Lacour sieht sich von Polizei provoziert

Saarbrücken · Wurde die Ex-Unterweltgröße Hugo Lacour (71) rechtswidrig von verdeckten Ermittlern der Polizei zu einem bewaffneten Raubüberfall provoziert? Diese Frage muss eine Strafkammer des Landgerichts ab dieser Woche klären.

 Hugo Lacour und sein Anwalt Michael Rehberger (r.) auf dem Weg zum Haftrichter. Foto: B & B

Hugo Lacour und sein Anwalt Michael Rehberger (r.) auf dem Weg zum Haftrichter. Foto: B & B

Foto: B & B

. Die harte Anklagebank im Schwurgerichtssaal des Landgerichts kennt Hugo Lacour (71). Hier wurde er 1997 nach monatelanger Verhandlung wegen Mordes an einem Bordellbesitzer, dessen Leiche nie aufgetaucht ist, verurteilt. Die Strafe ist verbüßt. Ab Donnerstag sitzt der ehemalige Saarbrücker Unterweltkönig, der Jahrzehnte im Saarland, Österreich und Frankreich inhaftiert war, wieder vor einer großen Strafkammer. Neben ihm sein Komplize, ein 40 jähriger Bosnier aus Saarbrücken . Bewaffneter Raubüberfall und Drogenbesitz lauten die Vorwürfe der Anklage.

Der betagte und nach Angaben seines Verteidiger Walter Teusch schwer erkrankte Gefangene soll den versuchten Raubüberfall auf einen angeblich vermögenden Geschäftsmann vom März dieses Jahres im Grunde gestanden haben. Auch den Drogenbesitz räumt er ein. Die Ex-Unterweltgröße sieht sich aber wohl weitgehend als Opfer rechtswidriger Polizeimethoden.

Lacour ging verdeckten Ermittler auf den Leim. Die Falle schnappte am 27. März in einer Ferienanlage in Losheim-Rissenthal zu. Ein Bekannter, den Lacour Wochen zuvor in einem Burbacher Café kennen lernte, hatte ihm von einem reichen Freund erzählt, der über 130 000 Euro bar verfüge, die er gerade von einer Luxemburger Bank für den Kauf eines Wohnmobils geholt habe. Was Lacour nicht wusste: Die Ermittler hörten seine Telefone ab, observierten ihn. Sein neuer Bekannter war ein Polizist im Einsatz als verdeckter Ermittler . Als Lacour - mit Perücke und Elektroschocker - und der mit einer Pistole bewaffnete Bosnier in Rissenthal vor der Tür standen, wurden sie von der Polizei überwältigt. Gerichte hatten den Einsatz der verdeckten Ermittler gebilligt, weil Lacour im Verdacht stand, Tippgeber für weitere Schwerverbrecher zu sein. Er soll Hinweise auf vermögende Leute gegeben haben, die später brutal überfallen und gefoltert wurden. Tatsächlich hatte Lacour in zwei Fällen längere Zeit vor den Raubüberfällen Kontakt zu den späteren Opfern.

Während die Staatsanwaltschaft argumentiert, es sei die offen erkennbare Bereitschaft Lacours zur Tat ausgenutzt worden, spricht Verteidiger Teusch von einem "absolut rechtswidrigen Einsatz verdeckter Ermittler ", einer provozierten Tat.

Im Vorfeld des Prozesses hat das Gericht, so war zu erfahren, die Prozessbeteiligten zu einem Rechtsgespräch geladen.

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