Entdeckungstour zwischen Bunkern und Tempel-Resten

Saarbrücken · Der Donon, einer der höchsten Berge der Nordvogesen, ist ein historisch außergewöhnlicher Ort: In der Antike verehrten ihn die Kelten, vor 100 Jahren verwandelten ihn Deutsche und Franzosen in einen Kriegsschauplatz. Eine Exkursion am Sonntag will die bewegte Geschichte des Berges erlebbar machen.

 Die Wanderung wird an versteckten, zum Teil längst überwucherten Kriegs-Relikten wie diesem Bunker vorbeiführen. Foto: Thomas Martin

Die Wanderung wird an versteckten, zum Teil längst überwucherten Kriegs-Relikten wie diesem Bunker vorbeiführen. Foto: Thomas Martin

Foto: Thomas Martin

Verwitterte Bunker, labyrinthartige Schützengräben, riesige Soldatenfriedhöfe: Vogesen-Wanderer kennen die stummen Zeugen des "Grand Guerre", des Ersten Weltkriegs, nur zu gut. Sie erinnern an einen dreieinhalb Jahre dauernden Stellungskrieg, der vor 100 Jahren zwischen den Nordvogesen und der Schweizer Grenze wütete und das Leben Zehntausender junger Franzosen und Deutscher kostete.

Passend zur Ausstellung "Euphorie und Untergang" und dem Jahrestag der Schlacht am Donon organisiert das Saarlandmuseum an diesem Sonntag eine Wanderung über die Kriegsschauplätze , bei der noch eine weitere historisch bemerkenswerte Facette des 1000-Meter-Bergs beleuchtet wird: In der Antike galt der Donon, an dem auch die beiden Quellflüsse der Saar entspringen, als mythischer Ort: "Die Kelten hielten ihn für heilig", sagt der Kulturwissenschaftler Thomas Martin, der zusammen mit dem Museumspädagogen Michael Glaser die Exkursion leiten wird. Man habe bei der Konzeption mit dem archäologischen Schwerpunkt bewusst einen Kontrapunkt zur düsteren Kriegs-Thematik setzen wollen.

Die Streckenführung, erläutert Martin, werde einer Acht gleichen, also aus zwei Schleifen bestehen. Die erste führt durch meist flaches Gelände, die zweite besteht aus dem Aufstieg zum Gipfel. Treffpunkt ist ein Parkplatz in der Mitte, so dass Teilnehmer je nach Fitness auch nur einen Teil der Tour mitmachen können. Los geht's in der ersten Schleife mit den Schützengräben und Bunkeranlagen. "Die sind in der Regel offen und begehbar", sagt Martin, "aber ohne Taschenlampe kommt man nicht weit." Innen sei es stockdunkel, immer wieder stoße man auf Latrinenlöcher im Boden. Martin will vor Ort auf Karten den Schlachtverlauf nachzeichnen und einen Eindruck vom Soldaten-Alltag an der Front vermitteln.

Am Donon, sagt Martin, könne man auch gut zeigen, wie sich Bauweise und -material der Bunker über die Zeit hinweg veränderten. Vom einfachen Stein-Holz-Bau bis zur massiven Gussbeton-Konstruktion seien alle Formen erhalten. Einer der Besichtigungs-Höhepunkte ist der Rest einer Drahtseilbahn, mit der die Truppen im Gefecht Material auf den Berg und Verletzte wieder hinunter transportierten.

Der zweite Teil der Exkursion führt dann zu den Relikten der Kelten- und Römer-Zeit. Zielpunkt ist die Rekonstruktion eines Merkur-Tempels auf dem Gipfel. Es gebe sogar, sagt Martin, einen Schnittpunkt der beiden Themen. Kaum vorstellbar, aber wahr: Selbst in den Wirren des Ersten Weltkriegs wurden am Donon systematische archäologische Grabungen durchgeführt. Martin will zeigen, wo. Etliche Funde dieser Zeit sind erhalten und im archäologischen Museum in Straßburg zu sehen.

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Auf einen BlickDie Exkursion startet am Sonntag, zwölf Uhr, vor Ort. Es gibt keine gemeinsame Anreise. Die Tour dauert etwa vier Stunden, ist als Rundweg konzipiert und kann daher bereits nach zwei Stunden beendet werden. Treffpunkt ist der Parkplatz am Vogesen-Pass Col de la Côte de l'Engin an der D145 (nördlich des Donon). Anmeldung und Infos zur Anfahrt unter der Tel. (06 81) 9 96 42 29, per E-Mail: service@saarlandmuseum.de jkl

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