„Irgendwann muss Schluss sein“

Saarbrücken · 25 Jahre lang war Guglielmo Scandariato im Integrationsbeirat der Stadt Saarbrücken und hat dort viel getan für die Gleichberechtigung von Ausländern. Nun will sich der Italiener Zeit für sich und seine Frau nehmen.

 Guglielmo Scandariato will sich in Zukunft um seine Frau und den heimischen Garten kümmern. Foto: Oliver Dietze

Guglielmo Scandariato will sich in Zukunft um seine Frau und den heimischen Garten kümmern. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Guglielmo Scandariato ist ein Mann der ersten Stunde im Saarbrücker Integrationsbeirat. Seit der Gründung des Beirats im Jahr 1989, setzte er sich dafür ein, dass Ausländer die gleichen Rechte bekommen wie Einheimische. Anfang April nun verzichtete der 69-Jährige auf eine erneute Kandidatur. "Irgendwann muss Schluss sein", erklärt Scandariato. Er will die Zügel nun der jüngeren Generation übergeben, "die wissen ja jetzt, wie es geht", sagt der gebürtige Sizilianer, der 1964 nach Deutschland kam und der Liebe wegen blieb.

"Ich habe mit meiner Arbeit gute Spuren hinterlassen", sagt Scandariato: "Auch wenn nicht jeder Schuss auf Anhieb ein Treffer war." Frustriert sei er ab und zu schon gewesen, etwa wenn er mehrfach Anträge an den Stadtrat stellen musste, bis diese abgesegnet wurden. "Aber wenn ich eines gelernt habe, dann, dass es ohne die Politik nicht geht. Und dass wenn man sein Vorhaben plausibel vorbringt und kompromissbereit ist, öfter zum Erfolg kommt", so Scandariato.

So habe er sich etwa für mehrsprachige Erzieherinnen in Kindergärten stark gemacht. Sein größter Erfolg im Beirat sei 2007 gewesen, als er die ersten überirdischen Grabkammern auf Saarbrücker Friedhöfen mit einweihen durfte. In Italien ist diese Art der Bestattung üblich, in Deutschland hingegen nicht. Für Scandariato sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, der italienischen Gemeinde in Saarbrücken eine für sie würdige Bestattung zu ermöglichen. Zusammen mit Mitarbeitern der Stadt und Grabherstellern war er deshalb ins italienische Bozen gereist, um dort überirdische Gräber zu besichtigen. Mit Erfolg - Saarbrücken war bis dahin die erste deutsche Stadt, die diese Art der Bestattung anbot. "Damit haben wir der Stadt ein Denkmal gesetzt", sagt Scandariato.

Trotz des Endes seiner aktiven Zeit im Integrationsbeirat, setzt sich der Italiener weiterhin für die Belange von Ausländern ein. "Als nächsten Schritt planen wir Mausoleen für Familiengräber. Aber das ist eine teure Angelegenheit." Auch über die Zukunft des Beirats macht er sich noch immer Gedanken: "Ich wünsche mir, dass die Beiratsmitglieder im Stadtrat nicht nur in Integrationsfragen, sondern auch bei anderen Belangen mitreden dürfen." Auch dass Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft in den Beirat gewählt werden können, erhofft er sich. Bisher ist eine Kandidatur nur Menschen mit ausländischem Pass möglich.

So ganz los kommt er vom Beirat also noch nicht. Kein Wunder, seine Arbeit für das Gremium hat den ehemaligen Inhaber einer Pizzeria lange Jahre ausgefüllt, unter den Mitgliedern war Scandariato ein geschätzter Mitstreiter. Das brachten sie mit einem persönlichen Abschiedsgeschenk für "ihren Mimmo" zum Ausdruck - ein Album mit guten Wünschen und Fotos. "Klar vermisse ich die Leute und die Arbeit im Beirat. Aber ich freue mich schon, mich um meine Frau Ursula kümmern zu können, die in den vergangenen Jahren viel zu oft auf mich verzichten musste", sagt Scandariato. Auch der heimische Garten soll dabei nicht zu kurz kommen.

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