Trickdiebe bestehlen Postagenturen

Saarbrücken · Knapp 400 000 Euro erbeutete eine Bande von Trickdieben auf ihren Streifzügen in ganz Deutschland. Der saarländischen Polizei gelang es schließlich, die Täter anhand von Videoaufzeichnungen zu überführen.

Nach einer Serie von 29 Trickdiebstählen in ganz Deutschland hat das Landgericht gestern einen Mann aus dem Ruhrgebiet zu insgesamt sechs Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der 39 Jahre alte Angeklagte und seine Mittäter hatten sich insbesondere zwischen September 2012 und Mai 2013 auf Postagenturen oder Lotto-Annahmestellen in eher ländlichen Gebieten spezialisiert und dort insgesamt fast 400 000 Euro gestohlen. Dabei erbeuteten sie allein an sieben Tatorten im Saarland und Rheinland-Pfalz rund 175 000 Euro.

Die Diebesbande ging dabei immer nach dem gleichen und für sie offenbar sehr erfolgreichen Schema vor. In aller Regel waren sie zu dritt auf Routen unterwegs, die sie zu mehreren möglichen Tat-Objekten führten. An manchen Tagen standen bis zu fünf Stationen auf dem Plan. Zwei der Männer - darunter der Angeklagte - gingen dann in die Postagentur, verwickelten die Anwesenden in ein Gespräch und lenkten sie ab. Unterdessen nutzte der dritte Mann die Situation aus, schlich sich in das Büro der Agentur, suchte Schlüssel oder einen offenen Tresor und nahm das Bargeld. Das klappte fast immer. Nur in acht Fällen blieb es beim versuchten Trickdiebstahl, weil zu viele oder zu aufmerksame Kunden oder Mitarbeiter in denPostagenturen waren.

Die Männer aus dem Raum Gelsenkirchen praktizierten diese Masche bundesweit - außer im Ruhrgebiet. Dort sei diese Vorgehensweise bereits zu bekannt gewesen, sagte der 39-Jährige vor Gericht. Nach Aussage seiner Mittäter - die zu Haftstrafen von fünfeinhalb sowie vier Jahren und vier Monaten verurteilt worden sind - soll er der Kopf der Bande gewesen sein (wir berichteten). Dies wies der Angeklagte zurück. Aus seiner Sicht sei das Ganze eher gleichberechtigt und arbeitsteilig abgelaufen.

Diese Arbeitsteilung vor Ort lässt sich auch gut auf den Bändern der Videoüberwachungen in manchen Tat-Objekten erkennen. Mit Hilfe solcher Bilder wurde die Bande schließlich auch dingfest gemacht. Auslöser dafür waren Ermittlungen der saarländischen Polizei. Ein Beamter schickte die Bilder der Videoüberwachung an andere Dienststellen mit der Bitte um Unterstützung. Ein Polizist in Gelsenkirchen erkannte daraufhin zwei bekannte Gesichter, meldete dies nach Saarbrücken, und das Saarland wurde zum Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen zu rund 39 möglichen Taten mit einem Schaden von fast 400 000 Euro. Der 39-jährige Angeklagte hatte dabei von den Ermittlern den Namen "Der Pastor" bekommen. Weil er auf den Bildern von den Tatorten immer ruhig, besonnen und gut gekleidet wirkte - eben wie ein Pfarrer.

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