„Shpil she mir a Lidele in Jiddisch“

Saarbrücken · „Ist es respektlos, wenn Nichtjüdinnen heute diese Lieder singen?“ Diese Frage haben sich die etwa 30 Sängerinnen des FrauenStimmen-Ensembles gestellt, als sie ihr Klezmer-Programm vorbereitet haben. Sie haben die Frage mit nein beantwortet.

 Das Chorensemble FrauenStimmen bei einem Klezmer-Konzert in der St. Ingberter Christuskirche im November. Fotos: FrauenStimmen

Das Chorensemble FrauenStimmen bei einem Klezmer-Konzert in der St. Ingberter Christuskirche im November. Fotos: FrauenStimmen

 Chorleiterin Amei Scheib.

Chorleiterin Amei Scheib.

Sogenannte Weltmusik, traditionelle Chorwerke für Frauenstimmen, Schlagerbearbeitungen aus den 1930er- Jahren - alles kein Problem für die Frauen zwischen 20 und 75 Jahren, die sich einmal pro Woche zur Probe treffen und seit 2006 als Chorensemble FrauenStimmen auftreten.

Aber wenn nicht nur musikalische Herausforderungen bei den Proben auftauchen, sondern die deutsche Vergangenheit, die Verfolgung und Ermordung von Millionen Juden präsent sind, ist das schon eine besondere Schwierigkeit.

"Welche Bedeutung haben die Texte? Ist es respektlos, wenn Nichtjüdinnen heute diese Lieder singen?" Diese Fragen haben sich die Frauen gestellt, bevor sie angefangen haben, ihr Klezmer-Programm vorzubereiten.

"Klezmer-Musik ist traditionelle jüdische Musik - sehnsuchtsvoll, innig und warm, aber auch aufregend schnell und rasant", erklärt Lars Weber von der Regionalverbandsverwaltung, die den Chor mit seinem Klezmer-Programm anlässlich des Internationalen Frauentags ins Saarbrücker Schloss eingeladen hat.

Klezmer, sagt Weber, hat in Deutschland "eine stetig wachsende Fangemeinde und fasziniert sowohl mit ihrer lebensbejahenden Fröhlichkeit, die zum Tanzen einlädt, als auch mit ihrer tiefen Ernsthaftigkeit und Spiritualität".

Entsprechend "vorsichtig begannen die Chorsängerinnen, sich einer ihnen wenig bekannten Kultur zu nähern", erklärt er. Bücher, zum Beispiel Romane über jüdische Familiengeschichten oder die Autobiografie einer modernen Rabbinerin, wurden im Ensemble rumgereicht. Chorleiterin Amei Scheib holte sich in einem Klezmerworkshop Anregungen und wurde von jüdischen Musikern ermutigt, an dem Projekt festzuhalten.

Nachhilfe in der jiddischen Aussprache bekam der Chor von einer neuen Mitsängerin: Ruth Boguslawski ist selbst Jüdin, macht jiddische Musik und hat die Sprache der Ostjuden häufig bei ihren Eltern gehört. Außerdem besuchten die Frauen die Synagoge in Saarbrücken , stellten dem Kantor Fragen und lernten dabei eine Menge über den jüdischen Glauben und das heutige jüdische Leben im Saarland. Heraus kam das Programm "Shpil she mir a Lidele in Jiddisch".

Klezmerabend am Freitag, 6. März, um 19.30 Uhr mit dem Chorensemble FrauenStimmen im Festsaal des Saarbrücker Schlosses. Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Kartenvorverkauf bei der Tourist Information im Saarbrücker Schloss unter Tel. (06 81) 5 06 60 06 oder E-Mail touristinfo@rvsbr.de

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