„Muttertag muss immer sein“

Völklingen · Kiymet Kirtas (42) ist Türkin, Mutter, Kauffrau im Gesundheitswesen und Vorsitzende des Völklinger Integrationsbeirates. Sie fordert in einem SZ-Gespräch Respekt für Frauen sowohl in der Rolle als Mutter als auch im Beruf.

 Bei den Völklinger SHG-Kliniken hilft das Familienhaus Sterntaler Mitarbeitern aus der Betreuungs-Klemme, hier eine Aufnahme von einem Aktionstag im Mai 2014. Saarstahl betreibt inzwischen in Völklingen sogar einen eigenen Kindergarten. Foto: Stefan Bohlander

Bei den Völklinger SHG-Kliniken hilft das Familienhaus Sterntaler Mitarbeitern aus der Betreuungs-Klemme, hier eine Aufnahme von einem Aktionstag im Mai 2014. Saarstahl betreibt inzwischen in Völklingen sogar einen eigenen Kindergarten. Foto: Stefan Bohlander

Foto: Stefan Bohlander

Der Muttertag , eine rein deutsche Erfindung? Falsch! Auch die Türken feiern ihn regelmäßig. Für sie ist das geradezu ein "heiliger Tag, weil sie ihre Mütter sehr schätzen", sagt Kiymet Kirtas, Vorsitzende des Integrationsbeirates der Stadt Völklingen . So hat die Wehrdener Moscheegemeinde für Sonntagnachmittag zu einer Extra-Feier für Mütter in die Kulturhalle eingeladen. Auch privat wird es am 10. Mai hoch hergehen. "Da werden sehr viele Blumen und Geschenke gekauft. Kinder bereiten ihren Müttern Überraschungen." Auch Kinder, die bereits aus dem Haus seien, kämen zum Feiern und Essen. Wer zu weit entfernt wohne, rufe zumindest an.

Kirtas leitet auch den türkischen Frauenkulturverein Violen in Völklingen . Der Verein hat sein Selbstbewusstsein in folgendes Motto gegossen: "Alles in der Welt ist das Werk einer Frau." - "Nein, wir sind nicht feministisch", sagt Kirtas schmunzelnd. Diese Worte stammten nämlich vom Staatsgründer der modernen Türkei, Kemal Atatürk.

Das Werk einer Frau? Kiymet Kirtas hat zunächst einmal zwei Kinder großgezogen, "sehr unterstützt von meiner Mama Ayse". Der Junge (22) studiert in Aschaffenburg Betriebswirtschaftslehre. Das Mädchen (15) steuert auf die Mittlere Reife zu. "Wir müssen unsere Mädchen bilden, denn sie sind die Mütter der Zukunft", mahnt Kirtas all jene, die die Frauenrolle noch sehr konservativ sehen. Zusätzlich zur Familie kümmerte sich Kiymet Kirtas um ihre berufliche Fortentwicklung, arbeitete als Krankenschwester, bildete sich zur Kauffrau im Gesundheitswesen weiter, übernahm auch Ehrenämter, die ihr am Herzen liegen.

Aber was tun, wenn keine Oma zur Verfügung steht? Im Allgemeinen fänden Mütter in Völklingen inzwischen gut einen Betreuungsplatz, weiß Kirtas. Bei Arbeitgebern spüre man aber noch Vorbehalte. Müttern werde bei Vorstellungsgesprächen oft mit als Erstes die Frage gestellt: "Wie alt sind Ihre Kinder?"

Es gebe aber inzwischen sogar Arbeitgeber , die sich selbst um die Kinder kümmerten. Einrichtungen wie das Familienhaus bei den SHG-Kliniken und den Saarstahl-Kindergarten Stahlsternchen finde sie "sehr, sehr gut". Denn: "Muttertag muss immer sein."Kind krank, Vater oder Mutter krank, Großmutter, sonstige Betreuungsperson oder -einrichtung ausgefallen? Die über 1100 Mitarbeiterinnen der Völklinger SHG-Kliniken finden hier schnell Hilfe. Sie können - die Voranmeldefrist beträgt nur einen Werktag - ihr Kind im Familienhaus Sterntaler unterbringen. Leiterin Ramona Kiefer und ihre Tagesmütter kümmerten sich da gestern um 24 Mitarbeiter-Kinder.

"Wir unterstützen die Familien, so weit es nur geht", sagt der stellvertretende Verwaltungsdirektor Peter Zwirner. Neben dem Familienhaus gibt es bei der SHG in Völklingen eine eigene Servicestelle "Familie und Beruf" mit Martina Koch als Ansprechpartnerin.

Saarstahl, größter Arbeitgeber in Völklingen , hat im Februar 2013 zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt sogar eine betriebsnahe Kindertagesstätte in der Siemensstraße eröffnet. Die Kita Stahlsternchen bietet Platz für 53 Kinder im Alter von acht Wochen bis zum Schuleintritt. Das Unternehmen hat dabei einen Großteil der Kosten übernommen.

Die Stadt Völklingen hat in den vergangenen Jahren mehr als zehn Millionen Euro für neue Kinderbetreuungsplätze ausgegeben. "Derzeit sind noch Plätze frei", meldete gestern Rathaussprecher Jürgen Manz. Halbtagsbeschäftigung werde bei der Stadtverwaltung schon seit langem angeboten. Und mit der Tagesstätte Kunterbunt finden Eltern sogar ein Betreuungsangebot direkt im Untergeschoss des Neuen Rathauses - mit dem kleinen Wermutstropfen, dass die Gewerkschaft Verdi nun gerade vor dem Muttertag zum Streik aufgerufen hat.

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