310 Kinder werden zu Manegen-Künstlern

Röchlinghöhe · Artisten und Clowns, Fakire und Hochseilkünstler: Eine Woche lang tauscht die Völklinger Grundschule Bergstraße die Schulbänke ein gegen Manegenluft. Am Zirkusprojekt in der Filiale auf der Röchlinghöhe nehmen alle 310 Kinder, ihre Lehrer und etliche Eltern teil.

"Nicht einschlafen auf dem Nagelbrett!", ruft die Lehrerin Kathrin Schmitt. "Ist so schön gemütlich", sagen die Fakire grinsend und räkeln sich auf den Nägeln, als lägen sie am warmen Meeresstrand. Weil alle 310 Schüler, quer durch die Klassen eins bis vier, am Ein-Wochen-Projekt "Zirkus in der Schule" teilnehmen, legen sich Tubga, Bagiran, Meslin, Paula, Nuray, Annalena und Melike, um nur ein Team zu nennen, als Menschenturm auf eklig aussehende Glasscherben.

"Passiert nichts, ist aber ein Trick dabei. Der wird nicht verraten", sagt Leonard Müller. Müller, im Normalfall Lehrer der Völklinger Grundschule Bergstraße, mimt heute den Fakir-Betreuer. Seine Kollegin Sara Abu Eish verwöhnt den knuddelig kleinen Manegenhund Baby mit Leckerlis, "weil Baby so tolle Kunststücke kann", sagt sie.

Zirkusdirektor Rainer Wecker mit seinen Assistentinnen Angela und Heidi hat das Projekt fest im Griff. "Üben, üben, üben!", heißt es, und "Richtig verneigen ist das A und O des Artisten !" Die Kinder schlagen Rad, machen Handstand, balancieren auf wackeligen so genannten römischen Rollen und jonglieren sogar noch dabei. "Gut gemacht, Evan, prima, Leon", jubeln die Mitschüler über solch gelungene Übungen. Knabbern am Pausenbrot, denn bald kommen sie an die Reihe.

Am Hochseil geht's spannend zu. Schülerin Nergis berichtet: "Wenn das Seil schwingt und schwankt, spürt man das Kribbeln im Bauch." "Hab's auch gemerkt, hab' sogar regelrecht gezittert", berichtet Mürberra; aber "am Ende freut man sich, dass man's geschafft hat."

Genau darum geht es: "Die Maßnahme zielt auf die aktive Mitwirkung der Kinder. In der anregenden Umgebung des Zirkuszeltes, im Umgang mit Partnern, mit Tieren, Materialien, Geräten und Requisiten lernen die Kinder ganz neue Inhalte", erklärt die stellvertretende Schulleiterin Linda Ried-Ackermann. Außerdem soll das Projekt "Einblicke in alternative Wohn- und Lebensformen" vermitteln und beitragen zum Abbau von Vorurteilen.

Die Tiere vom "Circus Oriental", seit Jahren an diese Form des außergewöhnlichen Unterrichts gewöhnt, machen alles geduldig mit - der erwähnte Hund Baby ebenso wie die Ponys Piccolo und Virginia.

Einbezogen werden Zauberer, Kraftmenschen, zweibeinige Tiger, Schlangenbeschwörer. Und die Eltern , die im Vorfeld mit Vorschlaghämmern, Bohrmaschinen und diversen weiteren Werkzeugen halfen, das Zelt aufzubauen. Lehrer übernahmen die Stallaufsicht, fütterten Heu, streuten Stroh und misteten den Stall aus.

Am Freitag und Samstag gibt es beim Schulfest zwei Galavorstellungen (nur für die Schüler und Eltern ). Und die Kosten? "Großzügige Spenden vom Rotary- und Lionsclub Völklingen" helfen, sagt Ried-Ackermann. Der Förderverein der Schule ist dabei. Die Eltern haben eine Spende aus dem Erlös des Kleiderbasars beigesteuert. Auch das Landesamt für Soziales und das Jugendamt unterstützen das Projekt.

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