müsse im Haus nur eine Trennwand entfernt werden. Damit sei das Denkmalamt einverstanden. Dieser Umbau koste knapp 80 000 Euro - Geld, das bereits im städtischen Haushalt sei. Behalte der HVW hingegen die Räume, könne man das Thalia-Zimmertheater nur zur Rückseite des Baus hin erweitern. Dabei müsse man mehrere Wände herausbrechen, auf denen die gesamte Gebäude-Last ruhe, und dann, der Statik zuliebe, die Obergeschosse umfassend unterfangen. Diesen - großen - Eingriff in die historische Bausubstanz lehne das Denkmalamt ab. Und er sei mindestens 400 000 bis 500 000 Euro teuer.

Die Kosten für den vom HVW gewünschten Obergeschoss-Ausbau könne man erst schätzen, wenn ein - baurechtlich unabdingbares - Brandschutzgutachten vorliege. Das koste rund 10 000 Euro und sei noch nicht in Auftrag gegeben.

Der Rat muss also entscheiden: entweder Raum im Erdgeschoss fürs Laientheater oder für die Heimatkundler; beide Vereine voll zufriedenzustellen, ist unmöglich. Und einfach vom Erdgeschoss nach oben umziehen kann der HVW nicht, denn dazu muss eine Wohnung Büro werden - ohne Baugenehmigung nicht zu machen.

Der SPD-Fraktion , die den Tagesordnungspunkt beantragt hatte, schmeckte das nicht. "Man kann den HVW doch nicht auf die Straße setzen mit seinem ganzen Material!", sagte Fraktionschef Erik Kuhn. Die Umsetzung der Thalia-Pläne "setzt voraus, dass zuerst im Dachgeschoss umgebaut wird", sekundierte Christiane Blatt , damit der HVW dort eine neue Bleibe finde. Für den Obergeschoss-Ausbau, hielt Lorig dagegen, sei keine Finanzierung in Sicht. Und die Stadt selbst könne hier nicht investieren, denn "das ist eine freiwillige Ausgabe".

Allgemeine Ratlosigkeit. Mit versteinerten Mienen verließen die HVW-Vertreter den Saal. Interner Streit im Heimatkundlichen Verein (HVW) um das Konzept des Glas- und Heimatmuseums Warndt blockierte bisher die Ausbaupläne fürs Alte Bürgermeisteramt. Der Konflikt ist nun entschieden. Burkhardt Valentin, De-facto-Museumsbetreuer und Verfechter eines reinen Glasmuseums, und der von ihm geführte Förderverein Glaskultur werden - so hat Valentin mitgeteilt - den Ausbau des Ludweiler Hauses zu einem Glasmuseum Saar nicht mehr betreiben, nachdem der HVW "definitiv erklärt hat, dass er ein saarländisches Glasmuseum in dem Gebäude nicht will".

Was bedeutet das fürs Museum in Ludweiler? "Ich weiß es noch nicht", sagt Valentin. Ob er persönlich sich so stark engagieren werde wie zuvor, sei offen. Das bisherige Museum könne weiterlaufen, aber die Einschränkungen seien mittlerweile enorm: Öffnungszeiten nur sonntags, keine "sinnvolle Erweiterung", keine Wechselausstellungen, kein Sonder- und Kinderprogramm.

Hat das Ludweiler Museum in dieser Form Zukunftschancen? "Nein", sagt Renate Talkenberg-Bodenstein vom Historischen Museum in Saarbrücken auf SZ-Nachfrage. Sie hat vor der Eröffnung das Konzept für Ludweiler erarbeitet und die reizvolle "Glas auf den Tisch"-Schau entworfen. "Wer soll das Museum denn machen?", fragt sie - auch ein kleines Museum müsse "ein gewisses Maß an Professionalität haben".

> Weiterer Bericht folgt.

Meinung:

Vertane Chancen

 Glas-Exponate, einst hergestellt in der Fenner Glashütte, im Ludweiler Museum. Foto: Engel

Glas-Exponate, einst hergestellt in der Fenner Glashütte, im Ludweiler Museum. Foto: Engel

Foto: Engel

Von SZ-Redakteurin Doris Döpke

Völklingens Stadtrat, voran die SPD-Fraktion , möchte es am liebsten allen Nutzern des Alten Bürgermeisteramts in Ludweiler recht machen: dem Theaterverein Thalia, dem Glas- und Heimatmuseum und dessen Träger, dem Heimatkundlichen Verein Warndt (HVW). Eine Entscheidung, wie es im Haus weitergehen soll, scheint nach der jüngsten Ausschuss-Debatte ferner denn je.

Das ist ein Jammer. Für alle. Besonders fürs Museum, das - klein und fein - einen guten Start hingelegt hatte. Doch so reizvoll auch ist, was man dort sieht: Als Betrachter hat man es schnell erfasst. Und weil nichts Neues hinzukommt, erübrigt sich ein zweiter Besuch; die Gäste-Zahlen, im Sinkflug, sprechen ihre eigene Sprache. Ein bisschen Museum, das ist wie ein bisschen schwanger - es geht nicht.

Museum? Wofür, mit wem, für wen? Theater? Vereinshaus? Alles zusammen ist nicht zu haben. Rat und Stadtverwaltung müssen klären, was sie wollen. Sonst nützt das Ludweiler Haus am Ende niemandem. Halbe Sachen sind allemal vertane Chancen.

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