Obdachlos in Saarbrücken Trotz bitterer Kälte auf der Straße
Saarbrücken · Nachts zweistellige Minusgrade, tagsüber ebenfalls weit unter dem Gefrierpunkt: Helfer haben in der Landeshauptstadt Saarbrücken viel zu tun.
Harte Zeiten für Obdachlose: Wer zurzeit auf der Straße lebt, muss gegen heftigen Frost gewappnet sein. Damit niemandem etwas zustößt, sind Mitarbeiter der Landeshaupstadt Saarbrücken, sozialer Einrichtungen und Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Eine Anlaufstelle tagsüber: die Wärmestube in der Trierer Straße. Hier haben sich die Unterstützer aufs Wetter eingestellt – und erstmals auch am Mittwoch geöffnet, wie Sozialarbeiter Albert Ottenbreit am Dienstag ankündigte. Üblicherweise gönnen er und seine Kollegen sich an diesem Tag eine Auszeit. Doch wegen des Wetters wurde das geändert.
Der Ansturm sei beträchtlich: seit dem Kälteeinbruch bis zu 70 Hilfsbedürftige täglich. An anderen Tagen liege die Zahl weit darunter. „Besonders zum Mittagessen ist der Andrang jetzt groß“, sagt Ottenbreit.
Viele Betroffene stammten aus Polen und Rumänien – aus EU-Staaten, für die die grenzenlose Freizügigkeit gelte. Allerdings hätten sie, anders als beispielsweise Kriegsflüchtlinge, kein Anrecht auf Sprachkurse und Sozialleistungen. „Sie landen so zuerst auf der Straße und dann bei uns, weil sie keinen Job finden“, berichtet Ottenbreit. Und kritisiert die nach seiner Ansicht von Politikern verursachten Probleme. Diese EU-Bürger landeten deswegen in Deutschland draußen.
Situationen, in denen Wohnungslose während der vergangenen Tage von Helfern aufgelesen wurden, weil sie sich wegen der großen Kälte in akuter Gesundheitsgefahr befanden, sind Guido Freidinger nicht bekannt. Der Leiter des städtischen Sozialamtes: „Wir fahren mit einem Bus die Schlafstätten unter freiem Himmel ab.“ Unter anderem ein wildes Zeltlager. Dort sei aber zuletzt niemand angetroffen worden.
Freidinger spricht von einem engen Betreuungsnetz, darunter Caritas, Arbeiterwohlfahrt (Awo) und SOS-Kinderdörfer, die Notschlafplätze anbieten sowie einen stationären Kältebus an der Römerbrücke. Der Amtsleiter geht davon aus, dass dieses Angebot für die zwischen zehn und 25 Obdachlosen, die ständig in der Landeshauptstadt weilen, angenommen wird.
Die Polizei gibt ebenfalls Entwarnung. Ein einziger kältebedingter Notruf erreichte demzufolge am Montagabend gegen 22 Uhr die Inspektion in Burbach. Ein Mitarbeiter der Klinik am Rastpfuhl habe gemeldet, dass ein Betrunkener in leichter Bekleidung das Krankenhaus verlassen habe, obwohl Ärzte und Schwestern versuchten, ihn aufzuhalten. Als Beamte zur Klinik kamen, war der Patient schon weg. Der Polizeisprecher geht davon aus, dass er über Nacht bei Bekannten unterkam.