Porträt „Ohren auf statt höher, schneller, weiter“

SULZBACH · Arnulf Ochs ist neuer Leiter der Sulzbacher JAZZsCOOL und des Jazzworkshops. Ein Gespräch mit dem renommierten Gitarristen.

  Der Gitarrist Arnulf Ochs im Konzertsaal der Musikschule Sulzbach-/Fischbachtal an seinem ersten Arbeitstag als neuer Leiter der JAZZsCOOL.

Der Gitarrist Arnulf Ochs im Konzertsaal der Musikschule Sulzbach-/Fischbachtal an seinem ersten Arbeitstag als neuer Leiter der JAZZsCOOL.

Foto: Kerstin Krämer/Kerstin Kraemer +49/(0)177-1961209

Im vergangenen Dezember starb der Saarbrücker Jazzmusiker Christoph Mudrich, Leiter der Sulzbacher JAZZsCOOL. Die 2013 aus der Taufe gehobene Jazzabteilung der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal war ein Lieblingskind des Pianisten, Komponisten und Pädagogen; schon der augenzwinkernde Name war ganz nach dem Geschmack Christoph Mudrichs.

Keine leichte Aufgabe ist es, in die Fußstapfen des unvergessenen Musikers zu treten, der manche Facetten des Saarjazz prägte. Neuer Chef der JAZZsCOOL ist nun der Gitarrist Arnulf Ochs, der hier bereits seit vielen Jahren unterrichtet und sich nicht nur in der regionalen Blue-note-Szene einen Namen gemacht hat: Längst ist der in Kirkel wohnende Profi, 1970 in Saarbrücken geboren, auf internationalen Podien unterwegs.

Zu den Leib-und-Magen-Projekten von Arnulf Ochs zählten freilich Unternehmungen mit Christoph Mudrich, wie noch 2019 eine große Hommage an Charles Mingus. Ochs unterhält etwa ein Duo mit dem Gitarristen-Kollegen Uli Brodersen aus Rehlingen-Siersburg und ein gleichfalls saarländisch besetztes Jazzquartett. Er ist auf zahlreichen Tonträgern verewigt, darunter zwei Veröffentlichungen unter eigenem Namen, gastierte auf namhaften Treffen wie dem „North Sea Jazzfestival“ und tourte bereits in Brasilien.

Doch Arnulf Ochs greift nicht nur beim Jazz in die Saiten: „Ich versuche, stilistisch breit aufgestellt zu sein“, sagt er, „ich mag es, sowohl Jazzstandards zu spielen, als auch es ordentlich krachen zu lassen.“ Gerne gibt er dem Rocker, der zweifellos auch in ihm schlummert, kräftig Zucker, so als Gitarrist der St. Ingberter Band „Ayers Rockt“.

Denn bei seiner musikalischen Sozialisation kamen Klassik und Rock noch vor dem Jazz: Mit Klängen der Wiener Klassik bis Spätromantik wuchs er bereits im Elternhaus auf – der Papa ist ein ausgesprochener Fan der ernsten Muse. Arnulf erbte von ihm vor allem die Liebe zu Beethoven; er besuchte die musikalische Früherziehung, erhielt Stunden in Klavier und Cello. Was ihn freilich nicht davon abhalten konnte, auf der Gitarre Rockgrößen wie David Gilmour, Brian May, Jimi Hendrix und Jimmy Page nachzueifern („Deren Klangwelten hatten mich völlig in ihren Bann gezogen und sind bis heute Teil meiner musikalischen DNA.“) und sich an den Songs der Beatles, der frühen Genesis und von AC/DC zu erfreuen.

Den Jazz entdeckte er so ungefähr ab dem Alter von 16 und begann sich nach der „Initialzündung durch Pat Metheny schrittweise zu den Wurzeln vorzuarbeiten“. Es folgten Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane und besonders geschätzte Gitarristen wie Wes Montgomery, John Scofield, Kurt Rosenwinkel und Hanno Busch.

„Vor allem motivierte mich der improvisatorische Freiraum im Jazz“, sagt er: „Musizieren und Jazz im Besonderen, sind Kommunikation. Das verlangt immer wieder aufs Neue, an der musikalischen und außermusikalischen Empathie-Fähigkeit zu arbeiten, die eigenen Fähigkeiten in ein Kollektiv einzubringen und in den Dienst der Musik zu stellen.“ Ein zentrales Motto von Arnulf Ochs lautet: „Ohren auf statt höher, schneller, weiter“.

Das professionelle Rüstzeug festigte der angehende Musiker durch Studien bei dem belgischen Gitarristen Jacques Pirotton und an der Königlichen Musikhochschule im niederländischen Den Haag. „Ich profitiere von meiner Ausbildung in Den Haag: Sie war theoretisch sehr fundiert; und die holländische Jazzkultur ist doch sehr stark in der Tradition verwurzelt – das ist ein Fundament. Egal was man selber dann im Laufe des Lebens damit anstellt.“

Neben dem regelmäßigen Unterrichten war der Absolvent einer Zusatzausbildung als Instrumentalpädagoge als Dozent bereits beim saarländischen „Jazzworkout“ aktiv und beim Sulzbacher Jazzworkshop, den er als neuer JAZZsCOOL-Kopf nun ebenfalls leiten wird. Der Jazzworkshop ist sicherlich ein überregionales Aushängeschild; jährlich zieht er bis zu hundert Teilnehmer aus nah und fern an – die nächste Ausgabe soll vom 15. bis 18. Oktober über die Runden gehen.

Ganzjährig werden die JAZZsCOOL-Schüler in den Räumen der Musikschule Sulzbach-Fischbachtal von Arnulf Ochs und seinen Kollegen im gesamten Spektrum des jazztypischen Instrumentariums und in Theorie unterrichtet, vom Neuling bis hin zur Vorbereitung auf ein mögliches Jazzstudium, und es gibt mehrere Ensembles. „Mich ehrt es und ist mir ein Anliegen, die Jazzabteilung inhaltlich in Christophs Sinn weiterzuführen“, sagt Arnulf Ochs: „Wir haben ähnlich getickt.“ Wie sein Vorgänger möchte er mit der JAZZsCOOL eine „Jazzausbildung von der Pike auf anbieten, die auf dem traditionellen Jazz aufbaut.“

Kontakt: arnulf@arnulf-ochs.de und www.musikschule-sulzbach-fischbachtal.de

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