Der Bart als Kulturgut

Saarbrücken · Holger Bousonville hat sich darauf spezialisiert, Hunde zu fotografieren. Vor einem Jahr hatte er dann aber eine Idee, die ihn bis heute ziemlich beschäftigt: Er setzt Bärtige in Szene.

 Bärte machen Leute – das dokumentiert der Fotograf Holger Bousonville, rechts unten. Gut 150 Bärtige hat er bereits fotografiert in den vergangenen zwölf Monaten. Fotos: Bousonville

Bärte machen Leute – das dokumentiert der Fotograf Holger Bousonville, rechts unten. Gut 150 Bärtige hat er bereits fotografiert in den vergangenen zwölf Monaten. Fotos: Bousonville

Mit den Fotos kamen die Fragen. "Gehorcht der Bart, oder herrschen da ein täglicher Kampf und Kompromisse im Gesicht?", ist eine der Fragen, mit denen sich Holger Bousonville auseinandersetzt, seit er sein "Beards of Saarbrooklyn "-Projekt gestartet hat. Ein Jahr ist es nun her, seit er die ersten "Bärte von Saarbrücken " fotografiert, seine Projekt-Internetseite angelegt und Diskussionen um den "Bart als Kulturgut" angezettelt hat.

"Es geht um Bartkultur, um verschiedene Stile, um echte Bartträger und nicht um Leute, die sich mal eben einen Bart stehen lassen", hat er damals erklärt - und damit gerechnet, dass sich gerade mal 20 oder 30 Bärtige bei ihm melden werden, um Teil des Projekts zu werden. Das war eine Fehleinschätzung. In der Werbung sind plötzlich immer mehr Männer mit Bart aufgetaucht, der Bart sei Mode geworden, erklärt sich Bousonville das große Interesse an seinem Projekt. "Ich bin da auf eine Welle geraten", sagt er - und die trägt das Projekt auch noch ein Jahr nach dem Start.

"Bei 100 Bärten wollte ich aufhören, dann habe ich aber gemerkt, dass es schon 150 sind", sagt der Fotograf. Was mit den Bildern geschehen soll, sei noch unklar. Für eine Ausstellung fehlt bisher das Geld. Denn in einer Sache hat Bousonville sein Projekt nicht falsch eingeschätzt. Vor einem Jahr hat er betont, dass das "keine Geschichte ist, mit der man Geld verdienen kann".

Er sollte Recht behalten. Die Fototermine und die Bilder sind für die Bärtigen kostenlos. Dass sich so viele gemeldet haben und immer noch melden, liege sicher auch daran, dass man kein Selbstdarsteller sein müsse, um mitzumachen. "Man muss nicht groß sein oder klein, nicht trainiert, sich nicht toll bewegen können. Männer wollen normalerweise kein Foto von sich. Aber so ein Bart, den man sich erarbeitet hat, der verdient es, fotografiert zu werden", erklärt Bousonville seinen Erfolg.

Er selbst versucht, sich nicht so wichtig zu nehmen. "Ich sehe das nicht als große Fotokunst", sagt er. Und es sei auch nie darum gegangen, "technisch perfekte Bilder zu machen". Sollte sich ein Sponsor finden, der eine Ausstellung - also Papierabzüge der Fotos und Rahmen - bezahlt, wäre das natürlich klasse. Ansonsten denkt Holger Bousonville darüber nach die Fotos in einem E-Book zu sammeln.

Vielleicht gesellen sich da zu den Fotos die Fragen der Bartträger - und Antworten. Wobei manche Antworten dann schon wieder Fragen sind. "Bartöl oder doch lieber Wachs? Das Shampoo oder die Spülung wechseln?" Da sind sich die, deren Bärte rumzicken, nicht ganz einig.

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BeardsofSaarbrooklyn

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