Dringend gesucht: Perspektive

Völklingen · „Wir leben Vielfalt“ wird für den „Tag der offenen Tür“ am Samstag im Völklinger Berufsbildungszentrum versprochen. Damit könnte es bald weniger gut aussehen, denn die Schule steht vor einer Schrumpfung. Ein Plan des Trägers ist noch nicht erkennbar.

 Schlechte Bausubstanz: Das Berufsbildungszentrum auf dem Völklinger Heidstock. Archivfoto: Becker & Bredel

Schlechte Bausubstanz: Das Berufsbildungszentrum auf dem Völklinger Heidstock. Archivfoto: Becker & Bredel

Dem Berufsbildungszentrum (BBZ) Völklingen schien bis vor kurzem eine große Zukunft beschieden: Im November 2012 beschloss die Regionalversammlung, den Standort für eine Zielgröße von 1900 Vollzeitschülerplätzen (im Jahr 2020) auszulegen und dafür bis zu 40 Millionen Euro zu investieren. Ein Jahr später wurde dieses Vorhaben schon beschnitten. Drei Jahre später ist davon kaum etwas übrig: Die gleiche Regionalversammlung stimmte im Oktober 2015 einstimmig für ein Völklinger BBZ mit 600 Vollzeitschülerplätzen nach dem Jahr 2020/21. Das wäre nur noch die Mindestgröße, die man einem Berufsbildungszentrum zugesteht, damit es lebensfähig ist.

Derzeit werden in Völklingen etwa 2100 Schüler unterrichtet, davon 1500 in Teilzeit. Umgerechnet auf Vollzeitplätze sind es knapp 1200. Die Zielrichtung für die mittlere Zukunft lautet also: Halbierung der Schülerzahl. Wobei der Erhalt des jetzigen Standortes Bachberg/ Heidstock gegenüber einem Umzug in die Innenstadt (wohin dort auch immer) als "wirtschaftlichere Lösung" betrachtet wird. Das wäre eine Absage an alle Kommunalpolitiker, die einen Umzug der Schule zur Belebung der City in Erwägung ziehen.

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo (SPD ) sagte im SZ-Gespräch, dass die Völklinger Berufsschule von den insgesamt acht in der Zuständigkeit des Regionalverbandes die schwächste Bausubstanz habe. Eine Großinvestition dort sei in Anbetracht der allgemeinen Finanzlage nicht angebracht, man müsse verantwortungsvoll schauen, wo man das wenige Geld investiere. Für die Neuplanung in Völklingen ist nach Schilderung des Regionalverbandsdirektors die neue Prognose der Schülerzahlen maßgebend. In den letzten sechs Jahren sei die Zahl der Berufsschüler im Regionalverband um knapp 20 Prozent gesunken (von gut 17 000 auf knapp 14 000), am stärksten in Völklingen , nämlich um 35 Prozent von 3200 auf 2100 - "und das wird so weitergehen", so Gillo. Für das Jahr 2024/25 rechne man mit nur noch 11 000 Berufsschülern im Regionalverband.

Was engagierte Lehrerinnen und Lehrer in Völklingen vor allem irritiert, ist die ungeklärte Frage, wie die Verkleinerung der Berufsschule Völklingen aussehen soll, baulich und fachlich. Was wird abgerissen oder umgebaut? Und wann? Gibt es morgen vielleicht eine weitere Kehrtwende? Welche Fächer und Klassen bleiben, welche werden abgezogen? Und wohin? Was Insider beklagen und Außenstehende vielleicht gar nicht wissen: Für die Berufsschulen im Regionalverband gibt es bislang gar keinen Schulentwicklungsplan - "weil er nicht vorgeschrieben ist", sagt Gillo. Dennoch werde man "jetzt bald entscheiden", welche Fachrichtungen und Klassen an welchem Standort angesiedelt werden und wo nicht (mehr). In Völklingen ist laut Beschluss der Wegzug von ein oder zwei Berufsfeldern zu anderen Zentren denkbar.

Was in diesen Betrachtungen über Schülerzahlen noch nicht berücksichtigt wurde, sind die so genannten Flüchtlingsklassen, in denen Asylbewerber vor allem sprachlich, aber auch fachlich geschult werden. In Völklingen sind es derzeit sechs, demnächst sieben solcher Klassen. Sie sind mit jeweils 15 Schülern besetzt und fordern dem Personal viel ab.

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