Ein Gärtner-Frühling der mühsamen Art

Regionalverband · „April windig, kalt und trocken macht alles Wachstum stocken“ – eine Bauernregel, die hinkommt. Das ergab unsere Spurensuche in der Region. Hier warten alle Hobbygärtner auf ausgiebigen Landregen und warme Sonne.

 „Wie e Aff uffem Schleifschdään“: Walter Faas (links) und Christoph Nicolay helfen Benjamin Faas beim Setzen von Saatkartoffeln. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von „Ackersurfen“. Foto: Faas

„Wie e Aff uffem Schleifschdään“: Walter Faas (links) und Christoph Nicolay helfen Benjamin Faas beim Setzen von Saatkartoffeln. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von „Ackersurfen“. Foto: Faas

Foto: Faas

"Bitter, meine Hortensien sind hin", sagt Monika Lambert-Debong, Geschäftsführerin im Landesverband der Gartenbauvereine Rheinland-Pfalz/Saarland. Eine Fachfrau, die häufig in der Region unterwegs ist zu Vorträgen und Diskussionen in Sachen Hobby-Gartenbau. Lambert-Debong: "Die Kaltfront mit Nachtfrösten hat uns zum falschen Zeitpunkt erwischt. Viele Blüten sind erfroren. Jetzt macht die anhaltende Trockenheit den Gärtnern zu schaffen."

Stimmt, bestätigen Alfred Rohnert und Lothar Reinhard vom Obst- und Gartenbauverein Köllerbach. Gerade haben sie vorgekeimte Saatkartoffeln der Sorte "Annabelle" in die Erde von Uhrmachers Haus gebracht. Dessen Garten hinter dem Saarländischen Uhrenmuseum, gut 1000 Quadratmeter plus eine doppelt so große Streuobstwiese, bestellen sie als Schaugarten. "Viel zu trocken, viel zu kalt, jetzt sind wir 14 Tage zu spät dran und müssen auch noch wässern", resümiert Reinhard. Er hat recherchiert, "dass der April in unserer Region nur fünf Prozent der sonst üblichen Regenmenge gebracht hat".

Doch noch ist nichts verloren, meint Fachfrau Lambert-Debong: "Für die Arbeit im Garten muss man Geduld und Fingerspitzengefühl mitbringen. Selbst wenn im März die Sonne schon warm scheint, sollte man schön stille halten, bis sich die gute Witterung stabilisiert hat." Nach den bevorstehenden Eisheiligen und der Kalten Sophie könne man im Garten voll loslegen mit Salaten, Gemüse, sogar mit den kälteempfindlichen Bohnen.

Robert Weber aus Großrosseln ist Geschäftsführer im Kreisverband Saarbrücken der Gartenbauvereine. Er bestätigt: "Wer seine Pflänzchen im Gewächshaus oder unter Folie gezogen und langsam an die niedrigen Nachttemperaturen gewöhnt hat, kann sie nach den Eisheiligen bedenkenlos ins Freie pflanzen." Aber Vorsicht! Mit den wärmeren und hoffentlich auch etwas feuchteren Tagen warten weitere Schädlinge auf den Hobbygärtner, dazu Weber: "Die Blattlaus verursacht viele Schäden an frisch gepflanzten Obstgehölzen. Meist hilft ein umweltfreundliches Spritzmittel." Buchsbäume leiden unter Pilzbefall und den Raupen des Zünsler-Schmetterlings, die schon mancher uralten Buchs-Hecke, etwa in Versailles, den Garaus gemacht haben.

Weber: "Manchmal hilft ein Spritzmittel wie Bacillus thuringiensis, manchmal müssen Sie sich leider, so bitter es ist, von Ihren schönen Buchsbaumhecken trennen."

So sehen es im Ökogarten Fürstenhausen (es handelt sich um eine vom Jobcenter im Regionalverband Saarbrücken geförderte Maßnahme für Langzeitarbeitslose) auch die Fachbetreuer Patricia Lay und Christian König und der gelernte Gärtner Mike Braun: "Ist der Zünsler erst einmal da, helfen nur noch radikale Maßnahmen." Jetzt, mit den ersten zaghaften Wärmeimpulsen, beginnen die Teilnehmer an allen Ecken und Enden des fußballfeldgroßen Ökogartens mit der Arbeit. "Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren sind gelegt. Heute kommen die ersten vorgezogenen Gemüsepflänzchen an die Reihe, und in den nächsten Tagen bepflanzen wir die Hochbeete in der Innenstadt", sagt Gärtner Braun. "Natürlich war's zu lange zu kalt und zu trocken, die Entwicklung in diesem Jahr ist schon übel."

Wo Schatten ist, ist auch Licht: "Wenigstens haben wir bis jetzt Ruhe vor den Schnecken." Ach ja, die gefräßigen Biester hätten wir fast vergessen! Was tun gegen die Invasion der Nacktschnecken? "Einsammeln, einen Schneckenzaun bauen. Wenn alle Stricke reißen, auch mal mit Schneckenkorn arbeiten", antwortet Fachmann Weber. Eine schlechte Ausgangslage für Laubenpieper, aber: "Allein die Arbeit im Garten befriedigt, und am Ende kommt vielleicht doch alles besser, als es im Moment aussieht."

Diese Hoffnung teilt der Nebenerwerbslandwirt Benjamin Faas. Er hat mit Hilfe von Christoph Nicolay, von dessen Pfadfindertrupp und von Verwandten mit seinem Uralttrecker Porsche Dieselross und seiner eisernen Setzmaschine ("stammt aus der Franzosenzeit") Setzkartoffeln - unter anderem die seltene Sorte "Bamberger Hörnchen" - auf einem Acker am Köllerbacher Sommerberg gelegt. Faas: "Jetzt wird gehäufelt, gehackt, Kartoffelkäfer werden gesammelt. Und so hoffen wir im Herbst auf eine gute Ernte."

Zum Thema:

 Gärtner Mike Braun arbeitet im Fürstenhausener Ökogarten. Dort hat das Team schon kräftig losgelegt und Gemüsepflanzen gesetzt. Foto: Faas

Gärtner Mike Braun arbeitet im Fürstenhausener Ökogarten. Dort hat das Team schon kräftig losgelegt und Gemüsepflanzen gesetzt. Foto: Faas

Foto: Faas

Über den Buchsbaumzünsler Der Kleinschmetterling aus Ostasien wurde in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt. Die ersten Nachweise gab es ab 2006 in der Schweiz und in Süddeutschland. Massive Schäden entstehen durch seine Raupen, von denen es jährlich zwei bis drei Generationen gibt. Sie ernähren sich ausschließlich von Buchsbaum-Grün, fressen Laub und Zweigrinde ab. Die Sträucher treiben nach dem Kahlfraß zunächst wieder aus, doch spätestens die zweite Raupen-Generation lässt sie absterben. Jedes Jahr breitet sich der Zünsler ein wenig weiter aus; inzwischen hat er auch das Saarland erreicht.

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