Interview „Singen will ich, so lang es die Stimme erlaubt“

Sulzbach · Der Liedermacher und Kulturveranstalter aus Sulzbach feiert Jubiläum: 60 Jahre Bühne, 50 Jahre im Saarland, 40 Jahre seit der ersten CD.

  Das neueste „Baby“ von Wolfgang Winkler (Mitte) ist „Talk im Kino“, eine neue Reihe im Saarbrücker Passage-Kino – hier mit Ewald Blum und Schorsch Seitz.

Das neueste „Baby“ von Wolfgang Winkler (Mitte) ist „Talk im Kino“, eine neue Reihe im Saarbrücker Passage-Kino – hier mit Ewald Blum und Schorsch Seitz.

Foto: Kerstin Krämer

Der Mann gehört zur saarländischen Kulturszene fast schon so selbstverständlich dazu, wie die Lyoner auf den saarländischen Abendbrot-Tisch. Wolfgang Winkler begegnet einem auf den Bühnen landauf landab, ist vor allem in seiner Heimatstadt Sulzbach einer der wichtigsten Kulturköpfe. Auch als Impulsgeber und Veranstalter ist der pensionierte Französisch-Lehrer hier seit Jahren aktiv. Er hat den deutsch-französischen Chansonpreis mit initiiert und ist auch sonst ständig präsent.  Jetzt feiert er ein dreifaches Jubiläum. Am Samstag, 14. März, mit einem Konzert in der Sulzbacher Aula.

60 Jahre auf der Bühne, wie schafft man das, wenn man ja so alt nun auch wieder nicht ist?

Wolfgang Winkler:  Norddeutschland, wo ich geboren bin, ist bekanntlich keine ausgesprochene Karnevalsgegend, aber an Rosenmontag 1960 hatte meine Schule eine große Veranstaltung organisiert: 300 Schülerinnen und Schüler, Lehrerkollegium und Eltern. Jede Klasse lieferte Beiträge für das Programm, und ich durfte mit meiner Klampfe das erste Mal eine Bühne betreten und ein Lied singen. Danach ging’s im Norden musikalisch weiter mit Auftritten in der Schülerband, im Posaunenchor und ab Mitte der 70er-Jahre im Saarland verstärkt in verschiedenen Formationen.

In all den Jahren, was, würden Sie sagen, war das Wichtigste und Schönste für Sie?

Wolfgang Winkler: Die Unmenge an wundervollen musikalischen Erinnerungen würde den Rahmen des Interviews sprengen, aber hervorheben möchte ich die Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk, der es mir Ende der 90-er ermöglicht hat, eine CD mit Liedern über meine Familie zu produzieren (Ohne Kinder keine Kohle) sowie die Begegnung mit dem ehemaligen französischen Generalkonsul Jean-Yves Defay, wodurch das Programm und die CD „Les copeaux du temps – Zeitsplitter“ entstanden sind.

Sie feiern auch 50 Jahre im Saarland. Als geborenes Nordlicht haben Sie sich ziemlich gut mit der saarländischen Mentalität arrangiert. Was mögen Sie denn am meisten hier?

Wolfgang Winkler: Auch dazu gäbe es viele Dinge aufzuzählen: der „Menschenschlag“, die Lebensqualität, die Frankreichnähe. . . Als „Beutesaarländer“ rühre ich jenseits der Landesgrenze für meine zweite Heimat vehement die Trommel – noch glaubhafter als „echte“ Saarländer. Meine saarländischen Eindrücke habe ich augenzwinkernd im Lied „Ach Saarland, du“ verarbeitet und bezeichnenderweise lautet darin der letzte Satz „Isch mahn dobleiwe“ (bitte um Nachsicht für mein Saarländisch).

Sie setzen sich seit vielen Jahren mit großem Engagement für deutsch-französische Kulturvermittlung ein, betreuen seit 2013 ja zum Beispiel auch das Projekt „Chanson in der Schule“. Haben Sie das Gefühl, die saarländische Frankreich-Strategie könnte noch was werden?

Wolfgang Winkler: Als Mensch mit einem großen Herzen für Frankreich sehe ich darin einen hervorragenden Ansatz und speziell bei „Chanson in der Schule“ erlebe ich, wie gut junge Menschen für die französische Sprache zu begeistern sind, wenn man „den richtigen Ton“ trifft. Genau das bietet meiner Meinung nach auch einen wesentlichen Ansatzpunkt, um das Ziel erreichen zu können. Die Strategie darf nicht so verstanden werden, dass hier alle Muttersprachler werden sollen – das hielte ich für ausgeschlossen. Aber der Erwerb einer ausgeprägten hohen Sprachkompetenz von weitaus mehr Menschen als in anderen Bundesländern ist durchaus möglich. Das ließe sich besonders dann realisieren, wenn Kinder in allen saarländischen Kindergärten und anschließend in allen Grundschulen kompetent mit der französischen Sprache vertraut gemacht würden, wofür zusätzliche Finanzmittel nötig wären.

Was erwartet Ihre Zuschauer beim Jubiläumskonzert „Lebens- und Liebeseindrücke“?

Wolfgang Winkler: Geschichten aus meinem Leben sowie erlebte und erfundene Erfahrungen zum Thema „Liebe“ in Gesang und Wort – unter anderem mein „Saarland-Liebeslied“.

Sie sind nun 71 Jahre alt. Werden Sie weiter auf der Bühne stehen oder lassen Sie mal etwas Ruhe einkehren?

Wolfgang Winkler:  Musik berührt mich, sie begleitet mich seit der Kindheit und sicherlich bis ans Lebensende. Zur Gitarre singen werde ich, solange es die Stimme und Handgelenke erlauben, ob nun vor Publikum oder für mich alleine. Seit 1960 waren es mehr als 2000 Auftritte, die 3000er-Marke halte ich allerdings für unrealistisch. . .

  „Das blaue Sofa“ mit Marie-Elisabeth Denzer (rechts, zweite Reihe) lief viele Jahre. Hier mit Wendelin und Brigitte von Boch, Diether Breitenbach und Thomas Duis.

„Das blaue Sofa“ mit Marie-Elisabeth Denzer (rechts, zweite Reihe) lief viele Jahre. Hier mit Wendelin und Brigitte von Boch, Diether Breitenbach und Thomas Duis.

Foto: Iris Maurer
 Für ältere Saarländer unvergessen: Mit dem Duo Marcel Adam & Wolfgang Winkler war Winkler vor gut 30 Jahren schon präsent.

Für ältere Saarländer unvergessen: Mit dem Duo Marcel Adam & Wolfgang Winkler war Winkler vor gut 30 Jahren schon präsent.

Foto: W. Wunderlich

Das Jubiläumskonzert „Lebens- und Liebeseindrücke“ findet am Samstag, 14. März, 20 Uhr, in der Sulzbacher Aula statt. Der Eintritt ist frei. Es gibt eine Hutsammlung, deren Erlös den beiden Sulzbacher Karnevalsvereinen (Ka-Ju-Ka und Pänz) zugute kommt für deren Jugendarbeit. Denn Winklers erster Auftritt war ja an einem Rosenmontag.

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